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Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)

Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)

Titel: Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
Autoren: Madeline Hunter
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ihrer früheren Entschlossenheit zurückzugewinnen.
    Sie war hier, weil niemand sonst es tun würde. Die Welt hatte den guten Namen ihres Vaters zusammen mit seinem Leichnam beerdigt. Sein Tod war Beweis genug gewesen, dass die Anschuldigungen gegen ihn der Wahrheit entsprachen. Man nahm an, dass ein schlechtes Gewissen der Grund für seinen Selbstmord gewesen war, nicht etwa tiefe Melancholie und Niedergeschlagenheit.
    Immer noch litt die ganze Familie unter dieser Schande. Mama beklagte den Verlust ihres Freundeskreises, während sie tapfer sein Andenken verteidigte. Selbst Onkel Rupert hatte aufgehört zu schreiben, als der Skandal ausgebrochen war, natürlich in dem Versuch, sich durch die Beendigung jeglicher Beziehungen reinzuwaschen. Und Roger – nun, auch seine unsterbliche Liebe hatte den Skandal nicht überlebt.
    Sie versuchte, sich deswegen den Anschein von Gleichgültigkeit zu geben, aber bei dem Gedanken an Roger wurde ihr Herz von tiefem Bedauern erfasst. Sie war sich sicher, dass das irgendwann vorbei sein würde. Wenigstens konnte sie sich damit trösten, nie wieder so enttäuscht zu werden. Nach der tragischen Wendung, die ihr Leben genommen hatte, würde ihr kein anderer Mann mehr einen Heiratsantrag machen.
    Sie hatte ihrer Mutter gesagt, sie würde zu ihrer Cousine Daphne ziehen, um die finanziellen Belastungen zu mildern, die nach Papas Tod die Einkünfte der Familie auf Mamas kleines Einkommen reduziert hatten. In Wahrheit wollte sie jedoch ihrem in Schwemut erstarrten Leben entkommen und ein neues beginnen, das ihr in ihrer Situation ein wenig Zufriedenheit versprach.
    Die Menge unten im Schankraum verursachte gedämpften Lärm, der nur schwach an ihr Ohr drang. Hier im Obergeschoss war bis auf das gelegentliche Türenschlagen alles ruhig. Die Stille rief weiteres Unbehagen hervor. Doch es befanden sich andere Reisende in diesen Zimmern. Sollte dieser Domino etwas Ungehöriges versuchen, würde sie schreien und darauf vertrauen, dass schnell Hilfe einträfe.
    Audrianna zog das Schultertuch höher, um ein weiteres Frösteln abzuwehren. Unter seiner wollenen Wärme schloss sie ihre Hand um Daphnes Pistole. Sie hatte sie mitgebracht, um sich Mut zu machen und damit Daphne ihr später nicht vorwerfen konnte, keine Sicherheitsvorkehrungen getroffen zu haben. Bedauerlicherweise ließ sie das Gewicht in ihrer Hand erneut schaudern.
    Sebastian drückte die Klinge herunter. Zu seiner Überraschung gab sie nach. Mit Leichtigkeit öffnete er die Tür zu dem Zimmer.
    Eine Lampe direkt neben der Tür blendete ihn und ließ den Rest des Raumes zu einem Meer von Dunkelheit werden. Er trat hinein, um dem grellen Licht zu entgehen. Langsam passten sich seine Augen an.
    Ein schwaches Lodern im Kamin schuf seine eigene kontrastreiche Malerei. Und genau wie in derartigen Gemälden begannen sich nach und nach aus der Dunkelheit Formen und Gestalten herauszubilden, je länger er hineinschaute.
    Es erschien das Kopfende des von Vorhängen umgebenen Bettes, welches dem Kamin gegenüberstand. An den Wänden hingen Gobelins. Schließlich enthüllten die Ecken des Zimmers ihren Inhalt. Ein Schreibtisch. Der klobige Umriss eines Schrankes.
    In einer anderen Ecke des Zimmers nahm eine Ansammlung von weichen Formen langsam Gestalt an. Sie wurden zu etwas, das er erkannte: eine Frau.
    Ihre Anwesenheit ließ ihn innehalten. Er war davon ausgegangen, dass es sich bei dem Domino um einen Mann handelte. Diesen Fehler konnte man ihm sicherlich nachsehen, dennoch war es eine unzutreffende Annahme gewesen.
    Die Entdeckung, dass der Domino nur eine Frau war, verbesserte seine Laune enorm. Er würde schnell herausfinden, was er wissen wollte, und könnte dieses Treffen schnell hinter sich bringen.
    Er schenkte ihr ein Lächeln, das seinerzeit schon viele Frauen bezirzt hatte. Dann ging er zum Kamin.
    »Bitte bleiben Sie dort«, sagte sie. »Ich muss darauf bestehen.«
    Sie musste darauf bestehen? Das ließ ihn noch breiter lächeln. Sie hatte eine junge Stimme, jedoch nicht mädchenhaft. Während er sie genauer betrachtete, konnte er sie immer deutlicher erkennen.
    Sie hatte dunkles Haar. Vielleicht diese faszinierende Mischung aus Rot und Braun. Es war schwer, ihr Alter zu beurteilen, aber er schätzte, dass sie Mitte zwanzig war. Ihr Gesicht wirkte sehr hübsch, aber bei diesem Dämmerlicht sähen die meisten Frauen attraktiv aus. Über ihren Oberkörper hatte sie ein dunkles Tuch gelegt. Die Farbe ihres Kleides war entweder Grau
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