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Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Titel: Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance
Autoren: Gaby Köster
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hören. Die Autoren wurden ja auch nicht im Supermarkt oder auf offener Straße mit »Frau Kruse« angesprochen. Und dabei, liebe Freunde des gestreuselten Kuchens, ging es ja noch nicht mal um Textprobleme! Denn wenn es um Text ging, dann wurde meistens noch heftiger gestritten – mit einem Unterschied: Wurde am Anfang noch zum kreativen Wohl um jedes Wort im Text gekämpft, ging es am Ende immer häufiger nur noch um persönliche Abneigungen, Demütigungen, Macht- und Egospielchen. Jeder wollte dem anderen klarmachen, wer der Chef an der Schüppe ist. Die ganze Reibung, die dieses Produkt so wahnsinnig erfolgreich gemacht hat, die hat schlicht und einfach am Ende auch dafür gesorgt, dass die Arbeitszustände für alle immer unerträglicher wurden. Eins wird mir immer klarer, wenn ich mich an diese Zeit erinnere: Was mich angeht, so war »Rita« sozusagen der erste Eisberg für die Titanic. Aber erst mal Galama – immer mit der Ruhe und eins nach dem anderen.

Nicht jede Taube bringt Frieden
    So ein Drehtag für eine TV -Sitcom wie »Ritas Welt« ist kein Kindergeburtstag, sondern anstrengend. Bitte nicht falsch verstehen, Ihr tapferen Malocher auf allen Baustellen dieser Welt. Ich finde es immer etwas unpassend, von harten, anstrengenden und körperlich wie psychisch aufzehrenden Dreharbeiten zu reden, weil ich natürlich weiß, dass wir Schauspieler in den meisten Fällen dafür auch fürstlicher entlohnt werden als der normale Malocher an der Schüppe, ist schon klar. Aber »drehen« ist trotzdem sehr anstrengend, auch wenn man nicht körperlich schuftet! Ich bin kein Zuckerpüppchen und schon mal gar nicht mit ’nem goldenen Schnuller aufgezogen worden, aber die letzte Staffel »Ritas Welt« wurde 16 Wochen lang im Sommer im wahrsten Sinne des Wortes durchgedreht. Am Stück.
    Wie sieht so ein Drehtag aus? Drehbeginn war – je nachdem, wann wir nachts aufgehört hatten – morgens zwischen sieben und acht Uhr, und selten waren wir abends vor zwanzig Uhr fertig. Fertig schon – aber nicht fertig mit drehen … ha, kleiner Scherz! Es gab ja auch Verzögerungen, Nachtdrehs und hastdunichtgesehen. Und so war es keine Seltenheit, dass ein Drehtag über 12 Stunden dauerte. Und da ich ja nun mal die Hauptdarstellerin war, hatte ich natürlich jeden Tag am Start zu sein. Woche für Woche, bis die Staffel endlich abgedreht war. Was die meisten natürlich auch gar nicht wissen können, ist die Tatsache, dass nicht etwa schön Folge für Folge chronologisch fertiggedreht wurde. Nein, nein, mein Freund! Alles, was im Supermarkt passierte, wurde hintereinander abgedreht, von vorne bis hinten! Aufgepasst, denn das bedeutet nämlich auch, dass man von Anfang an das ganze Drehbuch können musste und sich nicht Tag für Tag dran entlanghangeln konnte. Also kam man fix und foxi nach Hause und lernte noch mal schnell seinen Text, bevor man stumpf in sein Bett knallte. Gott sei Dank hat mir Donald oft beim Lernen geholfen, so konnten wir wenigsten etwas Zeit miteinander verbringen. Die Mum und mein kleiner Schatz haben mich während der Dreharbeiten so oft besucht, wie es möglich war. Einmal kam Donald sogar mit der ganzen Schulklasse vorbei, das war der Hammer, und wir hatten viel Spaß. Aber letztendlich hat der kleine Mann mich natürlich sehr oft vermisst und hat es in seiner Verzweiflung eines schönen Tages dann auch mal auf den Punkt gebracht: »Hört denn diese ›Rita‹ nie auf?«
    RTL hatte die letzte Staffel »Rita« auf den letzten Drücker bestellt, und das hatte Konsequenzen, unter denen wir Darsteller sehr leiden sollten. Die Künstlergarderoben in der Nähe des Studios waren schon an andere Produktionen vermietet worden. Dadurch waren unsere Garderoben gefühlt ungefähr einen halben Tagesritt vom Studio entfernt. Das hört sich jetzt lustiger an, als es war, denn es war wirklich nicht möglich, mal eben schnell auf die Toilette zu gehen, sich auszuruhen oder umzuziehen, da ja aufgrund der Spätbestellung nur noch der Rest vom Schützenfest gebucht werden konnte. Sie kennen ja das alte Sprichwort: Wer nicht bucht zur rechten Zeit, der hat keinen Grund zur Heiterkeit! Also, mal zehn Minuten entspannen in der Garderobe zwischen zwei Takes oder in einer kleinen Drehpause einen schnellen Schlüsselschlaf abschnurcheln – das konnte man schon mal generös abhaken.
    Es gab aus denselben Spätbuchergründen seitens des Senders auch keinen Cateringraum. Stattdessen gab es wie auf einer Kirmes eine Art
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