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Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Titel: Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance
Autoren: Gaby Köster
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vor dem Weihnachtsurlaub folgendermaßen aus: Eine Körperspannung wie ein Pfund Magerquark in ’ner Salatschleuder, unterernährt, dauermüde und charakterlich leicht überspannt. Diese Diagnose erforderte wirklich entspannte und glückliche Weihnachtsferien, gerade beim Blick in den Rückspiegel wird mir das erschreckend klar.
    Um beim Rückspiegelbild zu bleiben: Das Unheil klebte schon mit Tempo 200 an meiner Stoßstange, wild blinkend und hupend. Und mir hätte klar sein müssen, dass ich ihm nicht davonfahren konnte, schon gar nicht mit einem völlig überlasteten Motor. HÄTTE  – MIR  – KLAR SEIN  – MÜSSEN !!! Ja, Freunde der gepflegten Beatmusik, hinterher ist man immer schlauer! »Hinterher« habe ich ja auch realisiert man, dass ich die letzten zehn Jahre eindeutig zu oft meinen Motor in den roten Bereich gedreht habe! Tournee, Drehstress, Familie … ich habe immer versucht, mich um alle und alles zu kümmern. Mein Freund Till sagt ja immer gerne, dass ich mich wahrscheinlich noch im Sterben liegend eher um andere kümmern würde als um mich – frei nach dem Motto: »Du armer Schatzek, du siehst ja gar nicht gut aus mit deinem Schnupfen! Entschuldige bitte, ich sterbe gerade und ich hoffe, das stört dich nicht – aber ich kümmere mich sofort um ein Taschentuch für dich … Warte ich hole schnell eins und sterbe dann morgen! Ich mach dir erst mal ’nen leckeren Milchkaffee und hol ’nen Stücksken Kuchen …!« Ich weiß, ich weiß. Aber so bin ich nun mal. Wenn ich gewusst hätte, was passieren würde … hättste, wennste! Habe ich aber nicht. Und außerdem: Im Rückspiegel betrachtet werden Ereignisse, von denen man nach ihrem großen Auftritt oft annahm, sie wären »aus heiterem Himmel, ganz plötzlich und völlig unerwartet passiert«, oft logisch und in ihrer Entwicklung zwingend unausweichlich. Man fährt los mit vollem Tank und plästert mit 250 stundenlang über die linke Spur und auf einmal ist doch tatsächlich überraschenderweise der Tank leer! Wie konnte das passieren? Sehen Sie, so geht es mir auch. Ich habe von 1995 bis 2007 auf der Überholspur gelebt. Ich bin ein Rennen gefahren, bei dem viel auf der Strecke geblieben ist. Warum und wieso? – das lässt sich aus der Distanz immer besser erklären beziehungsweise erkennen. Leider resultiert diese Distanz samt Durchblick oft aus einer großen Katastrophe, einem reinigenden Ungewitter sozusagen.
    Aber ich will jetzt nichts vorwegnehmen. Ich versuche auch niemanden anzuklagen oder Schuld in die Schuhe zu schieben. Was passiert ist, ist passiert, und jeder hat seinen Teil dazu beigetragen – das gilt auch für mich. Was mich jedoch sehr erstaunt hat, ist die Tatsache, dass ausgerechnet mein größter Erfolg – die Serie »Ritas Welt« – Segen und Fluch zugleich war. Aber schön langsam mit den hüftsteifen Gäulen. Tasten wir uns langsam an den Abgrund heran und dann noch ein bisschen weiter.
    »Ritas Welt« war eine der erfolgreichsten TV -Sitcoms Europas. Die Zuschauerzahlen waren in der Spitzenzeit bei über sieben Millionen pro Sendung. 2002 war in der Glotze höchstens noch »Wetten, dass …?« erfolgreicher. Produziert wurde »Ritas Welt« im Auftrag von RTL von der Columbia TriStar, aus der später dann Sony Pictures wurde. Mit Rita habe ich so ziemlich alles gewonnen, was man im deutschen Fernsehen so an Preisen gewinnen kann: Adolf-Grimme-Preis, Deutscher Fernsehpreis, Deutscher Comedypreis und hast du nicht gesehen!
    Falls einer nicht mehr weiß, worum es in der Serie ging, weil er zu der Zeit abends kein Fernsehen gucken durfte. Oder wie einige meiner besten Bekannten – der Graf wird wissen, dass er gemeint ist – in ihrer pseudointellektuellen Ignoranz das Privatfernsehen »als solches« für den Untergang des kulturellen Abendlandes verantwortlich machen, will ich noch einmal kurz den Plot dieser achtundsiebzig Folgen, aufgeteilt in fünf erfolgreiche Staffeln, erläutern: Die Kassiererin Rita Kruse (meine Rolle) arbeitet gemeinsam mit ihrer guten Freundin Gisi, dem Metzger Berni und Lehrling Didi in einer Filiale einer fiktiven Marktkette in Köln-Nippes. Alles könnte eigentlich ganz okay sein, sogar die Arbeit könnte Spaß machen, wenn es da nicht den großen Störenfried und Nervenräuber gäbe: »Filialleiter« Achim Schuhmacher, ein übellauniger, pedantischer Miesepeter, der zu Hause von seiner eigenen Frau ordentlich Ärger bekommt und deswegen in seinem Frust immer wieder gern mit
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