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Ein Quantum Blut - Biting the Bullet

Titel: Ein Quantum Blut - Biting the Bullet
Autoren: Jennifer Rardin
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und Bergman hinter uns, so dass sie zwischen unseren Schultern hindurchsehen konnten. Mir gefiel diese Formation nicht. Sie erinnerte zu sehr an eine Verteidigungsbarriere. Doch so verhalten sich die Leute in heiklen Situationen. Lauf mit der Herde, bis du sicher weißt, dass die Löwen dich nicht anfallen werden.

    Daves Mannschaft, die unserer zahlenmäßig und waffentechnisch überlegen war, blieb locker im Raum verteilt, auch wenn jeder Einzelne von ihnen aufmerksam unserer Unterhaltung folgte, sogar die Verwundeten. Die Feldärztin, eine kräftige, dunkelhäutige Brünette mit starken, fähigen Händen, hatte zwei ihrer Schützlinge zusammengeflickt und fädelte gerade eine Nadel für einen weiteren ein, während ein Vierter sich eine Mullbinde gegen den Bizeps drückte, um die Blutung zu stoppen. Dieser Vierte, der Riese, der mich während des Kampfes gerettet hatte, schenkte mir einen nachdenklichen Blick, neigte dann den Kopf, grinste und zwinkerte mir zu. Ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, dass wir Freunde werden würden.
    Ich hatte keine Zeit, die andere Hälfte von Daves Einheit unter die Lupe zu nehmen. Ihm war gerade noch ein unschöner Gedanke gekommen. Wenn das so weiterging, würden wir ihn nicht einmal mit einem ganzen Sack voll Feenstaub zum Fliegen bringen. »An dieser ganzen Geschichte ist etwas faul. Zwei Leute, die ein Jahr lang kaum miteinander gesprochen haben …«
    »Sechzehn Monate«, korrigierte ich ihn.
    Er fuhr fort: »… stolpern nicht einfach so in dieselbe Mission. Ganz besonders nicht, wenn diese Leute Zwillinge sind.«
    Damit hatte er die volle Aufmerksamkeit seiner Truppe. Ich ließ den Blick durch den Raum schweifen. Jawohl, Erstaunen in allen Ecken. Verdammt, hat er ihnen außer meinem Namen denn gar nichts von mir erzählt? Ich meine, wer verschweigt denn bitte die Tatsache, dass er eine Zwillingsschwester hat? Wie wütend muss man sein …
    Die Antwort darauf kannte ich wohl schon.
    Der Kerl, der die Laterne enthüllt hatte, schlenderte auf
uns zu, wobei er den Zahnstocher, den er im Mund hatte, von einer Seite auf die andere schob. Cole zuckte so heftig zusammen, dass er gegen mich stieß. Als ich ihn kurz anschaute, sah ich, dass er auf seiner Lippe herumkaute. Oh-oh. Unser Übersetzer hatte eine orale Fixierung, die er normalerweise mit diversen Kaugummisorten bekämpfte. Unglücklicherweise hatte er auf dem Weg hierher bereits seinen gesamten Vorrat verbraucht. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und stieß ihm dabei mit dem Ellbogen in die Rippen.
    Zahnstochermann blieb neben Dave stehen, blickte zu ihm hoch und nickte. Nickte einfach nur, während sich auf seinem breiten, zerklüfteten Gesicht ein Lächeln ausbreitete. Er gefiel mir ebenfalls auf Anhieb, was keine gute Voraussetzung für die Maulwurfjagd war, die ich bald in Angriff nehmen würde. Komm schon Jaz, du sollst hier die neutrale Partei sein. Aber bei diesem Kerl konnte man sehen, dass er schon durch diverse Versionen der Hölle gegangen war. Was die Akne verschont hatte, war durch das Schrapnell brutal verwüstet worden. Stirn, Wangen und Hals waren mit Narben überzogen, die von seinem Vollbart nur teilweise verdeckt wurden. Außerdem entdeckte ich eine Vertiefung direkt vor seinem Ohr, die mich zu der Frage führte, ob ihm jemand irgendwann einmal die Ohrmuschel hatte wieder annähen müssen. Und trotzdem war da dieser unglaublich humorvolle Funke in seinen brauen Augen, der nur auf den richtigen Moment zu warten schien, um aufzulodern.
    Wie wir alle trug er die traditionelle Kleidung des Nahen Ostens, und er schien sich in dem losen weißen Thob, den passenden Salwar-Hosen und mit dem kastanienfarbenen Fes auf den braunen Haaren wohlzufühlen. Diese Kleidung würden wir nur tragen, solange wir durch den
östlichen Irak und die nordwestliche Ecke des Iran reisten. Sobald wir Teheran erreichten, würden wir zu der dort üblichen westlichen Kleidung der Stadtbevölkerung wechseln. Hemden und Khakihosen für die Männer. Hijab und eine Art Hosenanzug aus knielangen, geknöpften Tuniken und bequemen Gummizughosen für die Mädchen, bedeckt von einem Tschador oder einem Manteau - beide dunkel und formlos -, sobald wir das Haus verließen. Auch wenn wir nicht planten, irgendwen einen näheren Blick auf uns werfen zu lassen. Aus offensichtlichen Gründen reisten Vayl und ich nachts. Zum Glück bevorzugte Daves Einheit ebenfalls diese Zeit.
    »Cam?«, fragte Dave, als sein Sergeant weiterhin offenbar
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