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Ein Noah von heute

Ein Noah von heute

Titel: Ein Noah von heute
Autoren: Gerald Malcolm Durrell
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setzten sie in einen geräumigen Käfig, versorgten sie mit Obst und Gemüse und ließen sie allein, damit sie sich erst einmal eingewöhnten. Nachdem sie den Käfig gründlich erforscht hatten, verzehrten sie alles Futter, rollten sich dann zusammen und schliefen.
    Am folgenden Morgen entdeckte ich, warum diese Eichhörner von den Eingeborenen Kameruns «Brülltiere» genannt werden. Ich wurde bei Morgengrauen von einem sehr seltsamen Geräusch geweckt, das aus dem Käfig drang, und als ich aus meinem Bett kletterte, sah ich die Eichhörner nahe beim Käfiggitter sitzen und ihren gespenstischen Ruf ausstoßen. Er begann als leises Summen, wie man es in einer Telegrafenstange hört, wenn der Wind die Drähte schüttelt, wurde allmählich immer lauter und metallischer, bis er genauso klang wie das verebbende Dröhnen eines großes Gonges. Die Ölpalmhörnchen stießen diesen außergewöhnlichen Ruf jeden Morgen bei Tagesanbruch aus, und so wurde ich in der ersten Woche, ehe ich mich daran gewöhnte, immer zu dieser infam frühen Stunde geweckt, so daß ich es für ein ziemlich zweifelhaftes Privileg hielt, diese Tiere gefangen zu haben.

Zweites Kapitel

Junge Krokodile, Stachelschweine und verschiedene Schlangen

    Nachdem es mir infolge täglicher Jagd gelungen war, eine Menge Tiere zu sammeln, stellte ich fest, daß ich immer weniger Zeit fand, auf die Pirsch zu gehen, weil meine Gefangenen sehr viel Pflege und Wartung erforderten. Infolgedessen blieb mir nichts anderes übrig, als nachts zu jagen. Das war besonders spannend. Bewaffnet mit sehr hellen Taschenlampen und der üblichen Garnitur von Säcken, Flaschen, Kisten und Netzen, brach ich kurz nach dem Einnachten mit meinen Jägern auf. Wir schritten leise unter den großen Bäumen dahin und leuchteten mit der Lampe in das Geäst. Wenn dort oben Tiere waren, sah man ihre Augen im Lichtkegel wie seltsame Juwelen zwischen den Blättern glitzern. Das erwies sich als eine sehr gute Jagdmethode, denn auf diese Weise traf ich viele Geschöpfe, die tasgüber nie zu sehen waren, nämlich alle die Nachttiere, welche bei Tageslicht in ihren Nestern und Bauten schliefen und nur während der Nacht hervorkamen, um zu äsen oder zu jagen.
    Hat man die Tiere in den Bäumen oder auf dem Boden erspäht, so gilt es sie zu fangen, und das ist im allgemeinen nicht so einfach. Am leichtesten läßt sich sonderbarerweise das junge Krokodil nachts fangen. Diese Reptilien leben in kleinen, seichten Flüssen, die kreuz und quer durch die Wälder fließen, und des Nachts liegen sie auf den Sandbänken, hoffnungsvoll auf kleine Geschöpfe lauernd, die vielleicht hierher zur Tränke kommen.
    Wir folgten immer dem Lauf der Flüsse, wateten manchmal hüft-tief durchs Wasser und leuchteten mit der Taschenlampe voraus. Ganz plötzlich erschien dann auf einer Sandbank etwas, das im Lichtkegel wie zwei rotglühende Kohlen wirkte, und wenn ich mich dann, die Lampe möglichst ruhig haltend, vorsichtig näherte, sah ich schließlich das kleine Krokodil auf dem Sand liegen, das mich mit argwöhnisch erhobenem Kopf böse anblickte. Ich zielte mit dem Lichtkegel genau in seine Augen, so daß es geblendet wurde und mich selbst nicht wahrnahm. Dann rückte ich nahe genug heran, bis es mir möglich war, mich vorzulehnen und es mit einem gegabelten Stock am Nacken festzunageln. Meistens waren die Jungkrokodile nur einen halben Meter lang, doch manchmal fand ich etwas größere, die bis zu einem Meter und mehr maßen. Sie wehrten sich ganz schön, wenn ich sie mit dem gegabelten Stock festnagelte, peitschten mit dem Schwanz und strebten dem Wasser zu, wobei sie ein tiefes Gebrüll ausstießen, als ob sie Löwen und keine Krokodile wären. Wenn ich ein Krokodil aufhob, mußte ich nicht nur auf sein Maul achten, sondern auch auf seinen Schwanz; denn ein etwas größeres Exemplar hat eine solche Kraft im Schwanz, daß es dem Menschen mit einem Peitschenschlag den Arm brechen kann. Ein anderer Kniff bestand darin, ganz still zu liegen und sich beim Nacken aufheben zu lassen; dann wanden sie sich unversehens und schlugen wütend mit dem Schwanz nach mir, und diese plötzliche Bewegung kam so unerwartet, daß ich das Tier unwillkürlich ins Wasser fallen ließ. Deshalb machten wir es uns zur Regel, ein Krokodil nur dann aufzuheben, wenn wir es am Nacken und am Schwanz in festem Griff hatten.
    Eine der schwierigsten und peinvollsten nächtlichen Jagden erlebte ich, als ich mich in einem kleinen Dorf namens
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