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Ein Mann fürs Grobe

Ein Mann fürs Grobe

Titel: Ein Mann fürs Grobe
Autoren: Horst Bosetzky
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Rechtsdenkens sei dies gewesen.
    Endlich spielte Silvester Hunholz, gezeugter Mannhardt, nun alleine, und Mannhardt konnte den Buddelplatz als das nutzen, wozu ihn der Hausherr schon lange gemacht hatte: zum Golfbunker, jenes teuflische Sandloch vor den Grüns, aus dem die Bälle mit einem Chip herausgeschlagen werden mußten. Broch, ordentliches Mitglied im Golfclub Motzen, wo auch Bernhard Langer spielte, übte täglich auf seinem eigenen Rasen und hatte vor Terrasse und am Swimmingpool zwei Löcher gegraben.
    «Na, Sie sind ja wirklich ein echtes Talent...» Die Gastgeberin kam heran, ein Glas in der Hand, in dem es gelblich schwappte. Mannhardt schnürte es die Kehle zu, und er hatte das Bild einer Katze vor Augen, die eben gefressenes Gras wieder herauswürgen wollte.
    «Hier, trinken Sie...» Bianca Broch lächelte ein wenig maliziös.
    Mannhardt schluckte mehrmals. Wenn ihm Heike nur nicht verraten hätte, daß ihre Freundin fanatische Urintrinkerin geworden war und nichts unversucht lassen würde, auch andere zu bekehren. War das nun wirklich Apfelsaft – oder der Urinmix der Broch-Familie samt ihrer Urgroßmutter?
    Den Inhalt des Glases ganz einfach in die Büsche kippen konnte er nicht, denn Bianca Broch war es, die ihn jüngst gerettet hatte und auch weiterhin ihre Hand schützend über ihn hielt. Ein paar Worte von ihr, in günstigen Augenblicken mit zwei Staatssekretären und einem Senator gewechselt, und der Erste Kriminalhauptkommissar Hans-Jürgen Mannhardt war aus der Oranienburger Diaspora heimgerufen worden nach Berlin und hatte eine neugegründete Mordkommission übernehmen dürfen.
    Da er trotzdem noch immer zögerte, sprach Bianca Broch ein paar aufklärende Worte. «Urin enthält Melatonin, das ist ein Hormon, das während der Nacht von der Zirbeldrüse ausgeschüttet wird und sehr beruhigend wirkt.»
    «Trinken Sie nun wirklich jeden Morgen Ihren Eigenurin, oder machen Sie das alles nur wegen der PR-Wirkung, die Sie dadurch erzielen?»
    «Raten Sie mal...»
    Mannhardt versuchte, etwas zu erschnuppern. Da war in der Tat ein ganz gewisser Duft... Aber kam der nun aus den Pampers seines Sohnes oder aus dem Glas seiner Gönnerin? «Ja, das ist kein Apfelsaft...»
    «Und Sie würden es trotzdem trinken?»
    Mannhardt bemühte seinen ganzen Tanzstundencharme und versuchte, nicht immer krampfhaft an die sicherlich sehr reizvolle Stelle zu denken, an der dieser Urin den Körper der womöglich nächsten Berliner Innensenatorin verlassen hatte. Zwar klang der Name Broch, sprach man ihn schnell, wie eine Explosion, und Heikes Freundin hatte durchaus die Körperfülle einer Sopranistin, aber die Männer waren ganz verrückt nach ihr, erhofften sie sich doch diese wunderbare Mischung von strenger Domina und weichem Kuscheltier von ihr.
    «Na...!?» Sie tadelte Mannhardt wegen seines Zögerns.
    «Ja, ich trinke es... bei einer solch zauberhaften Quelle...»
    Er stürzte die gelbe Flüssigkeit hinunter. Es war aber in der Tat nur Apfelsaft.
    Sie küßte ihn. «Jetzt aber mal zum Ernst des Lebens. Haben Sie inzwischen schon etwas über Sabine Becker-Bornschein herausgefunden?»
    «Ja, das, was Heike da in ihrem Artikel über das Schwarze Loch Berlin geschrieben hat, in dem die Manager spurlos verschwinden, hat mich schon ein bißchen weitergebracht...» Ein wenig außerhalb der Legalität hatte sich Mannhardt dienstlich umgehört. «Sie ist zweifellos aus dem Hotel gekommen und mit der Taxe zum ‹Berliner Ensemble› gefahren, ‹Mondlicht› von Harold Pinter. Eine der jungen Frauen, die da die Karten abreißen, hat sie auf dem Foto wiedererkannt. Was dann mit Ihrer Cousine passiert ist, weiß allerdings kein Mensch... Der Mann an der Rezeption meinte, sie hätte irgendwie angedeutet, daß sie möglicherweise erst am nächsten Vormittag ins Hotel zurückkommen würde. Falls es Anrufe für sie geben sollte.»
    «Ja, sicher. Ich hab gesagt: ‹Komm doch nach dem Theater noch zu uns raus nach Wernsdorf, wir haben da ’ne kleine Feier mit Freunden. Nimm dir ’ne Taxe.› Aber möglicherweise ist sie doch mit der S-Bahn nach Grünau oder nach Königs Wusterhausen gefahren, um von da erst... Trotz ihres vielen Geldes ist sie ja immer etwas sparsam, als Bremerin, um nicht zu sagen: geizig.»
    Mannhardt beugte sich zu Silvester hinunter, um ihm das T-Shirt über die Nieren zu ziehen. «Ich hab die Eisenbahnerin gefragt, die zur fraglichen Zeit auf dem Bahnhof Friedrichstraße die Züge abgefertigt hat: Die hat
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