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Ein Mann ein Mord

Ein Mann ein Mord

Titel: Ein Mann ein Mord
Autoren: Jakob Arjouni
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wert.«
    »Und das Turnier?«
    Er zuckte die Schultern.
    »Vielleicht können wir dich auf links trainieren und machen für das Queue ’ne Kuhle in den Gips?«
    »Mit links kann ich höchstens beim Figurenpinkeln teilnehmen.«
    Wir grinsten.
    »Na, das war doch mal was: das Turnier beginnt, Bierich und Glatkow, und wie die Nobelklicker alle heißen, packen ihre Elfenbeinstöcke aus, worauf du dich hinstellst und sagst ›Schaut her, Leute, Billard ist nicht alles‹, und pinkelst ihnen ’nen Sonnenuntergang auf’n Teppich.«
    Slibulsky bleckte die Zähne. Dann deutete er eine Verbeugung an und sagte mit erhobener Stimme: »Danke, meine Herren, fünf Pils auf Kosten des Hauses, und ich signiere.«
    Hinter der Theke ertönte ein langgezogener knarrender Laut. Der Dackel begann zu kläffen.
    »Jetzt habt ihr Arschlöcher den Hund aufgeweckt! Still Howard! Still, hab ich gesagt! Wirst du wohl… Howard!« Gekläffe und Gebrüll schwollen zu unerträglicher Lautstärke an.
    Slibulsky winkte mir zu, warf ein »Bis später, Heinz«
    ins Kampfgeschehen, und wir verließen den Kiosk.
    Das EROS-CENTER ELBESTRASSE hatte vier Stockwerke mit jeweils zwanzig bis fünfundzwanzig Zimmern, einer Dusche und einer Toilette. Erdgeschoß und erster Stock wurden jeden Tag gefegt, waren am umsatzstärksten und fest in deutscher Hand. Nach oben hin wurden die Flure dunkler, die Frauen billiger und farbiger. Im dritten Stock Asiatinnen, im vierten Afrikanerinnen; die Putzfrau kam einmal die Woche. Durch einen separaten Eingang konnte man von der Straße her das im Hof gelegene LADY BUMP erreichen, eine kleine schmuddelige Bar mit Cordsesseln und Stripteasebühne. Nach außen sollte sie den Eindruck erwecken, hier würde Feineres geboten, doch bis auf daß man mit den Frauen Sekt trinken und alle halbe Stunde eine nackt unter bunten Glühbirnen tanzen sehen konnte, waren Bedingungen, Preise und Zimmer wie im CENTER.
    Über allem, im ausgebauten Dachgeschoß, thronte Ibiza-Charly, ein Abteilungsleiter der Brüder Schmitz. Zu seiner Abteilung gehörte außer dem EROS-CENTER und dem LADY BUMP auch ein kleines Pornokino im Nebenhaus. Solange den Brüdern Schmitz die monatliche Abrechnung gefiel, konnte Charly die drei Betriebe führen, wie es ihm paßte. Er konnte seinen Bruder im hauseigenen Kiosk beschäftigen, Slibulsky für die Drecksarbeit anstellen, zwei Unterabteilungsleiter für Bar und Kino einsetzen, und sich die Zeit mit Cabriofahren, Saufgelagen und Pferderennen vertreiben. Aber sollte die Abrechnung den Brüdern Schmitz einmal nicht gefallen, würde Charly schon am nächsten Tag auf der Straße sitzen oder im Krankenhaus liegen oder - schlimmstenfalls - keins von beidem, und zwar nie mehr. Die Brüder verstanden ihr Geschäft. Das Geschäft bestand in erster Linie daraus, jedem anderen deutlich zu machen, wie sehr sie es verstanden. Sie besaßen im Bahnhofsviertel noch drei andere Puffs, ein Dutzend Bars, mehrere Spielhallen und zwei Pelzgeschäfte. Zwei große Fische mit entsprechenden Verbindungen ins Rathaus, die über Leichen gehen ließen. Eberhard Schmitz war Ehrenvorsitzender beim Bund für Tierschutz, sein Bruder Georg Leiter des Karnevalvereins SACHSENHÄUSER NARREN HELAU.
    Auf der Treppe fragte ich Slibulsky: »Wie heißt der Dackel?«
    »Howard, von Howard Carpendale. Is der Lieblingssänger von Heinzens Frau. Heinz haßt ihn, deshalb hat er den Hund so genannt.«
    »Und die Frau ruft ihn auch Howard?«
    »Nein, die ruft ihn Heinz.«
    Wir drängten uns an zwei Freiern vorbei, die ans Geländer gelehnt auf eine verschlossene Tür starrten.
    »Und auf was hört der Hund?«
    »Auf gar nichts. Er ist taub.«
    »Sie scheinen ihn nicht gerade zu lieben.«
    »Den Hund schon.«
    Im dritten Stock zogen sich bei Slibulskys Anblick zwei Thailänderinnen hastig in ihre Zimmer zurück. Den nächsten Absatz erklommen wir stumm.
    »Sie haben Angst vor dir.«
    Slibulsky blieb stehen. Seine gute Laune war verschwunden. »War das nicht abgehandelt?«
    Es stimmte, wir hatten darüber geredet. Slibulsky konnte hier schnelles Geld machen, wie er sagte, und wollte in einem Jahr aussteigen, um eine eigene Autowerkstatt aufzuziehen. Ein alter Traum. Mir war es egal gewesen, die Welt würde nicht schlechter werden, weil Slibulsky im Puff arbeitete; im Gegenteil, wahrscheinlich ging es dem Personal mit ihm sogar besser. Aber da hatte ich noch keine Frauen gesehen, die vor ihm hinter der Tür verschwanden.
    »Früher hast du gedealt. Wenn du mich
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