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Ein Koffer voller Tiere

Ein Koffer voller Tiere

Titel: Ein Koffer voller Tiere
Autoren: Gerald Malcolm Durrell
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ein Haar von der Veranda schleuderte.
    »Ich kann sehen, daß es ein Mann ist«, sagte ich geduldig. »Aber was will er?«
    Philipp sah den zitternden Jüngling wild an und gab ihm einen zweiten Schlag zwischen die Schulterblätter.
    »Sprich jetzt!« brüllte er. »Sprich, Masa warten.«
    Wir warteten. Der Junge scharrte mit den Füßen, spielte vor Verlegenheit mit den Zehen, lächelte uns mit einem kleinen, verwässerten Lächeln an und sah auf den Boden. Wir warteten geduldig. Plötzlich sah er auf, nahm seine Kopfbedeckung ab, beugte den Kopf und sagte:
    »Guten Morgen, Sah.«
    Philipp strahlte mich an, als erkläre dieser Gruß die Anwesenheit des Burschen. Da ich sah, daß mein Koch keine Begabung zum geschickten, taktvollen Interviewer hatte, nahm ich mich selbst der Sache an.
    »Mein Freund, wie heißt du?« fragte ich.
    »Peter, Sah«, antwortete er kläglich.
    »Er heißen Peter«, bellte Philipp für den Fall, daß ich nicht verstanden haben sollte.
    »Nun, Peter, warum kommst du, mich zu sehen?« forschte ich.
    »Masa, dieser Mann, dein Koch, er sagen mir, Masa wollen Mann für Brief bringen nach Eshobi«, sagte der Jüngling kleinlaut.
    »Ah, du bist der Eshobi-Mann.« Mir ging ein Licht auf.
    »Ja, Sah.«
    »Philipp«, sagte ich, »du bist ein ausgemachter Idiot.«
    »Ja, Sah«, stimmte Philipp mir bei, zufrieden mit dieser unerwarteten Feststellung.
    »Warum sagst du nicht, dies Eshobi-Mann?«
    »Wah!« schnappte Philipp, bis in die Tiefe seiner Feldwebelseele getroffen, »aber ich sagen, dies sein Mann.«
    Da ich sah, daß mit Philipp nichts anzufangen war, wandte ich mich wieder dem Jüngling zu. »Höre, Peter, du kennen in Eshobi einen Mann, sie ihn nennen Elias?«
    »Ja, Sah, ich ihn kennen.«
    »Gut. Du gehst und sagst Elias, daß ich wieder in Kamerun bin, um Fleisch zu fangen. Du gehst und sagst ihm, daß ich ihn wieder brauche. Du sagst ihm, er soll kommen nach Mamfe und mit mir sprechen. Du sagst ihm, dieser Masa lebt in U.A.C.-Haus, du hören?«
    »Ich hören, Sah.«
    »Gut. Du gehst also nach Eshobi schnell-schnell und erzählst Elias. Ich gebe dir diese Zigaretten, so bist du glücklich, wenn du durch Busch gehst.«
    Er nahm das Päckchen Zigaretten in beide Hände, verbeugte sich und strahlte mich dann an.
    »Danke, Masa«, sagte er.
    »Schon gut..., geh jetzt nach Eshobi, lauf schnell.«
    »Danke, Masa«, wiederholte er. Er stopfte die Zigaretten in die Tasche seines ungewöhnlichen Hemdes und trottete den Weg hinunter.
    Vierundzwanzig Stunden später war Elias zur Stelle. Während meines früheren Aufenthaltes in Eshobi hatte er zu meinen ständigen Jägern gehört. Ich freute mich, als ich seine fette, wabbelnde Gestalt auf mich zukommen sah. Seine affenähnlichen Züge öffneten sich zu einem breiten Grinsen entzückten Erkennens. Als die Begrüßungszeremonien vorüber waren, überreichte er mir ein Dutzend sorgfältig in Bananenblätter eingepackte Eier. Ich revanchierte mich mit einer Schachtel Zigaretten und einem Jagdmesser, das ich für ihn aus England mitgebracht hatte. Dann verloren wir uns in dem ernsthaften Gespräch über Tiere. Zunächst erzählte er mir von all den Tieren, die er während meiner achtjährigen Abwesenheit gefangen hatte, und was aus meinen zahlreichen Jägerfreunden geworden war. Der alte N’ago war von einer Buschkuh getötet worden; Andraia hatte ein Wasserbüffel gebissen; Samuels Gewehr war losgegangen und hatte einen Teil seines Armes abgerissen, was Elias sehr spaßig fand; John schließlich hatte kürzlich das größte Buschschwein, das ihm je unter die Augen gekommen war, getötet und das Fleisch für mehr als 40 Schilling verkauft. Dann sagte Elias plötzlich etwas, was meine Aufmerksamkeit ganz in Anspruch nahm.
    »Masa, erinnern diesen Vogel, Masa so gern haben?« fragte er mit seiner rauhen Stimme.
    »Welchen Vogel, Elias?«
    »Vogel, der nicht haben Haare auf Kopf. Letztes Mal Masa in Mamfe, ich bringen Masa zwei davon.«
    »Vogel, der sein Haus aus Lehm macht? Vogel, rot auf dem Kopf?« fragte ich aufgeregt.
    »Ja, dieser Vogel«, stimmt Elias zu.
    »Nun, was ist mit ihm?« Meine Stimme bebte vor Neugier. »Wenn ich hören, Masa sein gekommen zurück nach Kamerun, ich gehen in Busch zu sehen diesen Vogel«, erklärte er. »Ich erinnern, Masa lieben diesen Vogel zu sehr. Ich suchen, suchen in Busch, zwei, drei Tage.«
    Er hielt inne und sah mich augenzwinkernd an.
    »Na und?«
    »Ich ihn finden, Masa.« Er grinste von einem Ohr zum
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