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Ein Herzschlag danach

Ein Herzschlag danach

Titel: Ein Herzschlag danach
Autoren: Sarah Alderson
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Sehnsucht nach Jack wich. Ich schickte ihm E-Mails, telefonierte mit ihm und stellte fest, dass ich ihm verziehen hatte. Denn, um ehrlich zu sein, wenn ich wie er die Wahl gehabt hätte, bei Alex zu bleiben, hätte ich dasselbe getan. Ohne eine Sekunde zu zögern.

2
    Erschöpft stolperte ich durch die Einwanderungskontrolle. Ich war nicht nur übermüdet. Das Pochen in meinem Bein war durch das stundenlange Sitzen im engen Flugzeug immer schmerzhafter geworden und machte mich völlig fertig. Im Ankunftsterminal drängelten sich die Wartenden. Ihre Gesichter konnte ich hinter der ständig auf- und zugleitenden Milchglastür nur verschwommen wahrnehmen. Ich war sowieso nicht sicher, ob Jack mich abholen würde. Und wenn, ob er mir nicht sofort ein Rückflugticket in die Hand drücken und mich ohne große Umstände zum Check-in zurückschleppen würde.
    »Lila!«
    Eine vertraute Stimme. Schon zwängte sich Jack zwischen den Wartenden durch und grinste mich an. Ich war so erleichtert, dass ich beinahe heulend auf der Stelle zusammengebrochen wäre. Ohne auf das Absperrband zu achten, fiel ich ihm in die Arme. Ich unterdrückte ein Schluchzen und presste mein Gesicht fest gegen seine Brust. Nach einer Weile schob er mich sanft von sich, nahm meine Reisetasche, hob das Absperrband an, damit ich darunter hindurchschlüpfen konnte, legte mir den Arm um die Taille und steuerte mich sanft durch das Gedränge.
    Erst als wir die Menschenmenge hinter uns ließen und durch die Halle zum Ausgang gingen, warf er mir von der Seite einen fragenden Blick zu. »Na, wie war der Flug?«
    Ich musste ihn einfach angrinsen – es war lächerlich, aber ich war unendlich erleichtert, dass er mich nicht gleich wieder zum Ticketschalter zurückführte und dass er nicht sofort mit der einen Frage über mich herfiel, vor der ich mich am meisten fürchtete: nämlich, warum ich überhaupt so plötzlich hierhergeflogen war.
    »War ganz okay«, antwortete ich.
    Er sah anders aus. Wie und warum hätte ich nicht genau sagen können, aber irgendetwas an ihm war definitiv verändert. Jack war immer selbstbewusst gewesen – wie so viele Menschen, die gut aussehen und überall beliebt sind. Aber als er uns jetzt durch den Terminal manövrierte, wurde mir klar, dass seine Ausstrahlung stärker geworden war. Vielleicht war er von einer Giftspinne gebissen worden und dadurch zum Superhelden mutiert? Früher war ihm sein Charme durchaus bewusst gewesen und er hatte ihn ganz gezielt ausgespielt, um die Mädchen zu beeindrucken. Aber jetzt schien ihm seine Wirkung auf andere gleichgültig zu sein und war dabei stärker als je zuvor. Eine junge Frau, die einen Koffer hinter sich herzog, blickte sich nach ihm um und zwei Mädchen, die ein bisschen jünger waren als ich, stießen sich an und kicherten. Ohne jede Mühe zog er die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich und ließ sie hinter sich, wie trockenes Laub, das von einem vorbeibrausenden Auto hochgewirbelt wird.
    Jack trug Jeans und ein weißes T-Shirt. Die Sonnenbrille hatte er in den Ausschnitt gehakt. Als wir in die gleißende Sonne hinaustraten, setzte er sie auf und warf mir ein strahlendes Lächeln zu. Ja, dachte ich mit einem vertrauten Anflug von Neid, er sieht aus, als wäre er direkt einem Werbespot für Police-Sonnenbrillen entsprungen. Ich dagegen stand hier in diesem Land voller gebräunter und schicker Menschen und fühlte mich blass und zerknittert. Ich wollte nur noch nach Hause und unter die Dusche.
    Nach Hause? , dachte ich verblüfft. Seltsam, ich fühlte mich schon wie daheim. Dabei war ich grade eben erst in L.A. angekommen.
    Auf der Fahrt Richtung Süden nach Oceanside redeten wir pausenlos. Aber das Thema meiner unerwarteten Ankunft saß unausgesprochen zwischen uns. Ich ignorierte es so gut wie möglich und konzentrierte mich darauf, alles aufzusaugen, was Jack erzählte – und die Fahrt zu genießen. Von Autos hatte ich null Ahnung, aber dieses hier war nun doch sehr eindrucksvoll. Wie viel Sold bekamen Soldaten eigentlich heutzutage? Der Wagen hatte ein niedriges, schnittiges Dach, eine Innenausstattung aus Leder und ein irres Soundsystem. Beim Einsteigen hatte uns eine körperlose Stimme begrüßt.
    Jack war ein guter Fahrer; ohne mit der Wimper zu zucken, reizte er die Grenzen des Zulässigen aus und wand sich geschickt durch den Verkehr auf dem Freeway. Ich sank in den Sitz zurück und ließ ihn reden. Sein Blick wechselte unablässig von der Straße zum Rückspiegel und von
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