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Ein Hauch von Moder

Ein Hauch von Moder

Titel: Ein Hauch von Moder
Autoren: Jason Dark
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gehört -oder?«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich denke da an Schreie. Schrill, entsetzlich, als befinde sich ein Mensch in Todesangst.«
    Der Inspektor legte die Stirn in Falten, bevor er den Kopf schüttelte.
    »Sorry, John, daran hätte ich mich erinnert. Ich habe tatsächlich nichts dergleichen vernommen.«
    »Das hatte ich mir gedacht.«
    »Und weshalb fragst du?«
    »Weil ich die Schreie gehört habe und es bei mir hier im Zimmer gebrannt hat.«
    »Aha.« Suko nickte. »Gebrannt also?«
    »Ja.«
    Er stand auf und legte eine Hand auf meine Stirn. »Sag mal, hast du die Tassen dahinter noch heil?«
    »Sogar heiler als heil. Wenn ich dir sage, daß es hier im Zimmer gebrannt hat, dann hat es gebrannt. Außerdem habe ich auch die Schreie gehört.«
    Ich berichtete, was mir widerfahren war, und diesmal konnte Suko nichts mehr sagen. Er schwieg mich an. Nach einer Weile fragte er: »Und das entspricht den Tatsachen?«
    Ich stand auf, ging zum Schrank und schenkte mir einen kleinen Whisky ein. »Ja, ich habe nichts ausgelassen und nichts hinzugedichtet.« Mit dem Glas in der Hand drehte ich mich um. »Die Verfluchten der Totengruft, Suko, hast du diesen Begriff schon einmal gehört?«
    »Nein!«
    Auch wenn mein Freund sehr schnell antwortete, mußte ich ihm glauben.
    »Dann werden wir uns morgen näher mit dem Begriff beschäftigen. Das kann auch der neue Kollege machen.«
    »Basil Hartford?«
    »Sicher, wer sonst?«
    »Ich habe nichts dagegen«, sagte Suko und stand auf. »Ich frage mich nur, wie Sir James dazu kommt, uns diesen Knaben zuzuteilen?«
    Ich hob die Schultern. »Soviel ich weiß, istereine Art von Protektionskind.«
    »Und was heißt das?«
    »Seine Eltern sind hohe Tiere. Die Familie Hartford ist eben ein Begriff.«
    »Wie lange soll er bleiben?«
    »Keine Ahnung. Bestimmt nicht länger als vier Wochen.«
    Suko stand schon an der Tür, als er sagte: »Ich frage mich, weshalb er ausgerechnet zu uns gekommen ist. Das Yard ist ein Riesenunternehmen. Da hätte er sich zahlreiche andere Stellen aussuchen können. Ausgerechnet zu uns setzt man ihn. Das ist ungewöhnlich, wirklich. Aber ich will nichts gesagt haben. Gute Nacht.«
    »Okay, schlaf gut.«
    Auch ich dachte über Sukos Worte nicht länger nach. Mich interessierten vielmehr die Verfluchten aus der Totengruft.
    Wer konnte das nur sein, und in welch einer Verbindung standen sie zu Hector de Valois?
    ***
    »Sie sind sehr nett, Mr. Hartford«, sagte Glenda Perkins und bedankte sich mit einem Kopfnicken, als ihr der neue Kollege den Stuhl zurechtrückte.
    »Ich bitte Sic, Glenda, sagen Sie nicht Mr. Hartford. Ich heiße Basil, ganz einfach.«
    »Danke, Basil.« Glenda schaute den neuen Kollegen genauer an und fand, daß er attraktiv aussah.
    Er wirkte sehr männlich. Sein Gesicht zeigte einen harten Schnitt, ohne daß es eckig oder kalt wirkte. Die Nase war gerade gewachsen, das dunkle Haar wies erste graue Strähnen auf, war gescheitelt und trotzdem in die Stirn gekämmt worden. Wie zwei Wellen zeichneten sich die Brauen über den Augen ab, und die schmalen Lippen über dem strammen Kinn sahen stets so aus, als wären sie zu einem Lächeln verzogen. Vielleicht hätte der Mann etwas mehr Sonnenbräune vertragen können, aber der letzte Sommer war keiner gewesen. Da war der Frühling direkt in den Herbst übergegangen, und der hatte bereits die ersten Orkane gebracht. Leider waren auch Todesopfer zu beklagen gewesen.
    Basil Hartford hatte Glenda Perkins in ein kleines Restaurant eingeladen, in dem ein phantastischer Fisch serviert wurde. Es gab nur sechs Tische. Der Raum wirkte wie ein Zimmer aus der Jugendstil-Zeit. So waren auch die Möbel gehalten und die Stofftapeten an den Wänden. Ein junges Mädchen erschien und erkundigte sich nach dem Aperitif. Basil Hartford drehte den Kopf und schaute die Kleine an, die unter dem Blick der grünblauen Augen errötete.
    »Sind Sie mit einem Glas Champagner einverstanden, Glenda?«
    »Gern.«
    »Gut, dann bringen Sie uns zwei.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    »Gefällt es Ihnen hier, Glenda?«
    »Sehr.« Sie nickte. »Man fühlt sich ein wenig in Großmutters Zeit versetzt.«
    Glenda lächelte etwas verlegen. Sie war unter dem Blick der durchdringenden Augen ihres Gegenübers leicht errötet.
    »Ja, es ist wunderbar. Eigentlich verdanke ich es einem Zufall, daß ich dieses Restaurant hier entdeckte. Es hatte geregnet, ich wollte mich nur unterstellen, weil ich keinen Schirm bei mir trug, dann landete ich hier in diesem
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