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Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Titel: Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Autoren: Tony Attwood
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Desintegration oder Fragmentation des Bewusstseins beobachten, wie sie bei der Schizophrenie auftritt. Er bemerkte außerdem, dass einige der Kinder besondere Talente aufwiesen, die zu einer erfolgreichen Berufsausübung führen konnten, und dass einige lebenslange Beziehungen entwickeln konnten.

Wege zur Diagnose
    Wenn heute ein Kind oder ein Erwachsener zur Diagnosestellung an einen Spezialisten überwiesen wird, können unterschiedliche Wege der Diagnosefindung hinter ihm liegen. Das Kind wies meist schon seit dem Kleinkindalter eine ungewöhnliche Entwicklungsgeschichte und ein ungewöhnliches Fähigkeitsprofil auf, auch wenn das Durchschnittsalter bei der Diagnose zwischen 8 und 11 Jahren liegt. 3 Ich habe verschiedene Wege zur Asperger-Diagnose beobachtet, die bereits im Kleinkindalter, in späteren Phasen der Entwicklung oder gar erst im Erwachsenalter beginnen können.
Autismusdiagnose im Kleinkindalter
    Lorna Wing, die zuerst den Begriff Asperger-Syndrom verwendet hat, war der Ansicht, dass eine neue diagnostische Kategorie benötigt wurde. Sie hatte beobachtet, dass einige Kinder, die eindeutige Anzeichen von schwerem Autismus in ihrer frühen Kindheit aufwiesen, bemerkenswerte Fortschritte erzielt hatten und dass sie sich als Folge einer frühen Diagnose und wirksamer Frühinterventionsprogramme weiter innerhalb des autistischen Spektrums voranbewegt hatten. 4
Das Kind will aus der Isolation heraus
    Das Kind, das vorher sozial isoliert und still gewesen war, wollte schließlich mit anderen Kindern spielen und redete in komplexen Sätzen. Während es sich vorher isoliert hat, war das Kind später motiviert, an sozialen Aktivitäten teilzuhaben. Nach vielen Stunden intensiver Programme, mit denen die kommunikativen Fähigkeiten gefördert worden waren, war das Problem nicht länger, wie man das Kind zum Sprechen ermutigen sollte, sondern eher, wie man es dazu bringen konnte, weniger zu reden und dafür mehr zuzuhören und besser auf den sozialen Kontext zu achten.
Begeisterung für ein bestimmtes Thema
    Während es in der frühen Kindheit vielleicht eine ständige Beschäftigung mit sensorischen Erfahrungen gegeben hatte – wenn etwa das Kind vom sich drehenden Rad eines Spielzeugautos oder Fahrrades fasziniert war –, so war es nun von einem bestimmten Thema begeistert, zum Beispiel den Umlaufbahnen der Planeten. Die früheren Bewertungen und Beobachtungen des Spielverhaltens eines solchen Kindes hatten vielleicht zu dem Schluss geführt, dass bei dem Kind eine schwerwiegende intellektuelle Beeinträchtigung vorgelegen hatte, während nunmehr dem Kind ein Intelligenzquotient (IQ) im Normalbereich attestiert werden konnte.
Weiterentwicklung zum High-Functioning-Autismus
    Peter Szatmari wies darauf hin, dass diejenigen Kinder mit Autismus, die in der frühen Kindheit eine funktionale Sprache entwickeln, auf ihrem Entwicklungsweg und in ihrem Fähigkeitsprofil schließlich jene Kinder mit einer typischen Ausprägung des Asperger-Syndroms erreichten. 5
Zu einem bestimmten Zeitpunkt in der frühen Entwicklung des Kindes ist also Autismus die korrekte Diagnose. Doch eine bestimmte Untergruppe solcher Kinder mit Autismus kann im Alter zwischen vier und sechs Jahren eine beachtliche Verbesserung in ihrem Sprachgebrauch, Spielverhalten und in ihrer Motivation, mit Gleichaltrigen zusammenzukommen, erzielen.
    Der Entwicklungsweg solcher Kinder hat sich also verändert und ihr Fähigkeitsprofil während der Vor- und Grundschulzeit entspricht demjenigen von Kindern mit Asperger-Syndrom. 6 Diese Kinder, die dann mit High-Functioning-Autismus (HFA) oder Asperger-Syndrom diagnostiziert werden, profitieren eher von den Strategien und Hilfen, die auf das Asperger-Syndrom als von solchen, die auf Autismus ausgerichtet sind.
Erkennung in den ersten Schuljahren
    Während der Untersuchung eines Erwachsenen frage ich diesen normalerweise, wann ihm zum ersten Mal aufgefallen ist, dass er anders als andere ist. Viele Erwachsene, die erst in späteren Jahren diagnostiziert werden, sagen, dass sie bei ihrer Einschulung das erste Mal das Gefühl hatten, anders zu sein. Ihre Familienmitglieder hätten sie verstanden und wären auch mit ihnen zurechtgekommen. Aber als von ihnen erwartet wurde, mit Gleichaltrigen in der Schule zu spielen oder mit einem Lehrer klarzukommen, erkannten sie, dass sie anders waren. Wenn ich dann diese Erwachsenen bitte, mir diese Unterschiede zu beschreiben, dann antworten sie meist,
dass sie nicht an den
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