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Ein Engel mit kleinen Fehlern

Ein Engel mit kleinen Fehlern

Titel: Ein Engel mit kleinen Fehlern
Autoren: Wendy Haley
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Ahnung, was er dagegen tun sollte.
    Du bist verloren, flüsterte der zynische Polizist in ihm.
    Doch dann meldete sich eine andere Stimme zu Wort. Aber was für ein Abgang, wisperte sie.
    Oh ja.

3. KAPITEL
    Rae schob einen Fingernagel zwischen die Blenden der Jalousie und schaute durch den Spalt nach draußen. Gabriel lehnte am Kotflügel eines dunkelblauen Taurus. Er hatte eine Zeitung aufgeschlagen, aber sie wusste, dass er ihr Haus im Seitenspiegel beobachtete.
    "Der Engel Gabriel höchstpersönlich", murmelte sie. "Mein ganz privater Schutzengel."
    Sie lachte trocken. An Gabriel MacLaren war nichts Engelhaftes. Sie hatte sich erkundigt. Er war fünfunddreißig, seit sechzehn Jahren bei der Polizei, war mehrfach ausgezeichnet worden und wies eine imponierende Festnahmebilanz auf.
    Er war nie verheiratet gewesen.
    "Vermutlich ein Frauenhasser", sagte sie und starrte auf sein schwarzes T-Shirt, unter dem sich die Rückenmuskeln deutlich abzeichneten. Ganz zu schweigen von der alten Jeans, die sich an die langen, kräftigen Beine schmiegte. Und an den knackigsten ...
    "Wow, Mädche n", flüsterte sie und zügelte sich.
    Der Seitenspiegel blitzte im Sonnenschein auf, als er ihn verstellte. Sehr gewissenhaft, Detective MacLaren. Natürlich hatte sie ihn sofort bemerkt, als sie am Morgen das Haus verlassen hatte. Sie lächelte. Selbst wenn er unsichtbar gewesen wäre, hätte ihr Radar ihn sofort erfasst.
    Gabriel MacLaren hatte einen Eindruck hinterlassen. Keine Frage. Sie hatte gehofft, ihn im Schlaf loszuwerden, aber er hatte ihre Träume beherrscht. Wilde Träume voller Sinnlichkeit.
    Doch in ihr hallte auch noch eine Zärtlichkeit nach, von der sie wünschte, sie wäre wirklich.
    "Träumst du noch immer?" sagte sie. "Dieser Mann lebt nur für
    seinen Beruf und registriert gar nicht, wie viele Herzen er dabei
    bricht."
    Sie hob die Stimme, obwohl er sie unmöglich hören konnte.
    "Und er hat nichts Besseres zu tun, als Rae Ann Boudreau zu beschatten."
    Er legte die Zeitung zur Seite und streckte sich. Oh Junge.
    Was für ein Anblick.
    "Hör auf", befahl sie sich. "Ich mag Polizisten nicht. Ich traue ihnen nicht. Ich gehe nicht mit ihnen aus. Nie."
    Klar. Deshalb stand sie hier und beobachtete ihn heimlich.
    Sie seufzte. Bis gestern Abend war ihr Leben so einfach gewesen.
    Sie hatte ihren Beruf, der sie forderte und manchmal sogar Spaß machte. Sie besaß ein paar gute Freunde, mit denen sie die Freizeit verbrachte. Na ja, viel Freizeit war es nicht. Aber sie war glücklich gewesen. Na ja, zufrieden. Irgendetwas hatte gefehlt.
    Dieses Etwas konnte auf keinen Fall Gabriel MacLaren gewesen sein.
    "Verschwinde", knurrte sie.
    Natürlich blieb er, wo er war. Rae zog den Finger aus der Jalousie und wandte sich vom Fenster ab. Ihr Büro war ihr Zuhause, eher als die Wohnung, in der sie so wenig Zeit verbrachte. Sie mochte den großen, luftigen Raum mit dem Schreibtisch, den Aktenschränken, zwei bequemen Sesseln und der alten Couch, auf der sie schon oft übernachtet hatte. Und dann war da noch das wichtigste Stück, der Computer. Pflanzen hatten die dauernde Vernachlässigung nicht überlebt, also verzichtete sie darauf.
    Häuslich war sie nicht. Aber ein guter Spezialkurier. Und sie hatte Erfolg, ihre Agentur florierte. Niemand entkam Rae Ann Boudreau.
    Sie ließ sich in einen Sessel fallen und legte die Füße auf den Schreibtisch, um zu überlegen, was sie jetzt tun sollte. Sie konnte so weitermachen wie bisher und Gabriel einfach ignorieren. Aber das wurde bedeuten, nichts zu tun, und Rae Ann Boudreau hasste es, untätig zu sein.
    "So, Detective", murmelte sie. "Was fange ich heute mit dir an? Was findest du absolut grässlich?"
    Sie tippte sich mit der Fingerspitze an die Unterlippe. Ein Lächeln umspielte den Mund, als ihr die beste Idee dieser Woche kam.
    "Du bist grausam, Rae Ann", sagte sie lachend.
    Einige Minuten später trat sie in den Sonnenschein hinaus.
    Sie hielt die Hand vor Augen und scha ute die Straße entlang.
    Der Taurus war noch da, aber Gabriel war verschwunden. Er war gut, das musste sie ihm lassen.
    Sie schlenderte durch das Geschäftsviertel und blieb an jedem Schaufenster stehen. In Mr. Feddermans Blumenladen kaufte sie einen Blumenstrauß. Als sie ihr Portemonnaie wegsteckte, fiel ihr Blick auf einen Spiegel. Irgendwie sah sie ...
    hübscher aus. Die Blüten reichten ihr bis ans Kinn und ließen ihr Gesicht ... sanfter wirken.
    Dann sah sie Gabriel MacLarens Spiegelbild über ihrer Schulter.
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