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Ein Engel mit kleinen Fehlern

Ein Engel mit kleinen Fehlern

Titel: Ein Engel mit kleinen Fehlern
Autoren: Wendy Haley
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geheimster Traum plötzlich wahr geworden.
    Dann hatte er gesehen, wie sie sich mit Peter Smithfield auf dem Boden wälzte.
    Und sein Traum war geplatzt.
    Es hätte ihn nicht wütend machen dürfen. Er kannte nicht einmal ihren Namen. Von dem Moment an, in dem er ihr die Handschellen angelegt hatte, war sie stumm wie ein Fisch gewesen. Name unbekannt hatte er in das Protokoll eingetragen.
    "Du willst ihn gar nicht wissen, MacLaren", murmelte er.
    Sicher. Klar. Er hätte es besser wissen müssen. Als Sittenpolizist sah er die übelsten Seiten der menschlichen Natur.
    Jede Nacht, wohin er auch kam. Männer, Frauen, Kinder, die Dinge taten, die sich der Normalbürger nicht einmal vorstellen konnte. Er hatte sich daran gewöhnt.
    Die Bauchtänzerin hatte sich als das erwiesen, was er hätte erwarten sollen. Das einzig Überraschende daran war seine eigene Enttäuschung.
    Das Klirren der Glöckchen drang durch die Alltagsgeräusche im Revier. Selbst mit einem Fuß im Grab hätte er es wieder erkannt. Er verkrampfte sich und sah über die Schulter.
    Da war sie. Hier, an diesem Ort, wirkte sie so exotisch wie eine Orchidee. Überall Rundungen, das lange braune Haar glänzend im Schein der Neonleuchten. Jeder Mann hier begehrte sie. Verheiratet, allein stehend, alt oder jung, Polizist oder Krimineller, sie alle wollten sie.
    Gabriels Stirnrunzeln vertiefte sich. Gereizt sah er sich um.
    So verrückt es klang, plötzlich empfand er das unsinnige Bedürfnis, sie zu packen und in eine Zelle zu sperren, wo kein anderer Mann sie anstarren konnte.
    Er musterte sie, als sie auf ihn zuschlenderte. Sie war ganz Frau, und er spürte, wie sein Puls in einen höheren Gang schaltete.
    "Es müsste verboten sein, dass eine Frau so gut aussieht", sagte einer der anderen Detectives. Natürlich so laut, dass alle es hörten.
    "Ist es wohl", rief jemand. "MacLaren hat sie festgenommen."
    Gelächter hallte durch den Raum, als die Bauchtänzerin vor seinem Schreibtisch stehen blieb. Plötzlich wurde Gabriel klar, dass seine Kollegen etwas wussten, von dem er noch keine Ahnung hatte.
    In seinem Kopf schrillte der Alarm. Vor sechs Monaten hatte er sich hierher versetzen lassen, und die anderen Detectives behandelten ihn noch immer wie einen Neuling.
    "He, Boudreau!" rief ein Kollege. "Wie wäre es mit einem Tanz?"
    "Nur in Ihren Träumen", erwiderte Rae, ohne Detective MacLaren aus den Augen zu lassen;
    Gabriels Alarmglocken schrillten lauter. Boudreau. Den Namen hatte er schon mal gehört. Ray Boudreau war ein Spezialkurier für Vorladungen, Zahlungsbefehle und ähnlich unwillkommene Schreiben und galt als einer der Besten. Aber eine Frau?
    Sein Blick wanderte über das Kostüm, das ihre hinreißende Figur eher betonte als verhüllte. Ja, dachte er. Keine Frage, eine Frau.
    Eine wütende Frau. Die er gerade wegen gewerbsmäßiger Unzucht festgenommen hatte. Prostitution.
    Jetzt baute sie sich vor seinem Schreibtisch auf und betrachtete ihn, als wäre er gerade aus dem Rinnstein gekrochen.
    "Detective MacLaren", sagte sie.
    "Ma'am?"
    Rae musterte ihn unauffällig. Er sah aus wie eine große Raubkatze, die auf Beute lauerte. Eindrucksvoll, gefährlich. Sie war eindeutig im Nachteil. Wie sollte sie mit diesem Mann fertig werden, wenn allein sein Anblick sie so nervös machte?
    "Sie sind also Ray Boudreau", sagte er gedehnt.
    "Rae", verbesserte sie. "R-A-E."'
    Er strich sich mit dem Daumen am Kinn entlang. "Warum haben Sie mir vorhin nicht gesagt, was Sie in dem Club wollten?"
    "Ich habe es versucht. Aber Sie mussten ja unbedingt mit Ihren Handschellen spielen."
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Unwillkürlich senkte Gabriel den Blick. Einem schwächeren Mann wäre der Unterkiefer bis auf den Schreibtisch heruntergeklappt. Mann oh Mann, was für eine unglaublich erotische Frau! Ihr Kostüm bändigte nur mit Mühe die üppigen Rundungen, und seine Finger juckten, so gewaltig war das Verlangen, sie zu berühren.
    Schweigend starrten sie einander an. Rae fühlte sich, als könnte er direkt bis auf den Grund ihrer Seele blicken. Es war ein äußerst beunruhigendes Gefühl.
    Sie brauchte Grenzen, aber seine Augen ließen keine zu. Sie holte hastig Luft und wollte sich abwenden.
    "He", sagte er.
    Seine Stimme war tief und dunkel, rauchig vor Verlangen.
    Sie zog Rae in ihren Bann. In ihr stieg eine Mischung aus Vorfreude und Angst auf.
    "He?" wiederholte sie mit hochgezogenen Brauen. "Junge, Junge, Sie haben eine Art, mit Frauen umzugehen,
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