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Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Titel: Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)
Autoren: Marliese Arold
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Igregious Goodfellow ist Schurke, Dieb und mordlustiger Irrer in einer Person. Du hattest riesengroßes Glück, dass nur deine Haare in die grässliche Guillotine dieses Halunken geraten sind. Du hättest ihm niemals in sein geheimes Versteck folgen dürfen. Als du herausgefunden hast, dass er das Schmuckgeschäft der Horton Familie ausgeraubt hat, hättest du die Sache der Polizei überlassen sollen.«
    Oona hatte bei diesem Vorschlag die Augen verdreht. Ihr Onkel musste doch wissen, dass man der Polizei nicht trauen durfte. Seit fast drei Jahren, als Oberinspektor White die Leitung übernommen hatte, betrachteten sowohl gesetzestreue Bürger als auch Kriminelle das Polizeikommissariat der Dark Street als einen Witz. Noch nie zuvor hatte das Verbrechen in der Straße derart floriert.
    »Du hast Glück gehabt, dass du dich von den Fesseln befreien konntest, bevor dieser Wahnsinnige die Klinge gelöst hat«, fuhr ihr Onkel in strengem Ton fort, »und dass Deacon so schnell zur Polizei geflogen ist … sonst … sonst …« Der Zauberer seufzte und schüttelte den Kopf. »Du bist doch noch ein Kind, Oona. Und du bist nicht dein Vater.«
    Diese Worte hatten wehgetan. Oona musste sich auf die Zunge beißen, um den Zauberer nicht darauf hinzuweisen, dass auch er nicht ihr Vater war, und dass ihr Vater tot war und sechs Fuß tief unter der Erde des Dark-Street-Friedhofs begraben lag. Aber warum sollte sie das zur Sprache bringen? Es hätte ihn nur traurig gemacht.
    Ihr Onkel mochte nicht der großartigste Magier sein, der jemals das Amt des Dark-Street-Zauberers innehatte – einige schätzten seine magischen Fähigkeiten sogar nur als mittelmäßig ein – aber er war mit Sicherheit der großartigste Onkel und Vormund, den ein Mädchen wie Oona sich erhoffen konnte. Und außerdem hatte er schließlich eingelenkt und sie ihrer magischen Verpflichtungen entbunden, damit sie ihr Interesse an der Detektivarbeit besser verfolgen konnte. Was hätte sie mehr von ihm verlangen können? Also hatte Oona versprochen, keinen lebensgefährlichen Verbrechern hinterherzuschnüffeln … wenn es sich vermeiden ließ.
    In diesem Augenblick schaute sie in Richtung Norden und blickte die Dark Street hinab, die letzte der Feenstraßen, die die Welt der Menschen mit der sagenumwobenen Welt der Feen verband. Die breite Kopfsteinpflasterstraße erstreckte sich ohne Unterbrechungen durch Kreuzungen oder Stichstraßen über gut dreizehn Meilen und bildete eine Welt für sich. Die Gebäude erhoben sich am Gehsteigrand wie schiefe Zähne, die in einen zu kleinen Mund gequetscht worden waren. Sie schienen sich gegenseitig zu stützen und es sah aus, als würde der Einsturz eines Hauses eine Kettenreaktion auslösen, bei der die anderen wie eine Reihe von Dominosteinen, eins nach dem anderen, ebenfalls umfallen würden.
    Oona dachte einen Moment lang über die Straße nach, diese uralte Welt zwischen den Welten, mit ihren gewaltigen Glastoren am einen Ende und den riesigen Eisentoren am anderen. Von diesen beiden Zugängen öffnete sich nur das Eisentor, und das nur einmal in jeder Nacht, um Mitternacht, dann schwangen die gewaltigen Türen nach innen auf, an Angeln, so groß wie Häuser, um sich eine Minute lang der ständig wachsenden, aufstrebenden Stadt New York zu öffnen. So lange, wie der Sekundenzeiger für seine Reise um die Uhr brauchte, blieben die Eisentore offen für jeden, der sich entschloss, über die verzauberte Schwelle zu treten. Dies geschah jedoch so gut wie nie. Kaum jemand bemerkte das Tor überhaupt.
    In einer Stadt wie New York waren die Leute selbst um Mitternacht zu sehr damit beschäftigt, von einem Platz zum anderen zu gelangen, um irgendetwas Außergewöhnliches zu registrieren. Und wenn doch einmal jemand die Straße plötzlich aus dem Nichts auftauchen sah, tat er oft so, als sei sie nicht da. Manche Leute mochten verwundert hinschauen, doch wenn sie sich noch einmal umdrehten, war die Straße wieder verschwunden, und sie redeten sich ein, dass es eine Sinnestäuschung gewesen sein musste. Nichts weiter. Die Kinder von New York wären sicher eher in der Lage gewesen, die Straße zu sehen als die Erwachsenen, aber um Mitternacht lagen die meisten braven Kinder natürlich sicher in ihren Betten und träumten von noch geheimnisvolleren Orten.
    Doch wenn ein Außenseiter sich tatsächlich durch das Tor getraut hätte, wäre ihm der Ort nicht so viel anders erschienen als die Stadt, aus der er gerade gekommen war. Ein
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