Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Titel: Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)
Autoren: Marliese Arold
Vom Netzwerk:
verborgenen, magischen Straße lebt Oona Crate mit ihrem Onkel und Lehrmeister, dem großen Zauberer. Heimlich träumt sie davon, Detektivin zu werden. Dann wird der Zaubermeister von einem magischen Dolch getroffen und nur sein leerer Zaubermantel bleibt zurück. Kann Oona beweisen, dass sie das Zeug zur Detektivin hat? Gemeinsam mit ihrem sprechenden Raben macht sie sich auf die Suche nach ihrem Onkel und setzt alles daran, den Täter zu stellen …



 
    Für Anne, Barbara und Shari.
    Die Magie ist real.

 
    Am 4. November 1876 setzte der Zauberer der Dark Street die folgende Annonce in den Kleinanzeigenteil der New York Times :
     

     
    Innerhalb von drei Tagen wurden bei der New Yorker Post insgesamt 3492 Briefe mit der Adresse Pendulum Haus, Nummer 19 aufgegeben. Zum großen Verdruss und Ärger des Postamtvorstehers war auf den gängigen Straßenkarten, Stadtplänen und Postbezirksverzeichnissen keine Dark Street zu finden, noch konnte sich irgendjemand daran erinnern, jemals von einem New Yorker Stadtteil namens Little London Town gehört zu haben. Daher wurden die Briefe mit dem Stempelaufdruck ADRESSE UNBEKANNT versehen und an die Absender zurückgeschickt.

 
     
     
     
     
     
    SECHS MONATE SPÄTER

Montag, 14. Mai 1877
     
    »Magie ist eine unbeständige Sache«, sagte die zwölfjährige Oona Crate. »Ich ziehe Dinge vor, die funktionieren.«
    Deacon saß schweigend und ahnungsvoll auf ihrer Schulter. Argwöhnisch sträubte der verzauberte Vogel seine glänzenden, nachtschwarzen Federn, während die beiden durch das Fenster des Dark-Street-Zauberladens spähten, wo Oonas Onkel die neuesten magischen Wunderdinge verkaufte: gefiederte Zauberwedel, die beim Staubwischen kicherten, und Schwämme, die eine Melodie gurgelten. Nie verlöschende Lampen und unschmelzbares Eis – zwei Verkaufsschlager des Zauberers – lagen in den Regalen bereit, um verkauft oder als Geschenke verpackt zu werden. Doch Oona hatte heute wenig Lust, den Laden zu betreten. Genauso wenig wie alle anderen, wie es schien.
    Der Geschäftsführer, Mr Alpert, ein grauhaariger alter Mann mit gewaltigem Überbiss und Brillengläsern so groß und rund wie Untertassen, saß müßig hinter dem Tresen. Seine vergrößerten Augenlider waren fast geschlossen, als würde er jeden Augenblick einnicken. Der Anblick des leeren Geschäfts konnte den Eindruck vermitteln, dass Magie genauso aufregend war, wie Apfelscheiben beim Trocknen zuzuschauen. Also kein bisschen spannend. Und der Laden selbst sah offen gestanden aus, als müsste er dringend renoviert werden.
    Direkt nebenan erstreckte sich dagegen eine frisch gestrichene Ladenfront zwischen dem Zauberladen auf der einen und dem Schuhmacher auf der anderen Seite. Hinter den weit geöffneten Türen herrschte umtriebige Geschäftigkeit. Ein großes Schild über dem glänzenden Schaufenster verkündete: MR WILBER’S WELT MODERNER WUNDER. Einkäufer und Neugierige drängten sich durch die Türen von Mr Wilbers fantastischem Laden, wo von modernsten Zahnbürsten und Fahrrädern bis zu Fotozubehör und neumodischen Waffeleisen beinahe sämtliche technische Gerätschaften, die im Jahr 1877 auf den Markt gekommen waren, feilgeboten wurden.
    Mr Wilber, ein schlaksiger Bindfaden von einem Mann, mit flachem Gesicht und überproportionalem Adamsapfel, wirkte nie gelangweilt, wie das bei Mr Alpert so oft der Fall war, was nach Oonas Vermutung darauf zurückzuführen war, dass Mr Wilber viel zu beschäftigt war, die Erwartungen seiner nach technischen Neuerungen schreienden Kundschaft zu erfüllen.
    Oona seufzte. Der Tag war strahlend hell, und die Luft war sauber. Der Geruch nach frischem Frühlingsgrün und staubigem Kopfsteinpflaster drang in jeden noch so schattigen Winkel der Straße vor. Nach einem Blick auf ihr Spiegelbild in der Fensterscheibe des Zauberladens strich Oona über ihre spitzenbesetzte Haube und ihr Haar. Seit dem gestrigen Zwischenfall mit der Guillotine war es keinen Millimeter gewachsen, und jetzt zupfte sie ständig daran herum, um es zu glätten – ein schier aussichtsloses Unterfangen.
    »Du musst vorsichtiger sein!«, lautete der Rat ihres Onkels bezüglich des Zwischenfalls, bei dem ihr fast der Kopf abgehackt worden war. Seine Worte waren sehr direkt und sein Tonfall ungewöhnlich streng. »Ich gebe nur meine Zustimmung zu deiner Detektivgeschichte, wenn du mir versprichst, dass du dich nie wieder in so eine gefährliche Situation bringst. Ich meine es ernst, Oona!
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher