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Eden

Titel: Eden
Autoren: Tony Mochinski
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Stirn. Rekapitulierte die Ereignisse dieses Morgens. Ihre Bedeutung.
    »Sieht aus, als ob du deine Machete verloren hast«, bemerkte Bobby.
    »Scheint so«, bestätigte Harris heftig atmend.
    »Das Scheißtor, Harris.« Bobby sprach aus, woran sie beide dachten. »Sperrangelweit offen! Wie, zum Teufel, kann so was passieren?«
    Harris bückte sich und hob etwas auf.
    Der Kampflärm in Eden versiegte allmählich. Die innerhalb der Mauern lebten machten kurzen Prozess mit denen, die es nicht taten.
    »Du siehst beschissen aus, Harris. Alles in Ordnung?« Auf Evers’ Gesicht lag ein Ausdruck echter Besorgnis. Harris sah aus wie der Boden eines Schlachthofs.
    Bobby war einer von den Guten. An Bobby zweifelte Harris keine Sekunde.
    »Ist nicht mein Blut.«
    »Tolle Aufmachung übrigens«, zwinkerte ihm Bobby zu.
    »Harris!«
    Julie kam die Straße herab, das Haar nach hinten gebunden und unter ein Tuch gesteckt, das schwarze Gewehr im Arm. Die Kaliber.357 im Holster an ihrer Hüfte wirkte zu groß für ihre zierliche Figur.
    Harris schloss sie in die Arme, ohne sich um Blut und Dreck zu kümmern, und sie drückte ihn ebenfalls.
    »Julie.«
    In ihrem Badezimmer, hinter verschlossener Tür, wusch und untersuchte sich Harris. Aus den Leitungen kam kein Wasser, schon seit seinem Einzug hier nicht mehr. Regenwasser, das in Krügen gesammelt wurde, diente zum Waschen. Am anderen Ende der Straße gab es ein Gemeinschaftsbad mit heißem Wasser. Dort war Julie jetzt.
    Harris legte keinen Wert darauf, gesehen zu werden, als er das nasse, blutgetränkte Bettlaken ablegte und auf die kalten Fliesen fallen ließ.
    Der Biss war an seinem Oberarm. Fast an der Schulter. Nicht einmal ein schlimmer Biss: Er hatte gerade mal die Haut geritzt. In seiner Jugend war sein kleiner Bruder einmal von einem Hund gebissen worden, ein Biss nur, und der hatte viel schlimmer ausgesehen. Trotzdem hatte sein Bruder sich keine Sorgen zu machen brauchen. Eine Spritze beim Doktor, kurz genäht, eine Umarmung von Mama, Papa hatte ihm durchs Haar gewuschelt, und mit James war alles in Ordnung gewesen.
    Harris war klar, dass er sich in dieser Hinsicht keine Hoffnungen machen konnte. Inzwischen lagen die Dinge anders. Er wusste, was dieser Biss bedeutete.
    Falls mich je einer beißt , hatte Buddy ihn einmal gebeten, und ich schaffe es nicht selbst, dann tust du es für mich. Hand drauf.
    Er seufzte. Er hatte immer gewusst, dass es einmal so enden würde.
    Falls ich es nicht selbst schaffe. Die einzige Andeutung von Schwäche, die Buddy sich je erlaubt hatte.
    Er hatte ihm gesagt, er solle still sein und nicht so einen Unsinn reden. Aber Buddy hatte nicht lockergelassen. Buddy hatte nie lockergelassen.
    Versprich es mir, Harris. Wenn ich es nicht selbst schaffe, verpasst du mir eine Kugel in den Kopf. Ich will deine Hand drauf.
    Schließlich hatte Harris es ihm versprochen, damit er endlich Ruhe gab. Endlich das Thema wechselte.
    Harris betrachtete sich im Spiegel. Es ist immer seltsam, sein eigenes Spiegelbild zu sehen. Sich so zu sehen, wie andere es tun, nicht so wie wir in unserer Vorstellung aussehen. Er war unrasiert, hatte sich die Haare nicht mehr geschnitten seit … Seit es losgegangen war. Wie lange war das jetzt her? Anderthalb Jahre? Länger? Zeit hatte nicht mehr dieselbe Bedeutung wie früher.
    Wenn du dich nicht bald rasierst oder dir die Haare schneidest , hatte Buddy gemeint, siehst du irgendwann aus wie Charlton Heston in Planet der Affen.
    Harris hatte das als Kompliment betrachtet. Raquel hatte für Heston in dem Film geschwärmt.
    In seinen Haaren hingen Knochensplitter.
    Er fühlte sich alt. Vierundvierzig war er jetzt. Möglicherweise wurde es jetzt Zeit, sich so zu fühlen, zumindest ab und zu. Er fühlte sich schon ein wenig unwohl, nicht ganz bei sich. Wie viel davon an dem Biss lag und wie viel an den Umständen, daran, dass der Angriff ihn aus dem Schlaf gerissen hatte, an den untoten Kannibalen, die sich wild auf ihn und die Frau, die er liebte, gestürzt hatten, konnte er nicht sagen.
    Er wusste, was geschehen würde, was jetzt bevorstand.
    Was unvermeidlich war.
    Er würde verfallen und zu einer dieser untoten Kreaturen werden, zu etwas, das versuchte, Julie und Bobby zu fressen und alle, die es sonst noch fand. Ganz gleich, wie sehr sie bettelten, wie sehr sie ihn anflehten und daran erinnerten, wer er einmal gewesen war, das Ding, zu dem er jetzt wurde, würde ihre Bitten ignorieren und sie erbarmungslos zerfleischen.
    Wie
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