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Echte Morde

Echte Morde

Titel: Echte Morde
Autoren: Charlaine Harris
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Dinge in Janes Vergangenheit, von denen wir alle nichts ahnten?
    Bei LeMaster Cane, dem Besitzer einer chemischen Reinigung, handelte es sich um unser einziges schwarzes Mitglied, einen untersetzten, bärtigen Mann mittleren Alters mit riesigen braunen Augen. LeMaster interessierte sich besonders für rassistisch motivierte Morde aus den sechziger und frühen siebziger Jahren, wie zum Beispiel die Zebra-Morde in San Francisco und die Jones-Piagentini-Schießerei in New York.
    Auch Sallys Sohn Perry Allison war unterdessen eingetroffen und hatte sich gesetzt, ohne mit irgendjemandem zu reden.
    Zu meinem großen Bedauern erschien Perry seit gut zwei Monaten bei unseren Treffen, obwohl er nie Mitglied von Echte Morde geworden war. Mir reichte es, dass Perry mein Kollege war und ich ihn bei der Arbeit ständig um mich haben musste.
    Er verfügte über ein beunruhigend umfassendes Wissen über moderne Serienmörder wie die Hillside-Würger und den Green-River-Mörder, deren Taten eindeutig sexuell motiviert gewesen waren.
    Gifford Doakes stand allein herum, was aber normal war, außer, er hatte seinen Freund Reynaldo mitgebracht. Gifford interessierte sich ganz offen für Massenmord: ob das Valentinsmassaker oder der Holocaust war ihm eigentlich egal, Hauptsache haufenweise Leichen. Gifford liebte Leichenberge. Die meisten von uns waren aus Gründen bei Echte Morde, die das Licht der Öffentlichkeit nicht zu scheuen brauchten. Wer verfolgte denn nicht in der Zeitung die Berichte über Ermittlungen in einem Mordfall? Aber Gifford? Bei ihm war das eine andere Geschichte. Hatte er sich uns angeschlossen, weil er hoffte, im Club würden eklige, blutrünstige Pornofotos ausgetauscht und harrte er aus, weil er dachte, mit der Zeit unser Vertrauen zu gewinnen und endlich an unseren Schätzen teilhaben zu dürfen? Als er anfing, Reynaldo mitzubringen, wussten wir nicht, wie wir damit umgehen sollten. War Reynaldo ein Gast oder Giffords Freund?

    Das war immerhin ein Unterschied, und der machte uns alle nervös, besonders John Queensland, der sich als Vorsitzender verpflichtet fühlte, sich mit jedem im Club zu unterhalten.
    Mamie Wright war nach wie vor nicht aufgetaucht. Aber sie musste irgendwo sein, sie hatte schließlich die Stühle aufgestellt und Kaffee gekocht, musste also frühzeitig gekommen sein, und ihr Auto stand draußen auf dem Parkplatz. Dass sie jetzt nicht im Saal auftauchte, war seltsam. So wenig ich Marnie auch leiden mochte, ich fühlte mich verpflichtet, nach ihr zu suchen.
    Gerade wollte ich sie suchen gehen, als Marnies Ehemann Gerald hereinkam. Er trug eine Mappe unter dem Arm und wirkte reichlich ungehalten. Weil er so wütend aussah und ich mir mit meiner Besorgnis um Marnie ein wenig blöd vorkam, tat ich etwas sehr Merkwürdiges: Ich ließ ihn an mir vorbeigehen, ohne ihm zu sagen, dass ich auf der Suche nach seiner Frau war.
    Hinter mir fiel die schwere Tür zu. Das lebhafte Summen der Unterhaltungen war nicht mehr zu hören, der Flur lag seltsam still vor mir. Das harte Neonlicht der Deckenlampen brachte die kleinen bunten Farbtupfer im weißen Linoleum und die beige gestrichenen Türen und Fensterrahmen zum Glitzern. Während ich mir die vier Türen auf der gegenüberliegenden Flurseite ansah, hoffte ich inständig, das Telefon möge still bleiben. In meinem Kopf tauchte kurz ein höchst absurdes Bild aus dem Film „Die Dame - oder der Tiger?" auf, dann wandte ich mich kurz entschlossen der Tür des kleinen Konferenzzimmers zu.
    Sally hatte gesagt, sie sei kurz dort drin gewesen, um ihre Kekse zwischenzulagern. Ich sah mir den Raum genau an, was in Sekundenschnelle getan war, enthielt er doch nichts weiter als einen Tisch mit ein paar Stühlen darum.
    Die nächste Tür führte zur Damentoilette, in der ich auch nachsah, obwohl Sally dort gewesen war und bestimmt mitbekommen hätte, wenn sich in der zweiten Kabine etwas geregt hätte. Trotzdem bückte ich mich, um unter beide Türen zu sehen. Kein Fuß in Sicht. Ich öffnete die Türen: nichts.

    Zur Durchsuchung der direkt daneben liegenden Herrentoilette fehlte mir der Mut. Glücklicherweise ging gerade Arthur Smith hinein, als ich noch zögernd davorstand. Wenn Marnie sich dort aufhielt, würde er das schon mitbekommen, davon durfte ich wohl getrost ausgehen. Weiter ging ich inmitten des glitzernden, uniformen Beiges, bis mein Blick auf etwas Ungewöhnliches fiel. Unten am Fuß der letzten Tür, die ich überprüfen wollte, hatte sich ein
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