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Echte Morde

Echte Morde

Titel: Echte Morde
Autoren: Charlaine Harris
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ihr die Männer zu Füßen und bettelten förmlich darum, dass Lizanne über sie hinwegtrampelte, was sie dann jeweils auch tat. Ruhig lächelnd und ohne einen Blick nach unten zu werfen. Dabei war Lizanne durchaus herzlich, wenn auch auf eine träge, eher passive Art, und sie bekam sogar mit, wie es um andere stand, solange es ihr nicht zu viel Einfühlungsvermögen abverlangte. Ihr Beruf als Empfangsdame und Telefonistin bei den Stadtwerken war genau das Richtige für sie und für unseren Energieversorger. Bei Lizanne bezahlte jeder Mann seine Rechnung pünktlich und mit einem Lächeln auf den Lippen, und wer sich am Telefon aufregte, wurde sofort die Hierarchieleiter hinauf weitergereicht.
    Eine persönliche Begegnung mit Lizanne erstickte Ärger im Keim: Neunzig Prozent der Bevölkerung schaffte es nicht, in ihrer Gegenwart sauer zu bleiben.
    Aber nicht alles an Lizanne war eitel Freude und Sonnenschein. Von den Männern, mit denen sie ausging, erwartete sie zum Beispiel ununterbrochen gute Unterhaltung, womit sich der große, rothaarige Fremde mit der Hakennase schwer zu tun schien.

    „Weißt du, wer das ist? Der Mann, der mit Lizanne hereinkam?", fragte ich Melanie.
    „Was, den kennst du nicht?" Melanies Überraschung war vielleicht eine Spur zu dick aufgetragen.
    Musste man ihn denn kennen? Ich sah mir den Neuankömmling genauer an. Hellbraune Hose, ebensolcher flotter Sakko, darunter ein weißes Oberhemd; sehr große Hände und Füße und ein Schopf roter Haare, der das Gesicht umgab wie ein leicht zerzauster Heiligenschein. Nein, ich musste passen.
    „Das ist Robin Crusoe, der Krimiautor!", verkündete Melanie triumphierend.
    Eins zu null für die Versicherungsangestellte. Die Bibliothekarin hatte auf eigenem Terrain haushoch verloren.
    „Ohne seine Pfeife sieht er aber auch ganz anders aus", meldete sich hinter meiner rechten Schulter John Queensland. John, unser Vorsitzender, reicher Eigner mehrerer Immobilien in unserer Stadt, wirkte, was er immer tat, wie frisch aus dem Ei gepellt: ein teurer Anzug, dazu ein weißes Hemd, das schlohweiße Haar sauber gekämmt, der Scheitel so gerade wie ein Pfeil. John war für mich interessanter geworden, seit er mit meiner Mutter ausging und ich ihn mir notgedrungen genauer hatte ansehen müssen. Inzwischen war ich der Meinung, unter seinem gezierten Äußeren müsse sich einiges an Substanz verbergen. Immerhin war der Mann der Experte schlechthin für den Fall Lizzie Borden ... und hielt sie für unschuldig! Eindeutig ein Romantiker, auch wenn er das gut verbergen konnte.
    „Was will er hier?", fragte ich interessiert. „Noch dazu mit Lizanne?"
    „Keine Sorge, das finde ich schon heraus", meinte John. „Ich gehe mal hin, um ihn zu begrüßen, immerhin bin ich hier der Vorsitzende. Natürlich sind Gäste immer herzlich willkommen, aber bisher hatten wir noch nie welche."
    „Augenblick, John, ich muss dir erst noch von dem Anruf erzählen", sagte ich schnell. Die Neuankömmlinge hatten mich zwischenzeitlich abgelenkt. „Als ich vor ein paar Minuten hier eintraf..."
    Zu spät: Lizanne hatte mich entdeckt und kam mit ihrem quasi berühmten Begleiter im Schlepptau auf mich zugesteuert.
    „Roe, ich habe euch einen Besucher mitgebracht", begrüßte sie mich mit strahlendem Lächeln, ehe sie dazu überging, alle Anwesenden vorzustellen. Das fiel ihr weiter nicht schwer, denn Lizanne kennt in Lawrenceton jeden. Schon bald lag meine Hand in der großen, knochigen des Autors, und er schüttelte sie kräftig, was mir gut gefiel, mochte ich es doch gar nicht, wenn Leute einem nur kurz die Hand drückten und sie gleich wieder fallen ließen. Ich sah in haselnussbraune Augen, bekam einen wundervollen Mund mit eleganten Lachfältchen zu sehen, und der ganze Mann gefiel mir.
    „Roe, darf ich dir Robin Crusoe vorstellen?", sagte Lizanne.
    „Er ist gerade nach Lawrenceton gezogen. Robin - Roe Teagarden."
    Robin warf mir ein freundliches Lächeln zu, von dem ich mir allerdings wenig versprach, da er schließlich mit Lizanne zusammen gekommen war.
    „Ich dachte, Robin Crusoe sei ein Pseudonym!", flüsterte mir Bankston ins Ohr.
    „Dachte ich auch!", wisperte ich zurück. „Da haben wir uns wohl geirrt."
    „Der Arme, seine Eltern hatten wohl eine Schraube locker!"
    Bankston kicherte leise, verstummte aber sofort, als ihn meine hochgezogenen Brauen daran erinnerten, dass er sich gerade mit einer Frau unterhielt, die auf den Namen Aurora Teagarden hörte.
    „Robin kam zu
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