Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Echte Morde

Echte Morde

Titel: Echte Morde
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
des Paares. Es war ihr wichtig gewesen, dass ich davon erfuhr, denn ich war vor über einem Jahr selbst ein- oder zweimal mit Bankston ausgegangen, und seine Mutter wollte mich unbedingt wissen lassen, dass ihr Sohn kurz davor stand, endgültig aus dem Verkehr gezogen zu werden. Falls Mrs. Waites wirklich voll Spannung auf die interessante Ankündigung wartete, war sie gewiss die einzige in der Stadt: Wir anderen rechneten schon seit langem mit einer solchen Entwicklung. Einfach deswegen, weil es in Lawrenceton und der näheren Umgebung in Melanies und Bankstons Alter außer Bankston und Melanie selbst niemanden mehr gab, den die beiden hätten heiraten können. Bankston war zweiunddreißig, Melanie etwa ein Jahr älter. Bankston hatte spärliches blondes Haar, ein angenehmes, rundliches Gesicht und mild blickende blaue Augen. Durch und durch Durchschnitt. Allerdings schien er sich in letzter Zeit zu verändern: Zum ersten Mal fiel mir auf, dass sich unter seinen Hemdsärmeln Muskeln abzeichneten.
    „Stemmst du Gewichte, Bankston?", fragte ich verwundert.
    Gut möglich, dass ich mich stärker für ihn interessiert hätte, hätte er so viel Initiative auch schon zu unserer gemeinsamen Zeit aufgebracht.
    Bankston wirkte beschämt, aber auch erfreut. „Ja. Sieht man es?
    „Mir ist es auf jeden Fall aufgefallen", antwortete ich voll aufrichtiger Bewunderung. Es fiel mir schwer, Melanie als Auslöser für diesen revolutionären Wandel in Bankstons gelassenem Lebensstil anzuerkennen, aber zweifellos war sie das. Ob es daran lag, dass sie ihm, anders als die meisten Frauen, ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte? Bei Melanie gab es keine Familie, die einen Teil ihrer Zuneigung hätte beanspruchen können.
    Ihre Eltern hatten keine Geschwister und außer Melanie keine Kinder gehabt, und sie waren schon seit Jahren tot, die Mutter dem Krebs zum Opfer gefallen, der Vater einem betrunkenen Autofahrer.
    Melanie, die große Motivatorin, wirkte allerdings gerade jetzt ein wenig verschnupft.
    „Was sagst du dazu, Melanie?", wandte ich mich hastig an sie.
    Woraufhin sie sich sichtlich entspannte: Mit dieser Frage hatte ich ihre Eigentumsrechte anerkannt. In Zukunft würde ich vorsichtiger sein müssen. Bankston lebte in einem „meiner" Reihenhäuser, und Melanie hatte sicherlich mitbekommen, dass wir ein paarmal zusammen ausgegangen waren. Wie leicht war es da, in das einfache Verhältnis zwischen Mieter und Vermieterin etwas Unlauteres hineinzuinterpretieren.
    „Dass er jetzt Sport treibt, wirkt bei Bankston wahre Wunder", meinte Melanie züchtig, aber mit eindeutiger Botschaft: Bankston und Melanie schliefen miteinander, und Melanie wollte unbedingt, dass ich es erfuhr. Das schockierte mich etwas.
    Warum wollte sie mir diese Botschaft zukommen lassen? In Melanies Augen glomm ein Leuchten, das auf Feuer unter ihrem reifen Äußeren schließen ließ. Ja wirklich, unter dem glatten, konservativ geschnittenen dunklen Haar und dem schlichten Kleid tobten eindeutig andere Kräfte, als man auf den ersten Blick vermutet hätte. Melanie hatte breite Hüften und einen schweren Busen, beides Attribute, die ich nun plötzlich mit Bankstons Augen sah, und schon waren aus Handicaps Fruchtbarkeitssymbole geworden. Noch eine Erkenntnis überfiel mich in diesem Augenblick: Bankston und Melanie schliefen nicht nur miteinander, sie taten es oft und auf exotische Art und Weise.
    Ich musterte Melanie mit neuer Hochachtung. Jeder, der so lange so erfolgreich Sand ins kollektive Auge Lawrencetons hatte streuen können, verdiente Hochachtung.

    „Ehe ihr kamt, war da ein Anruf', setzte ich an, woraufhin mich beide gespannt ansahen. Aber noch ehe ich ihnen von meinem kleinen Abenteuer berichten konnte, ging die Tür auf und ich hörte helles, ansteckendes Lachen. Meine Freundin Lizanne Buckley kam herein, in Begleitung eines großen, rothaarigen Fremden. Lizannes Anblick überraschte mich. Sie las nur selten einmal ein Buch, und alte Mordfälle gehörten bestimmt nicht zu ihren Hobbys - wenn sie denn überhaupt welche besaß.
    „Was um alles in der Welt will die denn hier?", beklagte sich Melanie, die sich durch Lizannes Anwesenheit ernstlich gestört zu fühlen schien. Offenbar entwickelte sich hier jemand in unserem Club langsam, aber sicher zu einer zweiten Marnie Wright!
    Lizanne (Elizabeth Anna) Buckley war unbestritten die schönste Frau Lawrencetons. Ohne dass sie sich hätte anstrengen müssen (und sie strengte sich nie an), warfen sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher