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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz
Autoren: Marco Vichi
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die auf den Asphalt prasselten. Niedergeschlagen zündete er sich eine Zigarette an. Ein schlecht aufgelegter Telefonhörer, strömender Regen, Signora Pellisaris Wagen, der nicht ansprang … Eine Verkettung unglücklicher Umstände? War es eine geplante Entführung, oder hatte dabei nur das Schicksal seine Hand im Spiel gehabt?
    Das Telefon klingelte. Es war der Funkraum. Wenige Hundert Meter hinter dem Kloster von Montesenario hatte man ein Auto mit zwei Leichen gefunden. Ein Mann und eine Frau. Auf den ersten Blick sah es nach einem Doppelselbstmord aus.
    »Ja, ich komme. Sagen Sie Diotivede und dem Staatsanwalt Bescheid«, sagte Casini ruhig und legte auf.
    »Was ist passiert?« Piras war schon auf den Beinen.
    »Das erzähle ich dir auf der Treppe«, erwiderte der Kommissar leise und zog heftig an seiner Zigarette. Er versuchte sein Möglichstes, um weniger zu rauchen, aber bei all den Frauengeschichten und Leichen war das nicht so leicht.
    »Warten Sie auf mich, Dottore.« Piras humpelte hinter ihm her.
    »Entschuldige, das vergesse ich immer.« Casini passte sein Tempo dem des Sarden an, und gemeinsam gingen sie in den Hof hinunter. Es schüttete wie aus Eimern. Mugnai sah sie und eilte mit einem großen grünen Schirm herbei, der sie alle drei vor dem Regen schützen sollte. Während er sie zum Käfer begleitete, fragte er sie, was Der Hügel, der Leopardi immer am Herzen lag sein könnte, ein Wort mit vier Buchstaben.
    »Ermo«, antworteten Piras und Casini im Chor. Sie stiegen in den Wagen, fuhren los und ließen Mugnai nachdenklich zurück.
    Als sie über die Piazza delle Cure fuhren, hatte der Regen ein wenig nachgelassen, doch der Himmel war immer noch dunkel. Der Kommissar empfand es fast als Erleichterung, dass er sich um einen handfesten Fall kümmern konnte, obwohl es dabei um zwei Tote ging.
    Nach einer halben Stunde waren sie in Montesenario. Vor Ort trafen sie auf ein paar Streifenwagen und einige Schaulustige. Es nieselte immer noch mit einer Monotonie, die an den Nerven zerrte. Casini näherte sich dem Fiat 600 und schaute hinein. Er sah einen Mann um die vierzig mit einem Loch in der linken Schläfe und eine etwa dreißigjährige Frau, deren Hände auf ihrem blutüberströmten Bauch lagen, beide mit geöffnetem Mund. Auf dem Rücksitz stapelten sich zahlreiche Stoffmusterkataloge.
    »Sorgen Sie dafür, dass die Leute zurückbleiben«, sagte Casini zu einem Beamten. Er versuchte die Tür auf der Fahrerseite zu öffnen. Sie war nicht verriegelt. Er steckte den Kopf in den Wagen, um die Leichen und die Einschusswunden aufmerksam zu betrachten. Die Frau war in den Bauch getroffen worden. Im Unterschied zu ihren standen die Augen des Mannes weit offen. Der Kommissar durchsuchte die Taschen des Mannes und die Handtasche der Frau nach Dokumenten und trat dann beiseite, um Piras Platz zu machen. Er war sich beinahe sicher, dass er wusste, was sich hier ereignet hatte, und wollte sehen, ob der Sarde zu demselben Schluss kam. Deshalb wartete er geduldig ab, bis Piras fertig war.
    »Was sagst du dazu?«, fragte er ihn.
    »Das war nicht geplant«, sagte der Sarde.
    »Weiter …«
    »Ein heimliches Liebespaar. Sie streiten, er bedroht sie mit der Waffe, sie macht sich vielleicht über ihn lustig und sagt, dass die Pistole nicht geladen sei. Dann zieht er den Sicherungshebel nach hinten und lässt ihn los, ohne zu wissen, dass so schon ein Schuss ausgelöst wird. Nachdem er sie aus Versehen getötet hat, verliert er den Kopf und erschießt sich.«
    »Das passt genau«, sagte Casini und reichte ihm die Papiere der beiden Unglücklichen. Sie waren verheiratet, aber nicht miteinander.
    In diesem Augenblick kam der Alfa Romeo 1100 von Diotivede, schwarz glänzend wie der Schuh eines Ministers, um die Ecke gerollt. Der alte Gerichtsarzt stieg mit seiner selbstverständlich ebenfalls schwarzen Tasche in der Hand aus. Seine weißen Haare leuchteten im hellen Morgenlicht. Nachdem er mit einem fast unmerklichen Heben des Kinns gegrüßt hatte, kam er auf das Auto des Liebespaares zu. Diotivede hatte fast immer einen schmollenden Gesichtsausdruck, wie ein Kind, das man gerade geweckt hatte, weil es zur Schule muss. Er öffnete seine Tasche, langte mit beiden Händen hinein, und als er sie wieder hervorzog, steckten sie bereits in Latexhandschuhen. Darauf beugte er sich in den Innenraum, um die Leichen zu untersuchen. Es verging nicht einmal eine Minute, da richtete er sich wieder auf und zog sich die Handschuhe
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