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Dunkle Templer 01 - Erstgeboren

Dunkle Templer 01 - Erstgeboren

Titel: Dunkle Templer 01 - Erstgeboren
Autoren: StarCraft
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gehüllt. Den Griff des vierhundert Jahre alten Schwerts umfasste er mit einer Vertrautheit, die aus jahrelanger Übung resultierte. Die Waffe, elegant, schön und tödlich, war wie eine Verlängerung seiner selbst. Valerian hatte schon lange aufgehört, sie als irgendetwas anderes zu betrachten.
    Kerzenlicht glitzerte auf der blanken Klinge. Im Hintergrund lief leise Musik, und in den beiden großen Kaminen brannte knisternd duftendes Holz. Valerian verhielt vollkommen reglos in der sogenannten Reiterstellung; die Muskeln angespannt, hielt er die Position mit der Geduld eines Raubtiers. Die Spitze des Schwerts befand sich an der Kehle eines imaginären Gegners.
    Ohne ein Zucken, das seine Bewegung angekündigt hätte, explodierte er.
    Valerian bewegte sich mit hoher Geschwindigkeit und Präzision durch die aufwändigen und graziösen Posen der verschiedenen Formen. Blockieren, zuschlagen, kreiseln, schneiden, ducken, abrollen, springen; ein ums andere Mal verursachte die Klinge einen scharfen Laut, wenn sie durch die Luft schnitt. Sein Atem ging schneller vor Anstrengung, aber immer noch regelmäßig und kräftig.
    Zum Ende kommend schleuderte er mit einer raschen, beinahe arroganten Bewegung fiktives Blut und Fleisch von der Klinge, ließ sie über seinem Kopf kreisen und schob sie in ihre Scheide.
    Und dann stand er wieder reglos da wie eine Statue, den Atem völlig unter Kontrolle, sodass kein Widersacher jenen schwachen Moment des Einatmens wahrgenommen hätte. Schweiß glänzte auf seiner Stirn und reflektierte den Schein des Feuers, wie es eben noch sein Schwert getan hatte.
    Er vollführte eine formelle Verbeugung – und dann war es vorbei.
    Valerian legte das Schwert in der Scheide zurück auf den Waffenständer. Dann wandte er sich dem kleinen Tisch zu, auf dem alte Flaschen und Gläser standen, und traf seine Wahl. Der Portwein war lange gereift, und die Karaffe, in der sich die braune Flüssigkeit befand, passte dazu ebenso wie das kleine Glas, in das er sich davon einschenkte.
    Er hielt den Portwein hoch, begutachtete die Flüssigkeit, in der sich das Licht verfing, inhalierte ihren Duft und nahm einen kleinen Schluck. Sein Vater mochte rubinrote Portweine; Valerian bevorzugte gelbbraune. Es war eine weitere kleine Möglichkeit für Valerian, sich aus dem überragenden Schatten seines Vaters zu lösen, wenn auch nur in seinen eigenen Augen.
    Er vermutete, dass sein rebellisches Wesen nicht einzigartig war. Die Kinder aller großen Persönlichkeiten strebten unentwegt danach, aus dem Schatten ihres Vaters oder ihrer Mutter hervorzutreten. Einigen von ihnen gelang es nicht, und sie wurden zu Namen, deren man sich nur als Bagatellen erinnerte, verschluckt von der Geschichte, so wie ihr eigenes Licht und ihre Talente vom großen Erbe ihrer Eltern verschluckt wurden.
    Valerian schwor, dass ihm dieses Los nicht zuteil werden würde. Er nahm einen weiteren Schluck. Die sirupartige Flüssigkeit ummantelte seine Zunge und glitt durch die Kehle, während er ein paar sanft leuchtende Knöpfe an der Wand berührte. Ein großer Teil der getäfelten Wand rollte hoch und an ihre Stelle schob sich eine glatte schwarze Plattform. Valerian ließ sich in einen weichen Ledersessel sinken und machte es sich bequem.
    Auf der Plattform erwachten dreidimensionale Bilder zu unstetem Leben. Er hatte dies schon mindestens hundert Mal gesehen, und das war eine vorsichtige Schätzung. Er kannte jede schlecht ausgeleuchtete Szene, jeden linkischen Aufnahmewinkel, jedes ruckende Close-up. Vor ihm liefen sämtliche verfügbaren Aufzeichnungen über jene fremde Schöpfung unbekannten Ursprungs ab.
    Das Licht der sich bewegenden Bilder flackerte über sein Gesicht. Er schaute angespannt hin und erinnerte sich an das erste Mal, da er dies gesehen hatte. Das Lärmen von Menschen, Protoss und Zerg, die in Agonie schrien und keuchend ihre letzten Atemzüge taten, hatte ihn nicht im Geringsten gekümmert. Er hatte nur Augen für das Artefakt, und die Gier in ihm ließ sich durch diese unvollkommenen Bilder nicht befriedigen. Valerian fühlte sich wie ein verhungernder Mensch, dem man einen Keks und einen Becher Wasser reichte. Die Folge war nur, dass ihn nach mehr verlangte.
    Alte Zivilisationen hatten Valerian schon immer fasziniert. Als er noch klein war, war er zum Spielen hinausgegangen – in Begleitung zweier bewaffneter Soldaten – und hatte im Boden nach Relikten gegraben. Gelegentlich war er dabei auf etwas Merkwürdiges gestoßen,
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