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Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten
Autoren: Frank Herbert
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Oberin‹, und er sollte sie auch so nennen, hatte sie gesagt – außer wenn sie sich zusammen in den Obstgärten aufhielten. Hier durfte er sie ›Mutter‹ nennen.
    Bei einem Morgenspaziergang – es war kurz vor der Zeit der Ernte, und Teg war neun Jahre alt geworden – kamen sie, nachdem sie den dritten Hügel des Apfelbaumgartens nördlich des Zentrums überwunden hatten, in eine kleine Senke, die völlig frei von Bäumen und Sträuchern war, jedoch zahlreiche unterschiedliche Pflanzen aufwies. Odrade legte eine Hand auf seine Schulter und hielt ihn an; damit sie sich die schwarzen Steinplatten ansehen konnten, die in einer Mäanderlinie durchs dichte Grün und die kleinen Blumen verliefen. Odrade befand sich in seltsamer Stimmung. Er hörte es an ihrer Stimme.
    »Besitzrecht ist eine interessante Frage«, sagte sie. »Gehört dieser Planet uns – oder gehören wir ihm?«
    »Es riecht herrlich hier«, sagte Teg.
    Sie ließ ihn los und schob ihn sanft vor sich her. »Dafür ist diese Pflanzung auch da, Miles. Aromatische Düfte. Sieh dir die Gewächse sorgfältig an, und schlag nach, wenn du wieder in der Bibliothek bist. Oh, und du mußt auf sie treten!« (Dies, als er über eine Ranke steigen wollte, die ihm den Weg verlegte.)
    Er stellte den rechten Fuß fest auf die grünen Ranken und inhalierte anregende Düfte.
    »Man hat sie gezüchtet, damit sie ihren Duft abgeben, wenn man auf sie tritt«, erklärte Odrade. »Man hat dich gelehrt, wie man mit Nostalgie verfährt. Hat man dir erzählt, daß nostalgische Gefühle oft vom Geruchssinn abhängig sind?«
    »Ja, Mutter.« Er wandte sich um, musterte die Stelle, auf die er getreten war, und sagte: »Das sind Rosen.«
    »Woher weißt du das?« Ihre Frage klang drängend.
    Er zuckte die Achseln. »Ich weiß es eben.«
    »Es könnte eine Originalerinnerung sein.« Ihre Stimme klang erfreut.
    Während sie ihren Weg durch die herrlich duftende Senke fortsetzten, klang Odrades Stimme wieder nachdenklich. »Jeder Planet hat sein eigenes Naturell, das wir ihm nach dem Muster der Alten Erde verleihen. Manchmal ist es nur ein schwacher Abklatsch, aber hier waren wir erfolgreich.«
    Sie kniete nieder und rupfte einer säuregrünen Pflanze ein Zweiglein aus. Sie hielt es ihm unter die Nase. »Sag, was es ist!«
    Sie hatte recht, er wußte es, aber woher er es wußte, vermochte er nicht zu sagen.
    »Ich habe es schon in Nahrungsmitteln gerochen. Ist es so etwas wie Melange?«
    »Es würzt zwar, verändert aber nicht das Bewußtsein.« Sie stand auf und schaute ihn mit all ihrer körperlichen Größe an. »Merk dir diesen Ort gut, Miles! Die Welten unserer Vorfahren sind zwar vergangen, aber hier haben wir einen Teil unserer Abstammung wieder in Besitz genommen.«
    Er spürte, daß sie ihm etwas Wichtiges beibringen wollte, deswegen fragte er: »Warum hast du dich gefragt, ob wir diesem Planeten gehören?«
    »Meine Schwestern glauben, daß wir das Land hier lediglich verwalten. Du weißt, was ein Verwalter ist?«
    »So etwas wie Roitiro, der Vater meines Freundes Yorgi. Yorgi sagt, auch seine älteste Schwester wird eines Tages auf ihrer Pflanzung Verwalterin sein.«
    »Genau. Wir haben zwar schon vor vielen anderen Völkern auf bestimmten Planeten gelebt, aber wir sind lediglich Verwalter.«
    »Aber wenn euch dieser Planet nicht gehört, wem gehört er dann?«
    »Vielleicht niemandem. Meine Frage lautet: Wie haben wir einander geprägt, die Schwesternschaft und diese Welt?«
    Er sah in ihr Gesicht hinauf, dann betrachtete er seine Hände. Prägte die Ordensburg ihn auch – in diesem Moment?
    »Die meisten Zeichen sind tief in unserem Innern.« Sie nahm seine Hand. »Komm mit!« Sie verließen die aromatisch duftende Senke und stiegen zu Roitiros Domäne hinauf, während Odrade zu ihm sprach.
    »Die Schwesternschaft legt nur selten botanische Gärten an«, sagte sie. »Gärten dürfen nicht nur den Augen und der Nase genügen.«
    »Auch dem Magen?«
    »Ja, in allererster Linie. Gärten produzieren Nahrungsmittel. Die Senke dort hinten wird für unsere Küche abgeerntet.«
    Er spürte, wie die Worte in ihn hineinflossen und sich zwischen den Lücken festsetzten. Er spürte, daß hier Jahrhunderte im voraus geplant wurde: Bäume, um Balken von Gebäuden zu ersetzen und Wasser zu stauen; Sträucher, um See- und Flußufer vor dem Abrutschen zu bewahren, den Mutterboden vor der Erosion durch Regen und Wind zu schützen, Seeufer instandzuhalten – und selbst mitten im Wasser,
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