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Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten
Autoren: Frank Herbert
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uralten Gesicht auf, das die Farbe einer ausgetrockneten Wurzel hatte, die zu lange in der Sonne gelegen hat. Es waren seltsame orangefarbene Tupfer in den Augen des alten Weibes. Ein Zeichen für Verärgerung, hatten die Prokuratorinnen gesagt.
    Die lose hängende rotgoldene Robe mit den schwarzen Drachenabbildungen auf der Vorderseite und das sich darunter befindliche Trikot betonten die magere Gestalt noch, die sie bedeckten.
    Die Große Geehrte Mater änderte ihren Ausdruck nicht einmal bei dem wiederkehrenden Gedanken, der ihr angesichts der Hexen kam: Verdammt sollen sie sein! »Worin bestand deine Aufgabe auf dem schmutzigen kleinen Planeten, auf dem wir dich auflasen?«
    »Ich habe Kinder unterrichtet.«
    »Ich fürchte, wir haben keines eurer Kinder am Leben gelassen.« Wieso lächelt sie jetzt? Um mich aufzubringen, deswegen! »Hast du die Kinder auch gelehrt, die Hexe Sheeana zu verehren?« fragte die Große Geehrte Mater.
    »Warum sollte ich sie lehren, eine Schwester zu verehren? Sheeana wäre damit nicht einverstanden.«
    »Wäre damit ...? Willst du damit sagen, daß sie auferstanden ist, daß du sie kennst?«
    »Kennen wir denn nur die Lebenden?«
    Wie klar und furchtlos die Stimme dieser jungen Hexe war. Sie verfügte über eine bemerkenswerte Selbstkontrolle, aber auch das konnte sie nicht retten. Es war jedoch seltsam, daß der Sheeana-Kult fortbestand. Natürlich mußte er ausgerottet werden; auf die gleiche Weise vernichtet wie auch die Hexen selbst.
    Die Große Geehrte Mater hob den kleinen Finger ihrer rechten Hand. Eine wartende Adjutantin näherte sich der Gefangenen mit einer Injektionsspritze. Vielleicht konnte diese neue Droge die Zunge der Hexe lösen. Vielleicht auch nicht. Was spielte es für eine Rolle?
    Sabanda verzog das Gesicht, als der Injektor ihren Hals berührte. Sekunden später war sie tot. Bedienstete trugen die Leiche hinaus. Man würde sie an die gefangenen Futar verfüttern. Nicht etwa, daß die Futar ihnen von Nutzen gewesen wären. Sie vermehrten sich nicht schnell genug und gehorchten nicht einmal den einfachsten Befehlen. Träge. Abwartend.
    »Wo, Bändiger?« war vielleicht alles, was einer von ihnen fragte. Oder es kamen andere unnütze Worte über ihre Lippen. Dennoch, ein Futar konnte einem Genuß bescheren. Die Gefangenschaft hatte außerdem bewiesen, daß sie verwundbar waren. So wie diese primitiven Hexen. Wir werden das Versteck der Hexen ausfindig machen. Es ist nur eine Frage der Zeit.

3
     
Jemand, der sich des Banalen und Gewöhnlichen bemächtigt und es in neuem Licht erstrahlen läßt, kann Schrecken erzeugen. Wir wollen nicht, daß man unsere Vorstellungen verändert. Wir fühlen uns von derlei Ansinnen bedroht. »Was wichtig ist, weiß ich schon!« sagen wir. Dann kommt der Veränderer und wirft unsere alten Vorstellungen über Bord.
Der Zensufi-Meister
     
     
    Es machte Miles Teg Spaß, in den Obstgärten zu spielen, die das Zentrum umgaben. Odrade hatte ihn erstmals hierhergebracht, als er gerade herumtappen konnte. Eine seiner ersten bewußten Erinnerungen: kaum mehr als zwei Jahre alt und sich dennoch bewußt, er war der Ghola. Obwohl er den vollen Sinn der Bedeutung dieses Wortes noch nicht erfaßt hatte.
    »Du bist ein besonderes Kind«, sagte Odrade. »Wir haben dich aus den Zellen eines ganz alten Mannes gemacht.«
    Obwohl er ein Frühentwickler war und ihre Worte einen leicht verwirrenden Klang aufwiesen, interessierte es ihn mehr, durch das hohe Sommergras unter den Bäumen herzulaufen.
    Später zählte er diesem Tag im Obstgarten andere hinzu, und ebenso sammelte er Eindrücke über Odrade und die anderen, die ihn unterrichteten. Er erkannte ziemlich früh, daß Odrade ihre Ausflüge ebenso genoß wie er selbst.
    Eines Nachmittags, als er vier Jahre alt war, sagte er zu ihr: »Den Frühling mag ich am liebsten.«
    »Ich auch.«
    Als er sieben war und bereits die geistige Brillanz und das holographische Verständnis aufwies, die den Grund ausmachten, weswegen die Schwesternschaft seiner vorherigen Inkarnation große Aufmerksamkeit geschenkt hatten, sah er in den Obstgärten ganz plötzlich etwas, das tief in seinem Innern etwas anrührte.
    Zum ersten Mal wurde ihm bewußt, daß es in seinem Innern verschüttetes Wissen gab. Zutiefst verstört wandte er sich Odrade zu, die vom Licht der Nachmittagssonne umhüllt dastand, und er sagte: »Es gibt Dinge, an die ich mich nicht erinnern kann!«
    »Eines Tages werden sie dir wieder einfallen«,
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