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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten
Autoren: Frank Herbert
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Lucilla.
    Sie blieben noch eine Weile stehen, um dem Duncan Idaho-Ghola bei seinem Trainingsspiel zuzusehen. Beide dachten kurz an Geasa, eine der ersten Lehrerinnen, die man wegen des Ghola-Projekts hierhergebracht hatte. Schwangyus Standpunkt war einfach: Geasa hatte sich als Fehlschlag entpuppt, weil die Vorsehung es so wollte. Lucilla dachte lediglich: Schwangyu und Geasa haben meine Aufgabe schwierig gemacht. Keine der beiden Frauen hatte auch nur einen Moment lang erkannt, wie diese Gedanken ihre Loyalität erneut bestätigten.
    Während sie das Kind auf dem Hof beobachtete, kam Lucilla allmählich zu einer neuen Einschätzung dessen, was der Tyrann tatsächlich erreicht hatte. Leto II. hatte diese Ghola-Gestalt ungezählte Lebensalter lang um sich gehabt – etwa dreitausendfünfhundert Jahre lang, einen nach dem anderen. Und der Gott-Kaiser Leto II. war keine gewöhnliche Naturgewalt gewesen. Er war die größte, alles niederwalzende Kraft in der Geschichte der Menschheit gewesen und hatte alles überrollt: Gesellschaftssysteme, natürliche und unnatürliche Formen des Hasses, Regierungsformen, Rituale (sowohl tabuisierte als auch obligatorische), unbeständige und beständige Religionen. Das alleszermalmende Gewicht, das der Tyrann in die Waagschale geworfen hatte, hatte niemanden ungezeichnet zurückgelassen, nicht einmal die Bene Gesserit.
    Leto II. hatte von einem ›Goldenen Pfad‹ gesprochen, und dieser Ghola des Duncan Idaho-Typus dort unten hatte während dieser schrecklichen Periode eine prominente Figur abgegeben. Lucilla hatte die Verzeichnisse der Bene Gesserit studiert; es waren wahrscheinlich die besten im Universum. Noch heute verschütteten die jungverheirateten Paare auf den meisten der alten kaiserlichen Planeten etwas Wasser nach Ost und West und sagten die örtliche Version von »Laß deinen Segen für dieses unser Opfer zu uns zurückfließen, o Gott der unendlichen Macht und unendlichen Gnade« auf.
    Einst war es die Aufgabe von Fischrednern und deren zahmer Priesterschaft gewesen, dergleichen Gläubigkeit zu forcieren. Aber die Sache hatte schließlich ein Eigenleben entwickelt und war zu einem beherrschenden Zwang geworden. Selbst die größten Zweifler am Glauben sagten: »Nun ja, schaden kann es wohl nicht.« Es war eine Erfüllung, die selbst die besten Religionsmanipulatoren aus den Reihen der Bene Gesseritschen Missionaria Protectiva vor frustrierter Ehrfurcht erschauern ließ. Der Tyrann hatte die Bene Gesserit bestens übertroffen. Und fünfzehnhundert Jahre nach seinem Tod war die Schwesternschaft noch immer machtlos, den Hauptknoten dieser furchteinflößenden Erfüllung zu entwirren.
    »Wer hat sich um die religiöse Ausbildung des Jungen gekümmert?« fragte Lucilla.
    »Niemand«, sagte Schwangyu. »Warum auch? Wenn er wieder seine Originalerinnerungen hat, wird er auch seine eigenen Gedanken haben. Damit werden wir schon fertig, falls es je dazu kommt.«
    Das Kind auf dem Hof beendete die ihm zugedachte Trainingszeit. Ohne den beiden Beobachtern auf der Brustwehr noch einen weiteren Blick zu schenken, verließ der Junge den von Mauern umgebenen Platz und verschwand in einem breiten Torweg zu seiner Linken. Patrin verließ seinen Posten ebenfalls. Auch er sah die beiden Ehrwürdigen Mütter nicht an.
    »Laß dich von Tegs Leuten nicht narren!« sagte Schwangyu. »Sie haben Augen im Hinterkopf. Tegs Geburtsmutter, mußt du wissen, war eine von uns. Er bringt diesem Ghola Dinge bei, von denen besser niemand etwas wüßte!«

2
     
Explosionen sind ebenso Verdichtungen der Zeit. Sichtbare Veränderungen im natürlichen Universum sind bis zu einem gewissen Grad und von manchen Blickwinkeln her gesehen ausnahmslos explosiv, sonst würde man sie nicht wahrnehmen. Sanft fortschreitende Veränderungen werden, verlangsamt man sie wirkungsvoll, von Beobachtern, deren Zeit/Aufmerksamkeitsspanne zu kurz ist, nicht gesehen. Wahrlich, ich sage euch, ich habe Veränderungen gesehen, die euch nicht einmal aufgefallen wären.
Leto II.
     
     
    Die Frau, die im Morgenlicht der Domstiftwelt vor dem Tisch der Ehrwürdigen Mutter Oberin Alma Mavis Taraza stand, war von hochgewachsener, geschmeidiger Gestalt. Die lange Aba-Robe, die sie in leuchtendem Schwarz von den Schultern bis zum Boden umhüllte, konnte die Grazie, die ihr Leib mit jeder Bewegung ausdrückte, nicht gänzlich verbergen.
    Taraza beugte sich in ihrem Stuhl vor und begutachtete den Aufzeichnungsfluß, der – nur für ihre
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