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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten
Autoren: Frank Herbert
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abschätzte, aber sie ließ nicht zu, daß ihr Blick jenen inneren Bereich berührte, in den sich eine Ehrwürdige Mutter in Zeiten großer Belastung zurückziehen konnte. Hier. Soll sie mich doch voll ansehen. Lucilla drehte sich um, zwang sich zu einem sanften Lächeln und ließ den Blick über das gegenüberliegende Dach schweifen.
    Ein Uniformierter mit einer schweren Hochdruck-Lasgun war dort aufgetaucht. Er warf einen Blick auf die beiden Ehrwürdigen Mütter und konzentrierte sich dann auf das Kind unter ihnen.
    »Wer ist das?« fragte Lucilla.
    »Patrin, die rechte Hand des Bashars. Der behauptet zwar, er sei lediglich sein Bursche, aber man muß schon ein Narr und blind dazu sein, um das zu glauben.«
    Lucilla musterte den Mann auf der anderen Seite sehr aufmerksam. Das also war Patrin. Ein Bewohner Gammus, hatte Taraza gesagt. Der Bashar hatte ihn höchstpersönlich für diese Aufgabe ausgewählt. Er war blond und hager und mittlerweile viel zu alt für den Soldatenberuf, aber schließlich hatte man ja auch den Bashar von seinem Alterssitz zurückgerufen. Und er hatte darauf bestanden, Patrin an seiner Seite zu haben.
    Schwangyu bemerkte, daß Lucillas Aufmerksamkeit in ernsthafter Weise von dem Ghola auf Patrin überging. Ja, wenn man den Bashar reaktiviert hatte, um diese Festung zu bewachen, war der Ghola wirklich in äußerster Gefahr.
    Plötzlich überrascht sagte Lucilla: »Warum ...? Er ist ...«
    »Miles Teg hat es befohlen«, sagte Schwangyu und sprach den Namen des Bashars aus. »Was der Ghola spielt ... alles gehört zu seiner Ausbildung. Man muß seine Muskeln für jenen Tag vorbereiten, an dem er sein ursprüngliches Ich zurückerhält.«
    »Aber es ist keine einfache Übung, die er da unten macht«, sagte Lucilla. Sie spürte, daß ihre Muskeln sich freudig an ihre eigene Ausbildung erinnerten.
    »Wir halten lediglich das geheime Wissen der Schwesternschaft vor diesem Ghola zurück«, sagte Schwangyu. »Fast alles andere aus unseren Wissensarchiven darf er erfahren.« Ihr Tonfall sagte aus, daß sie diesen Beschluß für außerordentlich fragwürdig hielt.
    »Gewiß glaubt niemand, daß aus diesem Ghola ein neuer Kwisatz Haderach werden kann«, warf Lucilla ein.
    Schwangyu zuckte lediglich die Achseln.
    Lucilla zwang sich zur Ruhe und dachte nach. War es möglich, daß man den Ghola in eine männliche Version einer Ehrwürdigen Mutter verwandeln konnte? Konnte dieser Duncan Idaho lernen, wie man nach innen schaute – in Regionen, in die sich keine Ehrwürdige Mutter vorwagte?
    Schwangyu setzte zum Sprechen an, aber ihre Stimme war eher ein grollendes Gemurmel. »Der Aufbau dieses Projekts ... sie haben einen gefährlichen Plan. Sie könnten den gleichen Fehler begehen ...« Sie brach ab.
    Sie, dachte Lucilla. Als gehörte sie nicht mehr dazu.
    »Ich würde etwas dafür geben, wenn ich genau wüßte, welche Position Ix und die Fischredner in dieser Sache einnehmen«, sagte Lucilla.
    »Die Fischredner!« Schwangyu schüttelte den Kopf bei dem Gedanken an die Reste der weiblichen Armee, die einst nur dem Tyrannen gedient hatte. »Sie glauben an Wahrheit und Gerechtigkeit.«
    Lucilla unterdrückte eine plötzliche Enge in ihrer Kehle. Schwangyu hatte alles getan; sie hatte nur keine Opposition eingenommen. Trotzdem führte sie hier das Kommando. Das politische Gesetz war einfach: Wer dem Projekt ablehnend gegenüberstand, mußte es überwachen, damit es beim ersten Anzeichen eines Fehlschlags aufgegeben werden konnte. Aber dort unten auf der Wiese befand sich ein echter Duncan Idaho-Ghola. Zellvergleiche und Wahrsagerinnen hatten es bezeugt.
    Taraza hatte gesagt: »Du bringst ihm die Liebe in all ihren Formen bei.«
    »Er ist noch so jung«, sagte Lucilla mit einem Blick auf den Ghola.
    »Ja, er ist jung«, sagte Schwangyu. »Ich glaube, im Moment kann ich davon ausgehen, daß du seine kindlichen Reaktionen auf mütterliche Zuneigung erwecken wirst ... Später dann ...« Sie zuckte die Achseln.
    Lucilla verbarg keine emotionale Reaktion. Eine Bene Gesserit gehorchte. Ich bin die Instruktorin ... Also ... Tarazas Anweisungen und ihre spezielle Ausbildung setzten den Verlauf der Ereignisse fest.
    »Es gibt jemanden, der so aussieht wie ich und mit meiner Stimme spricht«, sagte Lucilla. »Ich bin ein Klischee von ihr. Darf ich fragen, wer sie ist?«
    »Nein.«
    Lucilla blieb ruhig. Zwar hatte sie keine Offenbarung erwartet, aber man hatte wiederholt bemerkt, daß sie eine starke Ähnlichkeit mit
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