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Duncans Lady

Duncans Lady

Titel: Duncans Lady
Autoren: Emilie Richards
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seinen Fehlern gelernt hatte und sie nicht wiederholen würde, wenn er sich im Stillen nicht sicher war, ob er seine Lektion wirklich gelernt hatte?
    Denn er war auch nur ein Mensch und somit leider fehlbar.
    Etwas rollte gegen seinen Fuß, und Duncan stieß es auf die andere Seite des Wagens. Ein kurzer Blick zeigte ihm, dass es sich um einen Ball handelte. April hatte versucht, Primrose beizubringen, ihn zurückzubringen. Als sie vor zwei Tagen mit ihrer Mutter weggefahren war, hatte sie weder den Ball noch den Hund mitgenommen. Aber wenn sie zurückkam, würde sie genug Zeit haben, um mit beidem zu spielen.
    April würde für den Rest der Woche bei Lisa bleiben. Diese erholte sich in einem Hotel in der Nähe von Loch Ness, bevor sie den Rückflug in die Staaten antrat. Sie plante, zur Weihnachtszeit wiederzukommen und mit April ein paar Tage in London zu verbringen. Lisa wollte nicht das Sorgerecht, nur das Recht, ihre Tochter zu besuchen. Und sie hatte bewiesen, dass sie Aprils Bedürfnisse über ihre eigenen stellen konnte.
    Nach ihrer Rettung war Lisa überraschend ehrlich gewesen und hatte zugegeben, dass es ihr schwerfiel, Verantwortung zu übernehmen. Irgendwann im Laufe des letzten Jahres hatte Lisa aufgehört, nach einfachen Antworten zu suchen. Sie vermutete, dass sie noch lange an diesem Problem würde arbeiten müssen. Aber sie wollte am Leben ihrer Tochter teilhaben, und zum Glück für alle Beteiligten gestattete Duncan es ihr.
    Duncan hingegen hatte im letzten Jahr angefan gen , Antworten zu suchen. Seine Suche hatte ihn in das Dorf zurückgeführt, in dem er geboren worden war, und zu den Freunden aus Kindertagen. Schließlich hatte er einen Kompromiss mit Lisa gefunden, der helfen würde, dass seine Tochter zu einer glücklichen, gesunden Erwachsenen heranwuchs.
    Jetzt stand er der letzten und möglicherweise größten Herausforderung gegenüber.
    Duncans Gedanken hatten ihn ein ganzes Stück den Berg hinauf begleitet. Er stellte fest, dass er in der Nähe jener Ausweichstelle war, wo er das Licht gesehen hatte. Wahrscheinlich hatte es ihn voreinem tödlichen Unfall gerettet. Aus einer Laune heraus, und weil er immer noch nicht wusste, was er Mara sagen sollte, fuhr er an die Seite und stieg aus.
    Es war eine kalte Nacht, und der Nebel stieg wie eisige Finger aus dem Boden auf. Wenn der Mond heute Nacht schien, so war er hinter den dichten Wolken verborgen. Kein Stern war zu sehen. Auf einem einsamen Baum am Rande des Abgrunds schrie eine Eule, und irgendwo im Boden raschelte furchtsam ein kleines Tier, eine Spitzmaus vielleicht, oder ein Igel.
    Der Ausblick – sofern man davon überhaupt sprechen konnte – war öde. Kalter Nebel und ein sternenloser Himmel. Die Gipfel in der Ferne waren kaum auszumachen, ebenso wenig die kahlen Silhouetten der blattlosen Bäume. Hier und da blitzten noch die letzten Reste vom Schnee der letzten Woche auf.
    Er holte tief Luft, und die frostige Luft füllte seine Lungen.
    Und endlich wusste er, was er Mara sagen würde.
    Der Rest der Fahrt ging rasch vorbei. Er parkte am Fuß ihrer Zufahrt, um sich noch ein paar zusätzliche Minuten zur Vorbereitung zu verschaffen. Hinter dem Hügel hörte er das Klingeln einer Glocke und das hypnotische Flüstern von Wolle, die auf Wolle rieb, als die Schafe sich zusammendrängten. Zum ersten Mal begriff er wirklich, warum Mara von diesem Ort wie verzaubert war; warum sie darum kämpfte, ihn der Erde abzutrotzen, und warum er ihr den Mut gab, noch weiter zu gehen. Jetzt sah er sich selbst an diesem Ort. In Winternächten würde er vor dem Torffeuer sitzen und an Frühlingstagen über die mit Gänseblümchen übersäten Wiesen streifen. Es gab wenig, was er sich nicht vorstellen konnte, solange er nur Mara an seiner Seite wusste.
    Er erklomm den Hügel und schaute zu ihrem Haus, das immer noch ein ganzes Stück entfernt war. Die Kühle, die ihm plötzlich den Atem raubte, hatte nichts mit der Herbstluft zu tun. Genau vor ihrem Haus sah er das vertraute hellgrüne Licht.
    Wie gebannt starrte er darauf. Das Licht strahlte mit überirdischer Kraft die Steinmauern an und veränderte alles, was es berührte. Einen Moment lang war er wie am Erdboden festgewachsen und konnte sich nicht von der Stelle bewegen. Das Licht schwankte und schien sich auf den Steinen zu kräuseln. Dann nahm es ganz, ganz langsam die Gestalt einer Frau an.
    „My Lady Greensleeves.“ Er hauchte diese Worte. Furcht packte ihn, obwohl er ihre Schönheit
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