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Duell der Unsterblichen

Duell der Unsterblichen

Titel: Duell der Unsterblichen
Autoren: Keith Laumer
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kurzlebigem Ruhm gelangt, weil er ihnen erzählt hatte, wie der Felsen, auf dem er gesessen hatte, plötzlich unter ihm in Bewegung geraten sei und sich gehoben habe, und wie es all seiner Kräfte bedurft habe, die Steinplatte niederzuhalten. Da hatten sie die Mäuler aufgesperrt, bis der dicke Fats Linder gesagt hatte: »Quatsch, Burko, niemand kann sich schwerer machen als er ist!«
    Er drehte den Speck in der Pfanne um, schnitt ein paar Scheiben Brot, wartete noch ein wenig und nahm die Pfanne vom Feuer. Er aß langsam, tunkte jeden Bissen Brot ins heiße Fett, bevor er ihn in den Mund schob, und kaute genießerisch die knusprigen Speckstreifen. Es war fast dunkel, als er fertig war. Im Osten stieg der Vollmond über den Hügel, groß und gelb im samtenen Blauschwarz des Himmels. Er ließ das Feuer niederbrennen, stand auf und reckte sich, dann folgte er einem Impuls und ging langsam den Hang hinauf, zuerst auf einem Wildwechsel, dann durch dichtes, von Brombeerranken durchzogenes Gestrüpp. Er lächelte, als er ein Wiederaufleben der alten abergläubischen Spannung fühlte.
    Nach wenigen Minuten kam er auf die beinahe ebene Fläche direkt unter der Riesenburg. Es war ihm früher nie wirklich aufgefallen, aber wenn man die Felsen des Gipfelaufbaus genauer betrachtete, hatte es tatsächlich den Anschein, daß jemand diese Platten und Blöcke planmäßig aufgeschichtet hatte. Natürlich war das Unsinn; die Gletscher hatten in diesem Land überall Felsen abgeladen. Aber trotzdem, dachte er, die Blöcke machten irgendwie einen angeordneten Eindruck – und manche sahen wie behauen aus. Und die Art und Weise, wie das Ganze angelegt war, in einem großen Rechteck, soweit man es durch das überall wuchernde Gestrüpp sehen konnte …
    Burko blieb stehen und verharrte bewegungslos. Hatte sich dort oben nicht etwas bewegt? Etwas, das von Schatten zu Schatten glitt, schnell und geschmeidig wie eine Katze?
    Seine Nackenhaut prickelte. Er hörte das Pochen seines Herzens.
    »Blödsinn.« Er lachte laut. »Ich bin so dumm wie als Junge. Das Ding ist wahrscheinlich ein alter Grabhügel der Indianer. Voll von zerschlagenen Tontöpfen und Pfeilspitzen und vielleicht ein paar Schädeln und Knochen. Tote Indianer. Teufel noch mal.«
    Er ging entschlossen weiter, kletterte über herabgefallene Steine und Blöcke aufwärts und erreichte eine große Steinplatte, die den höchsten Punkt des megalithischen Gevierts bildete. Er atmete schwer und schwitzte ein wenig. Eine Hirschlausfliege fand ihn und umsummte seinen Kopf. Er schlug nach dem Insekt. Dann war es völlig still. Burko tat einen Schritt auf der Platte und blieb wieder stehen. So stand er volle zehn Sekunden lang, während sein Inneres sich aufzulösen schien.
    Durch den Stein fühlte er eine unverkennbare Vibration. Unter seinen Füßen regte sich etwas Uraltes und Böses …
    Arne Burko war drei Kilometer vom Vargot Hill entfernt, als er zu rennen aufhörte. Beim Hinunterspringen über die Felsen hatte er sich einen Knöchel verstaucht, aber erst jetzt bemerkte er es.
    Noch eine Woche später schmerzte seine Kehle von dem Schrei, den er ausgestoßen hatte, als er geflohen war.
     
4
     
    Im geräumigen Büro des Zuchthausdirektors beugte sich der Gefängnispsychologe über den Tisch und hob seine Stimme, um die schrillen Geräusche des Windes zu übertönen, der an den Fenstern des eichengetäfelten Raums rüttelte.
    »Ich glaube, Sie machen einen Fehler, Sir«, sagte er. »Der Mann hat sich schon häufiger gewalttätig gezeigt. Er ist gefährlich labil …«
    »Labil, oder einfach nicht einzuordnen, Doktor?« unterbrach der Direktor.
    »Ich gebe zu, daß der Mann ein Rätsel ist«, räumte der Psychologe ein. »Ich will nicht so tun, als ob ich seine Motivationen verstünde. Aber nach diesem Ausbruch müssen wir mit allem rechnen.«
    Der Direktor blickte aus dem Fenster. Der niedrige Himmel, vor einer Stunde noch klar, hatte die Farbe schmutzigen Spülwassers angenommen. Jenseits der parkähnlichen Rasenflächen, Buschgruppen und Kieswege, die der Sturm mit abgerissenen Palmwedeln bestreut hatte, war die aufgewühlte zinngraue See, bedeckt mit heranjagenden Schaumkronen. Durch den Ledersessel und den Teppich war das Beben des aus Eisenbeton gegossenen Gebäudes deutlich spürbar. Als der Direktor hinausschaute, brach eine fünfzehn Meter hohe Königspalme, die wie ein gespannter Bogen dem Sturm getrotzt hatte, mit einem Knall zwei Meter über dem Boden ab und fiel in die
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