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Duell der Unsterblichen

Duell der Unsterblichen

Titel: Duell der Unsterblichen
Autoren: Keith Laumer
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mich an einen von diesen, wie nennt man sie – Tornados.«
    Grassman lachte. »Um diese Jahreszeit?« sagte er und trank einen Schluck aus seinem Glas. Aber seine Augen blieben auf die Wolke gerichtet.
    »Laß uns dieses Ding umfahren.«
    Crassman hatte den Kurs halb unbewußt nach Steuerbord verändert, fort von der hoch aufragenden Formation; auf die Worte seine Frau zog er den Bug wieder herum, bis die Kompaßnadel erneut auf 220 Grad zeigte. »Die Navigation überlaß bitte mir, ja?«
    »Es ist so groß«, sagte Elaine. »Und so nahe.«
    »Eine optische Täuschung.« Crassmans Blick lag auf dem Kompaß. Die Nadel wanderte von 220 auf 210 Grad. Er korrigierte mit dem Ruder. Der Ton der Maschine veränderte sich ein wenig, klang angestrengter. Eine leichte Dünung war aufgekommen; der Bug schnitt mit langsamen, rhythmischen Geräuschen durch die breiten, niedrigen Kämme. Crassman ließ die Spindelgriffe des großen Steuerrads durch seine Hände gehen, um eine neue Abdrift auszugleichen. Die Dünung ging zusehends höher. Das Wasser hatte ein öliges, grauschwarzes Aussehen angenommen.
    »Charles, laß uns umkehren! Dieses Wetter gefällt mir nicht; wir werden in einen Sturm …«
    »Sei still!« schnappte Crassman. »Ich habe alle Hände voll zu tun, daß Schiff zu steuern!«
    »Papa – ist was nicht in Ordnung?«
    »Ich weiß es nicht!«
    »Diese Wolkenformation – sie bewegt sich! Sie schiebt sich in unseren Kurs!«
    »Sie bewegt sich nicht – wir haben eine seitliche Abdrift. Irgendeine verrückte Oberflächenströmung …«
    »Charles – bitte! Ich möchte zurück!«
    »Lächerlich!« Crassman fuhr fort, gegen die Abdrift zu kämpfen; die große Wolke, schwärzlich jetzt, und um den weit ausladenden oberen Rand purpurn im letzten Widerschein der untergehenden Sonne, war gerade voraus und gefährlich nahe. Sie schien sich sehr schnell auszubreiten und bedeckte bereits einen guten Teil der nördlichen Himmelshälfte.
    »Charles!« jammerte seine Frau. »Wir fahren genau da hinein!«
    »Papa, kannst du nicht abdrehen?«
    »Nun – ich möchte nicht gern wegen einer bloßen Wolkenformation Zeit verlieren«, sagte Crassman, aber er beeilte sich, dem Rat zu folgen und nach Süden abzudrehen. Nun hatte der Bug die Neigung, nach Steuerbord abzuschwenken. Crassman fühlte auf seinem kahlen Schädel Schweiß ausbrechen. Seine Lippen waren trocken.
    Mrs. Crassman stieß einen leisen Schrei aus. Crassman fuhr zusammen, blickte über die Schulter; sie zeigte zurück. Crassmans Herz zog sich krampfhaft zusammen. Die Wolke war achteraus, eine schwarze, überhängende Wand, und sie war deutlich näher als vor fünf Minuten.
    »Sie holt uns ein!«
    Crassman öffnete das Drosselventil bis zum Anschlag. Der Bug hob sich aus dem Wasser. Gischt peitschte über die Windschutzscheibe. Im Westen war der Himmel gerötet. Crassman fand es zunehmend schwierig, dieses Abendrot durch Gegenhalten steuerbords zu lassen. Zehn Minuten später war es fast verblaßt und direkt voraus. Etwas wie ein riesiger Schatten legte sich über das Boot. Crassman blickte zurück in die Dunkelheit und sah die Wolke hinter und über sich, dicht wie Granit, sie schien direkt aus dem Wasser zu wachsen. Schaumkronen ritten im fahlen Licht auf schwarzen Wellen. Und nun war durch den gleichmäßigen Gesang der Maschine ein anderes Geräusch vernehmbar: ein tiefes, anhaltendes Donnern und Heulen.
    »Guter Gott im Himmel«, sagte Elaine. »Was ist das, Papa?«
    Mrs. Crassman begann zu schluchzen.
    Crassman hing mit kalkweißem Gesicht am Steuerrad, den Mund grimmig verkniffen. Er blickte nicht mehr zurück, aber er lauschte dem anschwellenden Getöse hinter sich.
     
2
     
    Der diensttuende Meteorologe an Bord des Wettersatelliten C, zweitausendzweihundert Kilometer über Honda, hatte die ungewöhnliche Wolkenbildung im Seengebiet nördlich von Kuba eine halbe Stunde lang beobachtet, bevor er seinen Vorgesetzten darauf aufmerksam machte.
    »Da unten entwickelt sich ein komisches Ding, Fred«, sagte er und zeigte dem anderen die kleine verwaschene Scheibe auf der Grenze zwischen Tag und Nacht. »Es bildete sich innerhalb von wenigen Minuten in einer Hochdruckzone, die klar wie Fensterglas war. Und es wächst ständig.«
    »Eine Explosion, vielleicht?« fragte der Abteilungsleiter.
    »Das Ding hat schon jetzt einen Durchmesser von zehn Kilometern, Fred. Es bedürfte einer Wasserstoffbombe, um so einen Fleck zu machen. Versuche sind in der Gegend ausgeschlossen;
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