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Du oder die grosse Liebe

Du oder die grosse Liebe

Titel: Du oder die grosse Liebe
Autoren: Simone Elkeles
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Zimmer.
    »Was macht ihr Jungs da?«, fragt sie, als wären wir noch immer kleine Kinder, die Unfug treiben.
    »Streiten«, sagt Carlos nüchtern.
    »Dafür ist jetzt keine Zeit.«
    Carlos küsst sie auf die Wange. »Zum Streiten ist immer genug Zeit, wenn man ein Fuentes ist.«
    Sie funkelt ihn aufgebracht an, dann wirft sie einen Blick zur Decke. »Dios mío ayúdame.«
    Sie schnappt sich Alex’ Fliege und schlingt sie um seinen Hals. Als sei sie ein Profi, hat sie die Fliege in weniger als dreißig Sekunden gebunden.
    »Danke, Ma«, sagt Alex.
    Als sie fertig ist, hebt sie den Blick zu Alex und umfängt sein Gesicht mit ihren Händen. »Mein ältester hijo heiratet. Dein Vater wäre so stolz auf dich, Alejandro. Erst der Collegeabschluss und jetzt die Hochzeit. Nur … vergiss niemals, wo du herkommst. ¿Me entiendes ?«
    »Das werd ich nicht«, versichert er ihr.
    Mi’amá steckt ihm seine Knopflochblume ans Revers, dann tritt sie einen Schritt zurück und sieht uns alle drei an. Sie presst die Hand auf ihr Herz und ihre Augen füllen sich mit Tränen. »Meine Jungs sind so erwachsen geworden.«
    »Nicht weinen, Ma«, sagt Alex zu ihr.
    »Mach ich nicht«, lügt sie, während ihr eine Träne aus dem Augenwinkel rinnt und ihre Wange hinunterkullert. Sie wischt sie schnell ab, dann nimmt sie sich zusammen und eilt auf die Tür zu. »Carlos und Luis, es ist Zeit, sich aufzustellen.« Sie wirft Alex einen Blick zu. »Zieh dich fertig an, Alejandro. Gleich ist es so weit.«
    Sie schließt die Tür und lässt uns allein.
    Ich beobachte, wie Alex zum Fenster hinübergeht, von dem aus man auf den Lake Michigan blickt. Die am Privatstrand aufgereihten Stühle sind alle schon besetzt und die Gäste erwarten den großen Auftritt von ihm und seiner Braut.
    »Ich kann das nicht«, sagt er.
    Ich mache einen Schritt auf ihn zu, weil ich hoffe, irgendeinen Hinweis darauf zu entdecken, dass er scherzt.
    Tut er nicht.
    Ich werfe einen Blick auf die Uhr an der Wand. »Ähm, Alex, dir ist schon klar, dass die Hochzeit in zehn Minuten stattfindet, oder?«, frage ich.
    »Ich regle das«, sagt Carlos und übernimmt das Ruder. Er legt seine Hände auf Alex’ Schultern. »Hast du Brittany betrogen?«
    Alex schüttelt den Kopf.
    »Liebst du eine andere?«
    Erneutes Kopfschütteln.
    Carlos kreuzt die Arme vor der Brust. »Dann wirst du es durchziehen. Ich habe nicht Ausgang bekommen und bin den ganzen Weg nach Chicago geflogen, nur damit du jetzt alles abbläst. Und außerdem liebst du die gringa und hast ihr dein Wort gegeben, sie zu heiraten, sobald ihr beide den Collegeabschluss in der Tasche habt. Es ist beschlossene Sache. Kneifen kommt nicht infrage.«
    »Was hast du getan, Alex?«, frage ich vollkommen verwirrt.
    Er seufzt schwer. »Ich habe ihr nicht erzählt, dass wir Ende des Sommers zurück nach Chicago ziehen.«
    Unsere gesamte Familie lebt seit fast drei Jahren in Colorado. Hierher zurückzukehren wird Brittany ganz und gar nicht gefallen. »Was meinst du damit, ihr zieht zurück nach Chicago ?«
    »Es ist eine lange Geschichte. Brits Eltern übergeben dem Staat von Illinois das Sorgerecht für ihre Tochter Shelley. Sie ist einundzwanzig und der Staat wird ihre Pflegekosten übernehmen. Was heißt, dass Shelley Sunny Acres verlassen muss und hierher verpflanzt wird. Brit weiß das noch nicht. Sie weiß auch nicht, dass mir ein Postgraduiertenplatz an der Northwestern angeboten wurde. Und ich ihn angenommen habe.«
    »Und du hast ihr nichts davon erzählt?«, fragt Carlos. »Oh, Mann, du bist so was von im Arsch.«
    Alex reibt sich den Nacken und scheint immer kleiner in seinem Smoking zu werden. »Irgendwie habe ich ihr erst gar nicht erzählt, dass ich mich an der Northwestern beworben habe. Sie glaubt, wir bleiben nach der Hochzeit in Boulder.«
    Ich weiß sehr genau, dass die Zukünftige meines Bruders nicht zurück nach Illinois will. Ich habe sie über ihre Angst sprechen hören, an den Ort zurückzukommen, wo Alex angeschossen und fast zu Tode geprügelt wurde, weil er aus der Latino Blood aussteigen wollte. Er hat ihr gesagt, es sei jetzt sicher in Chicago für ihn, weil die Gang sich in verschiedene Gruppen zersplittert hat und der neue Kopf der Gang, Chuy Soto, im Knast ist. Wir alle haben Brittany versichert, dass Alex keine Zielscheibe auf seinem Rücken trägt, aber sie ist nach wie vor skeptisch.
    Ich weiß, es hat Alex viel Mühe gekostet, Brittany davon zu überzeugen, die Hochzeit hier zu feiern. Ich glaube,
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