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„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)

„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)

Titel: „Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)
Autoren: Klaus Gunschmann
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kam es zurück, »Keine Chance!« Heiße Hasen durften immer rein. Auch wenn zwei Mädels einen hässlichen Kerl dabei hatten, ging das schon mal in Ordnung. Aber zwei Scheißtypen ohne Girl – das ging gar nicht. Der Schock saß tief und alle Wartenden im Pulk wussten nicht genau, ob sie Mitleid haben oder in sich reingrinsen sollten. Flugs traten nach dieser Abfuhr gleich drei junge Damen aus der zweiten Reihe hervor und himmelten den Kerl an, der mittlerweile sein Fensterchen schloss und seine Tür öffnete.
    Er war sehr groß und kurzhaarig, seine schmale aschgraue Lederkrawatte und sein gradliniger Anzug ließen ihn noch größer erscheinen. Er sah aus wie Gary Kemp, der Sänger von Spandau Ballet. Elegant-arrogant. Seine Schuhe waren weiß und spitz. Einen Arschtritt brauchst du von dem nicht, dachte ich unvermittelt. Durch seine schwarz umrandete Brille blinzelte er mit zusammengekniffenen Augen die drei Mädchen an. Sie hatten sich ungemein aufgestrapst, ihre Freunde und Verlobungsringe gleich zu Hause gelassen und den smarten Doorman dauerniedergelächelt. Es schien zu helfen, »Gary Kemp« zog die Erste am Ärmel aus der Menge, die anderen zwei klammerten sich daraufhin mit verkrampften Händen an Tasche und Schal ihrer Vorgängerin. Auf einmal waren sie weg, hineingesogen ins Schwarze Loch, aus dem dumpfes Bass-Gewummer und ab und zu so etwas wie eine Melodie an die Freiluft drang:
    »Another one bites the dust, another one bites the dust
    And another one gone and another one gone
    Another one bites the dust, hey I’m gonna get you too
    Another one bites the dust.«
    Ich hoffte natürlich insgeheim, dass ich jetzt nicht unbedingt derjenige sein würde, der vorm P1 ins Gras beißen muss. Gut, die Mädels waren drin, die Rheinländer beleidigt, und ich verharrte immer noch auf meiner Position und versuchte, besonders cool auszusehen. Zumindest war ich allein und hatte keinen anderen Typen dabei, das erhöhte schon mal meine Chancen. Zum Hauptgewinn aber fehlte mir die ent- und ansprechende Begleitung, denn das Gebot lautet: Bring immer eine hübsche Frau mit an die Tür. Ich musterte die Menge und entdeckte eine schwarzhaarige Schönheit, die eher aus Südamerika als aus dem Süden Bayerns zu kommen schien. »Are you alone?«, wollte ich von ihr wissen. Dabei sah ich sie mit zusammengezogenen Augenbrauen fragend an und bot ihr eine Zigarette an. Die Zigarette nahm sie, antwortete mir aber nicht. Blöde Kuh. Aber vor der P-1-Tür werden sie wohl alle zu gefühlskalten Diven.
    Eigentlich hatte ich es mir an diesem Abend bereits abgeschminkt, in den Tempel des Glücks zu kommen. Außerdem kam es mir so vor, als würde der Türsteher fast jeden, den er reinließ, mit Namen begrüßen. Und meinen kannte er ja schließlich nicht. Gerade als ich schon abdrehen wollte, rumorte es hinter uns in der Traube. Ein klein gewachsener Boxertyp trieb die Herde auseinander und an der Spitze einer jetzt zu erkennenden Entourage stolzierte ein schmalbrüstiger Jüngling im rosa Anzug mit blauen Schuhen heran: aha, der PR-Agent. Dahinter zwei ältere Damen, ein Hund, ein Fahrer mit Schirmmütze und als Vorletzter ein Hüne, der wie ein echter Hollywood-Schauspieler aussah: braungebrannt, eine lange Narbe auf der Backe, schwarzgraue Windfrisur, weißes T-Shirt, Jeansjacke. Der letzte Mann im Tross war ein stiernackiger Bodyguard in schwarzem Anzug und beigem Trenchcoat mit Gürtel, der aussah wie die Secret-Service-Agenten, die immer neben der gepanzerten Limousine des US-Präsidenten herjoggten und in den Manschettenknopf am Ärmel sprachen. Erst als die beschützenden hundertzwanzig Kilo mit ihren stahlbesetzten Krokodillederschuhen auf meinem hellbraunen Cowboystiefel einen fetten schwarzen Abdruck hinterließen und meinen großen Zeh wieder zum Erstarren brachten, wurde mir klar, dass hier gerade Clint Eastwood an mir vorbei ins P1 gezogen war. Mein Westernheld und Coolness-King. Zur Ironie des Schicksals an diesem Abend erinnerte ich mich wieder an meinen Lieblingswestern mit Eastwood: Ein Fremder ohne Namen . Ich hängte mich kurzerhand an den stiernackigen Bodyguard, japste nach Luft und lächelte »Mr. Kemp« entgegen: »I’m the last.« Und damit war ich drin.
    Eine Heimat fürs P1: Das Haus der Kunst
    Geplant vom Architekten Paul Ludwig Troost, eröffnete das Haus der Deutschen Kunst am 18. Juli 1937 seine Tore. Die US-GIs waren es, die im Jahre 1945 die Nazikunst verschwinden ließen und in dem monumentalen Kunstbau
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