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Dschungel der Leidenschaft

Dschungel der Leidenschaft

Titel: Dschungel der Leidenschaft
Autoren: Karen van der Zee
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kostbare geschnitzte Teakmöbel, erlesene chinesische Seidenteppiche, kunstvoll gearbeitete Messinglampen. Das Haus war von einem Innenarchitekten eingerichtet worden, und ihm fehlte die persönliche Note. Nicky wusste, was ihre Mutter davon gehalten hätte: zu auffällig, zu großspurig. Armer Daddy, dachte Nicky. Wie sehr musst du sie vermissen. Ihre Mutter war vor einem Jahr unerwartet gestorben, und ihr Vater fühlte sich seitdem etwas verloren. Er hatte einen neuen Posten übernommen und war in andere exotische Gefilde gezogen, doch das schien seine Einsamkeit nur noch schlimmer zu machen.
    Geistesabwesend schaltete Nicky einige Lampen ein, während sie zu ihrem
    Zimmer ging, das auf der Rückseite des Hauses lag. Dort angekommen, knipste sie das Licht an und warf ihre Abendtasche auf einen Stuhl. Dabei bemerkte sie, dass die Verandatüren, die zum Garten hinausführten, leicht geöffnet waren.
    Sie hatte sie geschlossen, ehe sie gegangen war ... oder nicht? Nicky zuckte die Schultern. Vielleicht doch nicht. Ihr war unbehaglich zumute, und sie fühlte sich seltsam ... als wäre etwas anwesend, eine Person, eine unbekannte Energiequelle.
    Stirnrunzelnd blickte sie sich um. Es gab nichts Ungewöhnliches. Alles war so, wie sie es verlassen hatte.
    Nicky ging ins angrenzende Bad, schluckte eine Kopfschmerztablette mit etwas
    Wasser und schnitt ihrem Spiegelbild ein Gesicht. „Du spinnst", sagte sie laut.
    Es gab keine Geister im Raum, nur in ihrer Phantasie. Die Schatten der
    Vergangenheit verfolgten sie, das war alles. Das Wiedersehen mit Brian hatte sie aus dem Gleichgewicht gebracht.
    „Du hast ihn vier Jahre nicht gesehen und bist von ihm geschieden", erklärte sie ihrem Spiegelbild. „Also, was soll's?"
    Gedankenverloren kleidete sie sich aus und ging ins Bett. Doch sie schlief unruhig und träumte von Brian... er saß am Kamin und las ein Buch... er schenkte ihr Wein ein und lächelte ihr verschwörerisch zu ... er lag neben ihr nackt auf dem Bett und schlief.
    Sie wollte ihn berühren, die Finger über seinen Körper gleiten lassen, um seine Wärme und Kraft zu spüren. Suchend tastete sie nach ihm, doch ihre Hand griff ins Leere, sosehr sie sich auch bemühte, ihn zu erreichen. Etwas hielt ihn von ihr fern ...
    Am Morgen wurde Nicky durch den Gebetsruf geweckt, der vom Minarett der
    Moschee über Lautsprecher übertragen wurde. Es war fast sechs Uhr, und das
    schwache Licht der Dämmerung fiel zwischen den Vorhängen herein. Nicky lauschte dem einförmigen Singsang, dessen Bedeutung sie kannte, obwohl sie die arabischen Worte nicht verstand.
    Reglos blieb sie im Bett liegen, bis die Sonne den Raum in helles Licht tauchte.
    „Du bist einfach verschwunden, Nicky", sagte Nazirah anklagend, als sie eine Stunde später auf dem Weg zum Großmarkt in der Stadt waren. Nazirahs Vater hatte ihnen seinen Wagen mit Chauffeur zur Verfügung gestellt.
    „Ich hatte Kopfschmerzen."
    „Ich habe gesehen, wie du dich mit dem tollen Typ unterhalten hast. Hat er dir verraten, wer er ist?"
    „Ein Entwicklungsberater, der im Auftrag der Weltbank tätig ist. Er arbeitet hier nur vorübergehend." Nicky gab sich Mühe, gelangweilt zu sprechen. Sie wollte nicht über Brian reden, noch nicht einmal über ihn nachdenken.
    „Was hat er dir sonst noch verraten?"
    „Er isst gern Curryaufläufe", sagte Nicky aus einer Eingebung heraus. „Und er ist verrückt nach Satay mit Erdnusssauce." Das stimmte alles, aber das wusste sie von früher.
    „Du liebe Zeit, mit einem so tollen Mann redest du über Essen?" Nazirahs Ton ließ anklingen, dass sie diese Anbändeltaktik für schwach hielt.
    „Das Thema zieht immer", erwiderte Nicky lächelnd. „Jeder muss schließlich essen und hat eine Meinung dazu."
    Nazirah verdrehte die Augen.
    „Du kannst ziemlich viel über Leute erfahren, wenn du erfährst, was sie gern
    essen", fuhr Nicky schelmisch fort. „Ob sie abenteuerlustig, phantasievoll, konservativ, romantisch oder stocklangweilig sind. Vor einem Monat habe ich einen Artikel über Essen als Gesprächsthema geschrieben, mit dem man sehr viel über den Charakter eines Menschen erfahren kann. Und ich glaube, ich habe meinen Lesern damit einen echten Leckerbissen serviert."
    „Und was hast du über diesen Mann herausgefunden?" fragte Nazirah zweifelnd.
    „Was isst er gern, und was enthüllt das über seinen Charakter?"
    „Er mag alles", verriet Nicky. „Somit ist er konservativ, phantasievoll, abenteuerlustig und
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