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Dschungel der Leidenschaft

Dschungel der Leidenschaft

Titel: Dschungel der Leidenschaft
Autoren: Karen van der Zee
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für eine Überraschung, dich hier zu treffen!" erwiderte sie. Das war die Untertreibung des Jahres. Sie war aufgewühlt und völlig durcheinander.
    Brian gab ihre Hand frei, doch sein Blick ließ Nicky nicht los. „Die Welt ist klein."
    Das stimmte natürlich. Die kleine Gemeinde von Landsleuten bewegte sich in
    der Fremde in einem vergleichsweise engen Kreis. Nicky nickte nur, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte.
    „Es hat mich gefreut, deinen Vater wiederzusehen", sprach Brian weiter. „Wir sind uns seit Jahren nicht mehr begegnet. Er sagt, er habe den Posten bei der Regierung aufgegeben und sei jetzt Teilhaber einer Risikokapitalgesellschaft."
    „Ja." Nicky hörte kaum, was er sprach, nur den Klang seiner dunklen Stimme.
    Wie hypnotisiert sah sie Brian an.
    Er trank einen Schluck aus seinem Glas. „Soweit ich gehört habe, sind sie an
    einigen interessanten Investitionsprojekten in China beteiligt."
    „Ja. Genaugenommen in ganz Südostasien. Daddy interessiert sich nur für China, weil es sich jetzt für den Westen zu öffnen beginnt." Nicky sprach, ohne nachzudenken. Sie sah nur das vertraute Gesicht des Mannes, den sie einmal geliebt hatte.
    Brian sah noch genauso aus wie früher, nur ein wenig älter war er geworden. Seine Züge wirkten härter, und leichte Falten umgaben seine Augen. Die Schläfen zeigten die ersten Silberfäden, sein Kinn verriet stählerne Entschlossenheit.
    Siebenunddreißig ist er jetzt, wurde es Nicky bewusst... zehn Jahre älter als ich. Er strahlte immer noch dieselbe geballte Energie aus und erschien ihr noch attraktiver als zuvor.
    „Hast du beruflich in Malaysia zu tun?" Sie wusste, dass er schon immer eine Vorliebe für Ostasien gehabt hatte, seit er als freiwilliger Angehöriger des Friedenscorps zwei Jahre in Malaysia eingesetzt worden war, ehe sie sich
    kennengelernt hatten.
    Brian nickte. „Ich stelle Untersuchungen im Auftrag der Weltbank an. Es geht um tropische Früchte."
    „Inwiefern?"
    „Erzeugung, Verarbeitung, Ausfuhr ... allgemeine Entwicklungsmöglichkeiten in Malaysia. Ich habe die letzten sechs Wochen damit verbracht, Farmen und Fabriken zu besuchen. In der gesamten westlichen Welt steigt die Nachfrage nach exotischen Früchten ständig."
    Sie nickte. „Die Leute wollen zur Abwechslung mal etwas anderes als immer nur Äpfel und Birnen. Da sind sie reif für Guaven, Mangos und Saure Sobben."
    „Ja. Ich sehe, du verstehst mich", bemerkte Brian trocken und trank erneut etwas Scotch. „Bist du in Malaysia, um deinen Vater zu besuchen?" erkundigte er sich sachlich, als unterhielte er sich mit einer Fremden. Seine Stimme hatte sich verändert, sie klang rauer, härter ... Sie gehörte einem Mann, der viel gesehen hatte und nichts erwartete.
    Nicky befeuchtete sich die Lippen. „Ja. Das Land fasziniert mich, und ich dachte, eine Weile zu bleiben und hier zu schreiben. Da mein Vater hier lebt, bot sich das fast von selbst an."
    Schweigend betrachtete Brian sie einen Augenblick. „Du hast dich nicht
    verändert", stellte er ruhig fest.
    „Hattest du etwas anderes erwartet?" Nickys Herz pochte heftig, und sie wünschte, es würde sich beruhigen.
    Brian zuckte die Schultern. „Ja, das habe ich wohl irgendwie getan."
    „Wieso?"
    In seinen Augen blitzte es auf. „Ich konnte mir nicht vorstellen, dass du immer noch die Frau bist, die ich gekannt habe." Wieder zuckte er die Schultern. „Aber das kann ich wohl nicht beurteilen. Ich weiß ja nicht, wie du heute bist, und sehe nur das Äußere." Sein Lächeln erreichte seine Augen nicht. „Und das ist ebenso erfreulich wie damals."
    Immer noch der Gentleman. „Danke." Nicky brauchte dringend etwas zu trinken.
    „Auch innerlich bin ich noch dieselbe wie früher, nur etwas älter und klüger."
    „Man lernt nie aus", meinte Brian gelassen, doch Nicky fragte sich, ob da nicht ein spöttischer Unterton mitschwang.
    „Du bist also immer noch als Entwicklungsberater tätig?" fragte sie. Als sie ihn vor Jahren kennengelernt hatte, hatte er für ihren Vater bei der USAID, der Amerikanischen Agentur für Internationale Entwicklung, gearbeitet. Kurz darauf hatte er sich jedoch als internationaler landwirtschaftlicher Berater auf eigene Füße gestellt und als solcher häufig Aufträge der Weltbank erhalten.
    Brian nickte. „So ist es. Vor einigen Jahren hatte ich der Abwechslung halber einen Lehrauftrag an der Comell-Universität angenommen, bin dann aber wieder zur Beratertätigkeit zurückgekehrt. Die liegt
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