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DS010 - Die Stadt im Meer

DS010 - Die Stadt im Meer

Titel: DS010 - Die Stadt im Meer
Autoren: Kenneth Robeson
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sei dein privater Schnapsvorrat drin.«
    Der Gefangene rollte wild mit den Augen. Er war klein von Gestalt, hatte aber starke Knochen, was ihn sehr stämmig erscheinen ließ, und am Hinterkopf hatte er eine handtellergroße Glatze. Er trug grobe Kleidung, und seine Hosenbeine waren nach Seemannsart unten weit ausgestellt.
    Eines jedoch war besonders augenfällig an ihm – seine Gesichtshaut. Es war geradezu, als ob sich alle Äderchen darin in einem blauen Netzwerk an die Oberfläche drängten, was seinem tief dunkelroten Gesicht ein tückisches Aussehen gab.
    Wieder rührte er sich, als ob er sich losreißen wollte, und Panik stand in seinem Gesicht.
    »Ich werde krepieren, wenn ihr mich nicht loslaßt«, jammerte er. »Nach all dem, was ihr Schweine mit mir getan habt, muß ich schnellstens zu ‘nem Arzt, wenn ich nicht draufgehen …«
    Einer seiner Feinde trat ihn mit dem Fuß. »Hüte deine Zunge, bevor ich sie dir rausreiße.«
    Unentschlossen, als ob sie nicht zu wissen schienen, was sie nun mit ihm tun sollten, standen die Maskierten um ihn herum.
    »Ein Messer zwischen die Rippen wäre der einfachste und schnellste Weg«, schlug einer vor.
    »Nichts da«, wandte ein anderer ein. »Wir wollen dieser Diamanten-Eva ‘nen Vorgeschmack von dem geben, was sie selbst erwartet. Schön langsam soll er verrecken. Weit schafft er’s sowieso nicht mehr. Lassen wir ihn laufen.«
    »Und wenn er nun doch bis zu ‘nem Krankenhaus kommt? In den Notaufnahmestationen, die sie da haben, stellen sie den glatt wieder auf die Beine.«
    Sie standen da und überlegten.
    Dann zog einer plötzlich eine Flasche aus der Tasche. Er schüttelte die halbvolle Flasche und sagte: »Das ist ‘ne Probe von dem, was in dem Faß mit dem Glaseinsatz war. Ich hab’ den Rest davon abgefüllt, um es dem Skipper zu zeigen. Aber jetzt kommt mir ein besserer Gedanke.«
    Er stürzte sich auf den Gefangenen, zwängte ihm mit dem Revolverlauf den Mund auf, entkorkte die Flasche und ließ seinem Opfer etwas von deren Inhalt in den Mund laufen. Das Ergebnis war grauenhaft. Der Unglückliche stieß eine Reihe von entsetzten, gellenden Schreien aus, und die Maskierten warfen ihm eine Jacke über den Kopf, um sein Jammern zu ersticken. Sie warteten ein paar Minuten, ehe sie die Jacke wieder wegnahmen.
    Es war ein schrecklicher Anblick. Der Mund und die ganze untere Gesichtshälfte des Gefangenen waren von der Säure völlig zerfressen. Sein Winseln und die würgenden Laute, die er noch hervorbringen konnte, hätten jeden anderen erschaudern lassen.
    »Dieses Säurezeug«, sagte der Mann mit der Flasche, »kann von ‘nem Anker glatt die Schaufeln wegfressen.«
    »Aber was ist mit seinen Händen?« wandte ein anderer ein. »Wenn er’s bis zu ‘nem Krankenhaus schafft, kann er sich dort immer noch was zum Schreiben geben lassen.«
    »Wart nur«, sagte der mit der Flasche. »Das treib’ ich ihm ebenfalls aus.«
    Er zog ein Messer aus der Tasche und gebrauchte es.
    »Ich werde ihm helfen, unseren Kahn zu havarieren«, sagte er. »Beinahe war’ uns dadurch die TAZ-Sache durch die Lappen gegangen. Ich zahl es ihm heim, das wird auch Diamanten-Eva eine Lehre sein.«
    Er schnitt seinem Opfer die Fesseln durch, und mit ein paar krächzenden, unwirklichen Lauten torkelte der Mann davon. Die Schmerzen in seinem verätzten Mund waren so groß, daß er überhaupt nicht auf das Blut achtete, das ihm von den Handgelenken tropfte. Er begann zu laufen, so gut ihm das in seinem Zustand möglich war.
    Seine Hände waren jetzt nutzlos. An den Gelenken waren ihm die Sehnen durchtrennt worden.
    Ein wütender, drohender Ruf hallte ihm von einem seiner Peiniger nach; es fragte sich, ob er ihn überhaupt hörte.
    »Richte dieser Diamanten-Eva aus, daß wir mit ihr noch ganz was anderes machen, wenn sie nicht bald die Segel streicht!«
    Der Verstümmelte taumelte weiter, jeder normal ausschreitende Fußgänger hätte ihn leicht überholt. Unerwartet kam er aus den Büschen heraus und fand sich auf einer kurzgeschorenen Rasenfläche wieder. In der Rasenmitte war auf hohen Eisenträgern eine Plattform, unter deren Glasdach Lichter funkelten.
    Dem Mann rannen vor Schmerzen die Tränen aus den Augen, und er mußte lange hinstarren, ehe er in dem erhöhten Bau die Endstation einer Hochbahnlinie erkannte.
    Er wankte darauf zu und kam zu der Eisentreppe, die zur Station hinaufführte. Nur ein paar vereinzelte Passagiere, die noch zu so später Stunde der Hitze New Yorks entfliehen
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