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Drunter und Drüber

Titel: Drunter und Drüber
Autoren: Susan Andersen
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entlang.« Sie folgte dem Weg hinab in Richtung See.
    J.D. rieb sich die prickelnde Stelle seines Arms. Was zum Teufel ging hier vor sich? Am liebsten hätte er es auf die Tatsache geschoben, dass er es nicht gewohnt war, wenn man ihn berührte, doch das erklärte nicht das Aussetzen seines Herzschlags, als sie zu ihm ins Foyer gekommen war. Sein erster Gedanke war gewesen: Haben. Sie hatte so weich und wohl gerundet ausgesehen. Runde Augen, runde Wangen, runde Brüste, runder Hintern. Er hatte es vorhin nicht verstanden und verstand es jetzt auch nicht. Sie war durchaus hübsch, auf eine robuste Art, der Typ des netten Mädchens von nebenan. Ganz sicher nicht sein Typ, so dass sein plötzliches Verlangen völlig deplatziert gewesen war.
    In Rat City entwickelte man einfach keine Vorliebe für robuste nette Mädchen von nebenan. Er hatte ein Faible für freche Weiber mit möglichst wilden Mähnen, großen Titten und so engen Kleidern, dass man jede noch so kleine Rundung möglichst sofort mitbekam.
    Während er jetzt sah, wie sie in Shorts und Turnschuhen vor ihm den Weg hinunterlief, versuchte er herauszufinden, was der Grund für seine Gefühlsverwirrung war. Sicher, ihr Körper wäre in enger Garderobe sicher das reinste Dynamit. Aber er musste kein Genie sein, um zu sehen, dass sie sicher niemals wirklich enge Kleider trug. Dazu war sie mit ihrem seidig weichen, sanft wippenden Zopf, der sommersprossigen Nase und den großen, arglosen, überraschend blauen Augen ganz einfach zu ... frisch. Sicher hing sie, anders als die Frauen, die er kannte, nie in der Hoffnung, irgendein Kerl lüde sie auf einen Drink ein, in irgendwelchen Bars rum. Sie wirkte eher wie die Art, die großäugig darauf hoffte, dass der Mann, der sie ansprach, sofort mit ihr Trauringe kaufen ging.
    Sie bogen um eine Kurve und unvermittelt erstreckte sich vor ihnen der in der Sonne glänzende See. Geformt wie einer der Strümpfe, die man an Weihnachten für das Christkind über den Kaminsims hängte, lag er blau und friedlich da. Fröhliches Geplansche und Gelächter, das Surren eines Sprungbretts und das gelegentliche schrille Trällern der Pfeife eines Rettungsschwimmers drangen durch die Stille zu ihnen herüber.
    »Hinter der nächsten Biegung gibt es einen mit Seilen abgeteilten Schwimmbereich und ein großes Floß«, erklärte Dru über ihre Schulter, bog auf einen zweiten kurzen Pfad ab und wenig später standen sie auf einer sonnenhellen kleinen Lichtung, an deren anderem Ende eine Hütte mit nur einem halben Vordach stand. Ein Mann von vielleicht Mitte fünfzig saß auf dem Geländer und rauchte eine Zigarette, während ein kleiner Junge in einem Star-Wars-Phantom-Menace-T-Shirt ein Laserschwert gegen eine Reihe imaginärer Feinde schwang.
    Der Kleine sah sie zuerst und seine Miene hellte sich erkennbar auf. »Morn!«, rief er, schleuderte seine Waffe achtlos auf den Boden, warf sich von der Treppe der Veranda an Drus Brust, klammerte sich wie ein Affe mit Armen und Beinen an ihr fest, schlang ihr die verdreckten Hände um den Nacken, lehnte sich zurück und sah sie grinsend an.
    »Wow, allmählich bist du für eine derart schwungvolle Begrüßung ein bisschen zu groß.« Obgleich sie sich nur mühsam auf den Beinen halten konnte, küsste sie ihn ebenfalls breit grinsend auf die Nase.
    Es war eine Szene, wie sie J.D. bereits hundertmal als Außenseiter mit angesehen hatte. Er kreuzte die Arme vor der Brust, beobachtete Sohn und Mutter und gratulierte sich zu seinem Scharfsinn. Da hast du’s, Kumpel. Alles was hier im Augenblick noch fehlt, ist der Anruf über Handy, dass die Mama des besten Freundes leider etwas später zum Kaffeetrinken kommt.
    Weiter entfernt von deinem Frauentyp könnte sie nicht sein.

2
    D ru verschränkte ihre Hände im warmen Rücken ihres zehnjährigen Sohnes und sah über seinen Kopf hinweg ihren Onkel an. Er drückte gerade seine Zigarette am Verandapfosten aus. Die Tatsache, dass er vor Tate zum Glimmstängel gegriffen hatte, konnte nur eines bedeuten. »Hat Soph mal wieder einen ihrer schlimmen Momente?« Ihre für gewöhnlich stets gut gelaunte, ausgeglichene Tante war vor ein paar Monaten in die Wechseljahre eingetreten und inzwischen gingen sie ihr alle, wenn sie einen ihrer gefürchteten Stimmungsumschwünge bekam, möglichst aus dem Weg.
    »Ihr ist mal wieder total heiß«, erklärte Tate der Mutter. »Und als Opa Ben gesagt hat, sie hätte eine der Spinnweben unter der Decke übersehen, hat sie gefragt,
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