Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Drunter und Drüber

Titel: Drunter und Drüber
Autoren: Susan Andersen
Vom Netzwerk:
ausgerechnet jetzt in seiner Konzentration?
    Denn – jede Wette – sicher finge in spätestens zwei Minuten der gnadenlose Kampf mit Edwinas Verwandten um den ihm von ihr vererbten Anteil an dem bisher familieneigenen Unternehmen an.
    Dru dankte der Angestellten am Empfang und legte den Hörer des Telefons mit einem leisen Seufzer auf. O Gott, er war da. Mit leicht beschleunigtem Herzschlag straffte sie die Schultern. J.D. Carver stand draußen im Foyer. Dabei hätte er erst morgen kommen sollen.
    Sie hatte sich eingebildet, sie hätte sich bereits völlig an die neue Situation gewöhnt. Hatte ehrlich gedacht, sie wäre bereit, Edwinas Erben mit offenen Armen sowohl in ihrem Betrieb als auch im Kreis der Familie zu empfangen. Doch dem plötzlichen Rasen ihres Pulses zufolge hatte sie sich darin offenbar getäuscht.
    Sie stand auf, sah nach, ob ihr ärmelloses weißes Polohemd mit dem diskreten Logo des Hotels ordentlich in ihrer kurzen Hose steckte, strich mit beiden Händen über den frisch gestärkten dunkelgrünen Stoff, atmete tief ein und langsam wieder aus. Okay, sie war bereit. Sie wünschte sich nur, er wäre nicht früher als erwartet angekommen. Dadurch würde ihr Plan, ihn als Familie zu begrüßen, natürlich durchkreuzt.
    Dru richtete sich zu ihrer ganzen Größe auf. Egal, jetzt müsste sie die Sache halt allein durchstehen. Seit ihrem sechzehnten Lebensjahr hatte sie beruflich täglich Dutzende von Fremden im Hotel empfangen, und außerdem waren Tante Soph und Onkel Ben nicht weit von ihr entfernt drüben in der für Carver reservierten Hütte, um sie möglichst einladend für ihn zu gestalten, und kämen bald zurück. Nicht dass sie sie brauchte. Sie machte sich auf den Weg in Richtung des Foyers. Sieh ihn einfach als lang verreisten Vetter von dir an.
    Was leichter gesagt als getan war, dachte Dru, als sie wenige Minuten später den vor dem mächtigen steinernen Kamin hockenden Hünen sah. Selbst von hinten betrachtet entsprach er keineswegs ihrer Vorstellung von einem Cousin.
    Von der Stelle, an der seine dunklen Haare in seinen sonnengebräunten Nacken fielen, bis hin zu den mit Arbeitsstiefeln bekleideten Füßen, schien er ein einziges energiegeladenes Muskelpaket zu sein. Ein strahlend weißes T-Shirt spannte sich über seine breiten Schultern und seinen sich nach unten verjüngenden Rücken, bis es im Bund einer eng um seine muskulösen Schenkel und seinen straffen Hintern liegenden abgewetzten Jeanshose verschwand. Für den Bruchteil einer Sekunde setzte Drus Herzschlag aus für sie unerfindlichen Gründen aus.
    Sie räusperte sich leise. »Mr. Carver?«
    Er blickte über seine Schulter. Seine dunklen Brauen stießen über der Nase zusammen und er schien ebenfalls kurz den Atem anzuhalten. Doch das hatte sie sich vermutlich nur eingebildet, denn er sagte mit neutraler Stimme: »Nennen Sie mich nicht Mister. Mein Name ist J.D.«, und stand mit einer geschmeidigen, kraftvollen Bewegung auf.
    Bei voller Größe sah er regelrecht furchteinflößend aus. Sein T-Shirt lag eng um seine Brust und seinen flachen Waschbrettbauch und schien über den Muskeln seiner Oberarme beinahe zu zerreißen. Er verströmte eine solche Energie, dass Dru aus einem Reflex heraus einen Schritt zurücktrat.
    Dann jedoch riss sie sich zusammen und reichte ihm die Hand. »Also gut, J.D. Ich bin Dru Lawrence, die Hotelmanagerin.« Sie sah ihm in die Augen und merkte, dass das, was sie anfänglich für Braun gehalten hatte, ein von einem dunkelgrünen Ring umgebenes leuchtendes Grünbraun war. »Willkommen in der Star Lake Lodge.«
    Ihre Finger begannen zu prickeln, als er sie kraftvoll mit seiner schwieligen Hand ergriff, und am liebsten hätte sie sie ihm ruckartig entrissen. Was war nur mit ihr los? Himmel, er war nicht der erste gut gebaute Mann, den sie in ihrem Leben traf – und es war völlig untypisch für sie, zu reagieren wie ein junges Mädchen, das sich plötzlich dem Sport-Ass ihrer Schule gegenübersah. Als er sie endlich losließ, widerstand sie dem Verlangen, sich die Hand an ihrer Hose abzureiben. Um die verbleibende Hitze loszuwerden, sagte sie sich erneut, denk an ihn als den lange verschollenen Cousin, und zwang sich zu einem Lächeln.
    Ohne sich die Mühe zu machen, ihr Lächeln zu erwidern, nickte er mit dem Kopf in Richtung des Kamins. »Der Feuerbock ist gerissen. Er muss rausgezogen und wieder zusammengeschweißt werden.«
    Himmel, der Kerl hatte wirklich Nerven – er war noch keine zehn Minuten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher