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Drimaxid 03 - Hypnos Feinde

Drimaxid 03 - Hypnos Feinde

Titel: Drimaxid 03 - Hypnos Feinde
Autoren: Timo Bader
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die Flüssigkeit, die er ausspie.
    Adam konnte sich auch später noch ganz genau an diese Szene erinnern; sie hatte trotz der äußeren Umstände etwas Romantisches gehabt. Etwas Magisches. Für ihn war es ein Kuss gewesen – eine zärtliche Liebkosung im verzauberten Licht des Aquariums des Todes .
    Mit dieser Szene endete der erste Folter-Zyklus im Kerker der Präterianer.
    Warum Adam das so genau sagen konnte?
    Nun, weil in diesem Moment neben ihnen eine dicke Frau in Lumpenkleidern mit einem erleichterten Seufzer die Augen schloss, ihren Kampf aufgab und friedlich einschlief. Aber nur für einen winzigen Augenblick. Denn kaum hatten sich ihr Atemrhythmus und der Takt ihres Herzschlages verändert, wurde ein ohrenbetäubendes Rasseln laut.
    Die Zelle der Gefangenen füllte sich nicht mit Wasser, sondern mit Millionen und Abermillionen mikroskopisch kleiner Käfer. Entstellte Insekten mit Geweihen, Sichelärmchen und zweigeteilten Stachelschwänzen, die sie wie eine Kreuzung aus einem Atlaskäfer, einer Gottesanbeterin und einem Skorpion aussehen ließen. Die Armee der Chitin gepanzerten Schalentiere stürzte sich auf die arme Frau, wie gefräßige Larven auf einen saftigen Schinken.
    Adam nahm das alles nur aus dem Augenwinkel wahr. Den Zaubertrank hatte er schon lange bis auf den letzten Tropfen aus seiner Mundhöhle gepresst. Dennoch ruhten seine Lippen auf denen von Selene. Er wollte ihr weiches Fleisch spüren. Wollte sie umarmen, streicheln und …
    Neben ihm wandelte die dicke Frau wie eine lebende Mumie durch ihre Zelle. Ihr Körper war über und über mit zirpenden Insekten bedeckt. Die Käfer krabbelten über ihr Gesicht. Die Käfer krochen unter ihre Kleidung. Die Käfer schlüpften in ihre Ohren, in ihren Mund, in ihre Nase und sogar in ihre Augenhöhlen.
    Weiße Lichtblitze zuckten durch die Zelle und verwandelten den Kerker der Präterianer in eine überdimensionale Techno-Disko. Die zuckenden Bewegungen der dicken Frau sahen aus, als würde sie tanzen.
    Die Gefangene zermalmte mit jedem Schritt Hunderte der kleinen Käfer. Dennoch hatte sie keine Chance. Es waren zu viele. Und es wurden immer mehr. Irgendwann erlahmten die Bewegungen der dicken Frau und sie brach erschöpft zusammen. Die Käfer krochen über sie hinweg und begannen ihre sterblichen Überreste zu fressen.
    Adam versuchte die entsetzlichen Todesschreie der Frau zu ignorieren. Er küsste Selene durch die Bohrungen in der Wand hindurch und Selene erwiderte seine Küsse, als würde es um ihr Leben gehen.
    Ein neuer Folterzyklus wurde mit diesem Erlebnis eingeläutet. Die Zeit der Aquarien des Todes , der Wasserleichen und der blauen Lichtspiele war vorbei.
    Doch die Ära der Terrarien des Grauens hatte gerade erst begonnen …
     
    *
     
    »Wir müssen vorsichtig sein«, schärfte ihm Ippolita ein, als sie das nächste Mal zu ihm kam.
    Adam nahm einen tiefen Schluck aus der Karaffe, atmete zweimal ein und aus und fragte dann: »Warum?«
    »Es sind mittlerweile anderthalb Wochen vergangen. Ihr habt länger ausgehalten, als jeder andere vor euch.« Sie warf Selene einen giftigen Blick zu. Diese kauerte zusammengesunken in ihrer Zelle und beachtete weder Adam, noch Ippolita. »Taurok wird misstrauisch. Er lässt es sich nicht anmerken, aber ich spüre es ganz deutlich.«
    Adam wollte lieber nicht wissen › wie ‹ und › wann ‹ sie dieses Misstrauen genau feststellen konnte.
    »Lässt er den Kerker besser bewachen?«, wollte Adam wissen. »Oder hat er dir gegenüber etwas gesagt? Lässt er dich beobachten?«
    »Ich glaube nicht«, sagte Ippolita, schien aber nicht ganz überzeugt zu sein. »Er ist felsenfest von der Loyalität seiner Männer überzeugt und speziell mir vertraut er blind. An so etwas wie Verrat denkt er nicht. Noch nicht. Dennoch sollten wir vorsichtig sein. Es ist nur eine Frage der Zeit, ehe er Cory untersuchen lässt.«
    »Cory? Den Terma'Sai ?«, erkundigte Adam sich verwundert. »Warum?«
    »Cory ist ein Futureaner, musst du wissen«, erklärte Ippolita. »Kein Präterianer wäre in der Lage gewesen, ein solch ausgeklügeltes Foltersystem zu entwickeln. Wir kennen uns nicht besonders mit technischen Dingen aus. Zudem verstößt ihre Benutzung gegen unsere Überzeugungen.«
    »Aber ihr lebt wie Höhlenmenschen. Ist euch das nicht bewusst?«, krächzte Adam.
    »Oh doch«, flüsterte Ippolita. »Wenn ich dir doch nur die Gründe dafür sagen könnte.«
    »Warum tust du es nicht?«, hakte er nach.
    Antworten , gierte
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