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Drei sind einer zuviel

Drei sind einer zuviel

Titel: Drei sind einer zuviel
Autoren: Barbara Noack
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gottverlassenen Gegend ein Verkehrsmittel?«
    »Keine Ahnung, glaube ich nicht.«
    »Können Sie mir ’n Taxi rufen?«
    Karlchen schloß wieder auf.
    »Taxi?
Ja, aber — was das kostet! Bei der Anfahrt!« Peter tat sich sehr leid und ihr
nun auch. Kurz entschlossen gab sie ihm ihre Autoschlüssel. »Wissen Sie was?
Nehmen Sie den Kombi bis morgen früh. Okay?«
     
    Karlchen frühstückte stehend am Küchentisch —
rechts eine Dose mit Ananas, links lasche Salzbrezeln, was anderes an Vorräten
hatte sie nicht vorgefunden. Kaffee wollte sie erst kochen, wenn Peter kam, um
die Autoschlüssel zurückzubringen. »Wenigstens eine Tasse, geht ganz schnell.«
    Aber er war spät dran. Er mußte dringend zum
Bahnhof.
    Sie gab ihm die Hand. »Na, dann alles Gute.
Werden Sie ein netter Lehrer.«
    Er sah sie fragend an. »Ich habe noch meine
Klamotten in Ihrem Wagen.«
    »Was für Klamotten?«
    »Na, alles.«
    Endlich begriff Karlchen. »Ach so, ja — da muß
ich Sie wohl zum Bahnhof fahren.«
    »Nett, daß Sie von selber drauf kommen.«
     
    Karlchen schnallte sich an.
    Peter lehnte sich zurück und wartete darauf, daß
sie endlich startete.
    Karlchen schnallte sich wieder ab.
    »Was jetzt?«
    »Die Papiere! Ich hab die Autopapiere
vergessen.« Sie stieg aus und rannte zum Haus: »Bin gleich wieder da!«
    »Aber mein Zug!!«
    Das durfte nicht wahr sein. Er pfiff, trommelte,
schrie »hallo« aus dem heruntergekurbelten Fenster. Resignierte schließlich.
    Endlich kam Karlchen aus dem Haus gerannt, stieg
atemlos ein und schnallte sich an.
    »So, jetzt können wir. — Wo ist der Bahnhof?
Wissen Sie, wie es zum Bahnhof geht?«
    »Ja.
Aber was soll ich noch da? Der Zug ist weg.«
    »Ach!«
sagte sie betreten. »Und der nächste?«
    »Der
ist mit zweimal umsteigen.« Er zeigte mit dem Daumen hinter sich. »Bei dem
Gepäck!«
    »Alles
meine Schuld«, sah sie ein.
    »Ja.«
    Karlchen hatte eine Idee. Dazu brauchte sie die
Straßenkarte aus dem Handschuhfach. Sie breitete dieselbe aus, sich und Peter
damit zudeckend, und irrte mit dem Zeigefinger los.
    »Was suchen Sie eigentlich?« erkundigte er sich
nach einer Weile.
    »Nebel — was sonst?«
    »Aber doch nicht in Holstein.« Er nahm ihren
Zeigefinger und fuhr mit ihm in den Bayerischen Wald.
    »Wie weit ist das eigentlich von München?«
    »Na, so hundertfünfzig Kilometer.«
    »Da muß ich sowieso hin. Ob ich nun heute oder
erst in drei Wochen die Gegend abklappere, ist Jacke wie Hose. Fange ich eben
meine Verkaufstour im Bayerischen Wald an.« Und Karlchen schnallte sich wieder
ab. »Muß ich bloß noch mal rauf, meinen Koffer holen.«

2
     
    Karlchens Kombi hielt mitten auf dem Marktplatz
von Nebel.
    Peter stellte vor: »Rathaus — Gotteshaus —
Wirtshaus — Kriegerdenkmal — «
    »Nett«, sagte Karlchen. »Wissen Sie schon, wo
Sie wohnen werden?«
    »Ja. Im Haus muß man die Schuhe ausziehen.« Er
legte die Hand auf ihre Schulter. »Gehn wir erst mal ins Gasthaus. Ich hab
Durst.«
    Während sie den Platz überquerten, sahen sie
einen jungen Mann mit einer gewaltigen Rolle Maschendraht und anderem Sperrgut
aus dem Kaufhaus kommen.
    In der Wirtsstube hockten um diese frühe
Mittagsstunde nur wenige Einheimische.
    »Ob das alles Eltern sind?« überlegte Karlchen.
»Eltern? Wieso? Wessen Eltern?«
    »Na, die von Ihren Schülern.«
    Peter trank einen Schluck Bier. »Ich weiß ja
noch gar nicht, welche Klasse ich kriege. Uns Anfängern halst man gerne die
schwierigsten auf. Die, die kein anderer Lehrer haben will.«
    »Was sind eigentlich Ihre Fächer?«
    »Deutsch, Biologie und Turnen. Aber das will
nichts heißen. Ein Freund von mir hatte Deutsch und Mathe. Dann kam er als
erstes nach Warzenried. Und was mußte er geben? Englisch und Religion in den
obersten Klassen. Es ist alles drin.« Die Drahtrolle aus dem Kaufhaus mit dem
jungen blonden Mann betrat die Gaststube, steuerte auf ihren Nebentisch zu. Er
lehnte die Rolle an die Wand. Kaum drehte er ihr den Rücken, fiel sie um.
    Resi, die Kellnerin, knallte ein Schinkenbrot
vor Karlchen hin und begrüßte den jungen Mann: »Ja, der Herr Kreuzer! Wie
geht’s dem Bein?«
    »Danke.« Er stellte die Rolle wieder auf. »Es
ist wahrscheinlich eine Dehnung der Gelenkbänder. Daher der Bluterguß im Fuß.
So was geht meistens Hand in Hand.«
    Resi schien beeindruckt. »Ah geh — waren S’ beim
Doktor?«
    »Brauch
ich nicht. Ich habe ein Medizinbuch.« Karlchen, die interessiert zugehört
hatte, wandte sich jetzt an Peter: »Hier
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