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Drei Mal täglich

Drei Mal täglich

Titel: Drei Mal täglich
Autoren: Lori Wilde
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stockdunkel hier drin. Dazu heiß und stickig. Gerade als sie überlegte, dass der Sprung in den Spind vielleicht doch keine so gute Idee gewesen war, kam ihre Urgroßmutter zurück ans Telefon.
    “Also los,
Drahy
, erzähl uns alles darüber, wie bei dir der Blitz eingeschlagen hat.”
    “Warte”, hörte Lacy ihre Mutter im Hintergrund rufen. “Ich will erst den Lautsprecher einschalten.”
    “Immer diese neumodischen Sachen”, beschwerte sich die alte Frau.
    “Ich habe nicht viel Zeit”, wiederholte Lacy. “Ich muss zurück an die Arbeit.”
    “Hallo, Sweetheart, hier ist deine Mutter.”
    “Und deine Nony ist auch da”, mischte sich Lacys Großmutter ein.
    “Hallo, alle miteinander”, sagte Lacy. “Ich rufe an, weil ich euch mitteilen wollte, dass ich vom Blitz getroffen worden bin.”
    Die drei Frauen am anderen Ende der Leitung jubelten und redeten durcheinander. So schnell Lacy konnte, erzählte sie, was geschehen war.
    “Und wo liegt das Problem,
Drahy
?”, fragte ihre Urgroßmutter.
    “Ich weiß nicht, wie ich es anstellen soll, ihn näher kennenzulernen. Ihr wisst doch genau, wie schüchtern ich werde, wenn mir ein Mann begegnet, der mich interessieren könnte. Und diesmal ist es noch viel, viel schlimmer. Ich rede lauter dummes Zeug. Ich stolpere. Ich lasse Sachen fallen. Was kann ich tun, damit er mich mag?”
    “Du brauchst gar nichts zu tun”, bemerkte ihre Urgroßmutter.
    “Er wird zu dir kommen”, fügte Großmutter Nony hinzu.
    “Hör auf uns”, riet ihre Mutter. “Es wird alles gut.”
    “Wieso seid ihr da so sicher?”
    “Vertrau der Kraft des Blitzes!”, erwiderten alle drei einstimmig. “Der Blitz wird dich nie enttäuschen.”
    “Na schön. Vielen, vielen Dank. Ich hab euch alle lieb.”
    “Wir dich auch”, sagte Großmutter Nony.
    “Bring deinen Auserwählten bald mal hierher!”, rief ihre Urgroßmutter.
    “Genieße es, verliebt zu sein”, meinte ihre Mutter. “Du hast es verdient, Darling.”
    “Macht’s gut”, verabschiedete sich Lacy, unterbrach die Verbindung und lehnte sich im dunklen Spind an die Wand. Ihr Atem ging schnell, und ihr Herz klopfte wild.
    War es wirklich Liebe, was sie empfand? Vielleicht maß sie dem Gefühl viel zu viel Bedeutung bei? Es konnte doch auch einfach nur Sex sein. Sinnliche Begierde statt eines Blitzschlags der Liebe. Der Gedanke machte sie ganz unsicher.
    Sie hörte, wie draußen die Tür zum Umkleideraum geschlossen wurde, und nahm an, dass Jan gegangen war. Es war Zeit, in den OP-Saal zurückzukehren. Lacy drückte gegen die Tür des Spinds.
    Sie ließ sich nicht öffnen.
    Lacy tastete in der Dunkelheit nach dem Türschloss. Auf der Innenseite hatte die Tür offenbar keinen Griff. Großartig! dachte sie entnervt. Ich komme zu spät zur nächsten Operation. Jan wird mich scheuchen. Abgesehen davon, dass das hier ziemlich peinlich ist …
    “Hilfe!”, rief sie kläglich. “Ist da draußen jemand?”
    Nichts rührte sich.
    Sie stemmte sich gegen die Tür. Ohne Erfolg. Sie wusste, dass dieses Missgeschick sie zum Gespött der ganzen Station machen würde.
    Sie hörte, wie die Tür zum Umkleideraum geöffnet wurde. Schritte erklangen auf dem Fliesenboden.
    “Hallo?”
    “Hallo?”, antwortete eine tiefe Männerstimme. “Ich hab von draußen im Flur jemanden um Hilfe rufen hören. Spreche ich gerade mit einem lebendig gewordenen Spind?”
    Lacy räusperte sich. “Könnten Sie bitte die Tür für mich öffnen? Ich glaube, ich habe mich eingesperrt.”
    “Lacy? Sind Sie das?”
    “Ja.” In diesem Moment erkannte sie, wem die Stimme gehörte. Peinlicher konnte es kaum werden.
    Die Tür wurde aufgerissen, und sie blinzelte ins Licht. Sein Blick verriet, dass Bennett sich amüsierte, doch er verzog nicht den Mund.
    Sie winkte ihm, wie sie hoffte, kokett mit den Fingern zu. “Hallo.”
    “Sollte ich fragen, was Sie hier drin machen? Oder ist es besser, wenn ich es nicht weiß?”
    “Ich habe bloß telefoniert.” Lacy kam aus dem Spind. Sie reckte ihr Kinn und tat einfach so, als wäre es völlig normal, dass man sich in einen superengen Spind zwängte, um zu telefonieren.
    “Darf ich Ihnen einen Tipp geben, Supergirl?”, neckte er sie. “Das hier ist kein Telefonhäuschen.”
    Sie hielt ihm ihr Handy entgegen, um zu beweisen, dass sie tatsächlich telefoniert hatte. Gleichzeitig wäre sie am liebsten vor Scham im Erdboden versunken. “Danke, dass Sie mich befreit haben.”
    “Gern geschehen.”
    “So”,
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