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Drei Mal täglich

Drei Mal täglich

Titel: Drei Mal täglich
Autoren: Lori Wilde
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ähnlich empfand wie sie? War es der unbewusste Ausdruck seiner geheimen Empfindungen?
    Der Blitz hatte eingeschlagen. Nichts anderes konnte ihre Reaktion auf diesen Mann erklären. Halt! dachte Lacy erschrocken. Bloß nichts übereilen. Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit ist dieser Traummann verheiratet.
    Sie warf einen Blick auf seine linke Hand. Der Ringfinger war nackt. Aber das hatte nichts zu bedeuten. Die meisten Chirurgen trugen keine Ringe. Eine Chance gab es jedoch. Ärzte im Praktikum waren meistens unverheiratet. Trotzdem: ein unberingter Finger war keine Garantie.
    Lacy wollte nicht glauben, dass das Schicksal ihr einen so üblen Streich spielte. Sicher wäre Amor nicht so grausam, ihr ausgerechnet einen verheirateten Mann zu schicken. Denn was sie empfand, fühlte sich wirklich genau so an, als hätte der kleine geflügelte Liebesgott ihr einen seiner Pfeile mitten ins Herz geschossen.
    Sie erinnerte sich daran, wie es war, als Bennetts Hand auf ihrer Hüfte lag. Und an die kurze Berührung, als er ihr das rote Klebeschildchen von der Hose abzog. Es war ein erregendes Gefühl, das ein Kribbeln bis in die Fußspitzen sandte.
    Lacy war so erschüttert, dass sie kein Wort sagen konnte. Der Mann ihrer Träume, auf den sie so lange gewartet hatte, stand auf einmal direkt neben ihr. Seit sie denken konnte, sprachen die Frauen in ihrer Familie davon, dass sie eines Tages den richtigen Mann kennenlernen würde.
    “Aber woher soll ich wissen, dass es der Richtige ist?”, hatte Lacy als kleines Kind ihre Mutter gefragt.
    “Es ist, als wenn der Blitz einschlägt”, erklärte ihre Mutter. “Er trifft dich aus heiterem Himmel.”
    “Du kannst dich gar nicht irren”, hatte Großmutter Nony hinzugefügt.
    “Es hat danach überhaupt keinen Sinn mehr, sich nach anderen Männern umzuschauen”, ergänzte Urgroßmutter Kahonachek. “Wenn du nicht vom Blitz getroffen wirst, dann ist es eben nicht der Richtige. Und wenn es passiert, dann wird nichts zwischen dir und der wahren Liebe stehen.”
    Lacy war in einer Großfamilie aufgewachsen, in der nicht nur Geschichten vom Blitz, der Verliebte traf, sondern auch romantische Geschichten aus der Alten Welt erzählt wurden. Lacy musste zugeben, dass sie sich heimlich wünschte, das mit dem Blitz sei wahr und nicht nur der überbordenden Fantasie ihrer Großmutter entsprungen. Sie alle hatten Lacy beigebracht, dass die wahre Liebe ganz unvermutet in ihr Leben treten würde, und von einem so starken Gefühl begleitet sein würde, dass ein Irrtum ausgeschlossen war.
    Diese Magie hatte bei den drei Generationen vor ihr offensichtlich funktioniert. Wenn die Theorie des Blitzschlags für ihre Mutter, ihre Großmutter und ihre Urgroßmutter funktionierte – warum dann nicht für sie selbst? Alle diese Frauen führten lange, glückliche Ehen.
    Und hier, an diesem Ort, hatte nun sie der Blitz ereilt. Die Liebe ihres Lebens. Dr. Bennett Sheridan hatte es geschafft, sie mit einem einzigen Lächeln mitten ins Herz zu treffen.
    Sie akzeptierte diese Gefühle, ohne sie infrage zu stellen. Dr. Bennett Sheridan war der Mann, auf den sie ihr ganzes Leben lang gewartet hatte. Sie wusste es so genau wie ihren eigenen Namen.
    Trotzdem fürchtete sie sich etwas.
    Nicht nur etwas, sondern ganz gehörig.
    Sein plötzliches Auftauchen in ihrer geordneten Welt brachte alles durcheinander. Sosehr sie sich nach einem Mann gesehnt hatte, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen wollte, sosehr befürchtete sie nun, dass sie die einzige Chance, die sich ihr bot, verpatzen würde.
    Lacy war atemlos wie ein Schwimmer, der in Panik geriet, weil er glaubte, das rettende Ufer nicht mehr zu erreichen. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte. Schließlich konnte sie nicht einfach zu ihm sagen: “Hallo, ich bin die Frau Ihres Lebens. Wir werden heiraten und Kinder kriegen.”
    “Wie heißen Sie?”, fragte Bennett mit dunkler, samtweicher Stimme. Lacy spürte wieder einen jener lustvollen Schauer.
    “Wie … wie ich heiße?”, stammelte sie.
    “Ich will nicht jedes Mal ’He, Sie!’ rufen müssen, wenn ich eine Pinzette brauche”, sagte er lächelnd und zwinkerte ihr zu.
    Er schaute sie so durchdringend an, dass Lacy sich fragte, ob er vielleicht Röntgenaugen hatte, mit denen er durch ihre grüne OP-Kleidung hindurchschauen konnte, um ihre schwarze Spitzenunterwäsche zu entdecken.
    Lacy hatte eine Schwäche für teure Unterwäsche. Schöne Dessous anzuhaben gab ihr das Gefühl, weiblich
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