Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drei Haselnuesse für Aschenbroedel

Drei Haselnuesse für Aschenbroedel

Titel: Drei Haselnuesse für Aschenbroedel
Autoren: Maike Stein
Vom Netzwerk:
hinunter und rannte über den Hof. Alle waren so mit den Vorbereitungen für die Ankunft des Königsgefolges beschäftigt, dass niemand sie bemerkte.
    Im Stall stieg ihr der Geruch von Heu und Stroh und Pferden in die Nase. Sie blieb stehen und sog ihn tief ein. Wenn sie jetzt die Zeit zurückdrehen könnte, würde ihr Vater bei Nikolaus sein und auf sie warten. Er würde sie necken, weil sie so lange gebraucht hatte, um sich für den Ausritt anzuziehen. Aber er hätte Nikolaus bereits gesattelt und so wären sie auf und davon im Galopp.
    Doch es war Winzek, der neben Nikolaus stand und den Schimmel striegelte. Obwohl er ihr den Rücken zukehrte, sagte der Knecht: „Na, Aschenbrödel, ist der König immer noch nicht da?“
    â€žWie hast du gemerkt, dass ich es bin?“ Sie schlüpfte zu Winzek und Nikolaus in den Stand.
    â€žNicht ich. Das war der Nikolaus, der wittert dich auf eine Meile. Und warum siehst du dir nicht wie die anderen den Festzug an?“
    â€žSie lassen mich nicht.“ Aschenbrödel schmiegte sich an Nikolaus. „Ich bin sowieso lieber bei euch.“
    Nikolaus schnaubte, als wollte er ihr zustimmen.
    â€žJa, dich kümmern weder Könige noch Prinzen noch Stiefmütter, was?“ Sie streckte sich und kraulte den Schimmel zwischen den Ohren.
    Winzek legte den Striegel beiseite und blickte sie an. „Nicht mal auf den Prinzen bist du neugierig?“ Sein Gesicht war unrasiert und seine Kleidung schmutzig, aber er war Aschenbrödel der beste Freund auf dem Gutshof. Neben Nikolaus und Kasperle und den Tauben.
    Sie zuckte mit den Schultern. „Als er letztes Jahr hier vorbeigeritten ist, hab ich ihn ja schon gesehen.“ Es war gut, dass sie Nikolaus neben sich hatte, da konnte sie ihm die Flanke streicheln und musste Winzek nicht anblicken.
    Der ließ nicht locker. „Na, und? Hat er dir nicht gefallen?“
    Was kümmerte sie der Prinz! Aschenbrödel vergrub ihr Gesicht an Nikolaus’ Hals. „Nikolaus gefällt mir von allen am besten. Nicht wahr, Nikolaus?“ Tief sog sie den Geruch von Pferdehaar und Stall ein.
    â€žSie kommen!“, rief eine helle Jungenstimme von draußen.
    â€žDa sind sie schon!“ Winzeks Gesicht glühte vor Aufregung. Er schien alles zu vergessen: dass er sich eigentlich gerade mit ihr unterhielt, dass Nikolaus wichtiger war als der König, dass sie den Festzug nicht einmal ansehen durfte – ja, er stürmte einfach hinaus auf den Hof.
    Nur Nikolaus blieb unbeeindruckt. Aschenbrödel presste das Gesicht gegen seinen Hals. Ihr treuer Schimmel hatte sich eine Belohnung verdient. Aschenbrödel eilte zur Stalltür und spähte hinaus.
    Alle vom Stallburschen bis zur Köchin hatten sich im Hof versammelt, um den König und sein Gefolge zu sehen. Dora und ihre Mutter waren auf den Balkon getreten und zupften an ihren feinen Kleidern. Eine Zofe legte den Schleier an Doras Hut zurecht, während Mutter und Tochter aufgeregt schnatterten.
    Leise zog Aschenbrödel die Tür wieder zu. Niemand würde sie in den nächsten Stunden vermissen. Und sowieso hatte die Stiefmutter ihr verboten, sich beim Festzug blicken zu lassen. Nichts leichter als das!
    Nikolaus’ Stand hatte eine Tür, die gleich hinaus aufs freie Feld führte. Ihr Vater hatte sie selbst eingebaut, als Überraschung zu ihrem Geburtstag. „Damit du nicht erst durch den ganzen Stall und über den Hof mit ihm gehen musst“, hatte er gesagt und ihr zugezwinkert. „Mein ungestümes Mädchen.“
    Aschenbrödel nahm Nikolaus am Halfter und führte ihn hinaus. Schnell entfernten sie sich vom Gutshof, rannten über das weite Feld. Der Schnee knirschte unter Aschenbrödels Stiefeln und vor ihr lag nichts als der Horizont. Ihr war, als hörte sie die glockenhelle Stimme ihrer Mutter singen, wie immer, wenn sie Tochter und Vater auf einem ihrer Ausflüge begleitet hatte. Es war eine Melodie ohne Worte, traurig und tröstlich zugleich. Aschenbrödel breitete die Arme aus und rannte und rannte. Nikolaus hielt mühelos neben ihr Schritt.
    Mit lautem Gebell stürzte ein schwarz-weißes Fellbündel an ihr vorbei. Aschenbrödel lachte und blieb stehen. „Wo treibst du dich denn herum, Kasperle? Du Ausreißer.“ Sie hockte sich neben den Hund. So gern sie auch wollte, ihn konnte sie nicht mitnehmen. Er sprang immer auf dem Hof herum und irgendwem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher