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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen
Autoren: Lindsey Davis
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Castellum blockiert.«
     
    Der Mann griff in den Eimer, den er mitgebracht hatte, wie ein Fischer, der einen Krebs herauszieht. Er hielt einen geschwärzten Gegenstand an einem klauenartigen Anhängsel hoch, damit wir ihn kurz betrachten konnten – irgendwas Altes, schwer zu Identifizierendes, und doch beunruhigend vertraut. Er warf es zurück in den Eimer, wo es mit einem erstaunlich schweren Platschen aufprallte.
     
    Beinahe hätten wir keine Notiz davon genommen. Wir hätten uns eine Menge Ärger erspart. Doch dann sah mich Petro von der Seite her an.
     
    »Moment mal!«, rief ich.
     
    Der Arbeiter wollte uns beruhigen. »Nur keine Panik, Legat. So was passiert dauernd.«
     
    Petronius und ich traten näher und schauten in den schmierigen Holzeimer. Ein Ekel erregender Geruch stieg davon auf. Der Grund für die Verstopfung im Wasserturm ruhte jetzt auf einem Bett aus Dreck und Schlamm.
     
    Es war eine menschliche Hand.
     

II
    Keiner meiner Verwandten hatte die Höflichkeit besessen zu verschwinden. Es waren sogar noch mehr gekommen. Zum Glück war wenigstens mein Vater nicht dabei.
     
    Meine Schwestern Allia und Galla verabschiedeten sich hochnäsig, als ich zur Tür hereinkam, aber ihre Ehemänner Verontius und der verdammte Lollius blieben einfach hocken. Junia saß zusammen mit Gaius Baebius und ihrem tauben Sohn eingequetscht in einer Ecke. Wie üblich machten sie auf klassische Familie, damit sie mit niemandem sprechen mussten. Mico, Victorinas Witwer, grinste blöd und wartete vergeblich darauf, dass ihm jemand sagte, wie gut sich seine entsetzlichen Kinder entwickelt hätten. Famia, der Säufer, war besoffen. Seine Frau Maia war irgendwo in einem der hinteren Zimmer und half Helena beim Aufräumen. Die Gören langweilten sich und traten zu ihrem Vergnügen mit den dreckigen Stiefeln gegen meine frisch gekalkten Wände. Alle Anwesenden reagierten erfreut, als sie bemerkten, dass ich mich nur mit Mühe zusammenriss.
     
    »Hallo, Mama. Wie ich sehe, hast du deinen Laufburschen mitgebracht.« Wenn ich das vorher gewusst hätte, dann hätte ich ein paar Schläger engagiert, nur um den Mann rauszuschmeißen. Ein paar Gladiatoren, die sich was dazuverdienen wollten, mit der Anweisung, ihm den Einlass zu verwehren und ihm als Zugabe noch beide Arme zu brechen.
     
    Meine Mutter warf mir einen finsteren Blick zu. Sie war ein kleines schwarzäugiges Energiebündel, das wie eine Barbarentruppe über die Märkte stürmen konnte. Auf ihrem Schoß saß meine Tochter, die sofort zu brüllen begann, als sie mich sah. Julias Kummer beim Anblick ihres Vaters war nicht der Grund für Mamas finstere Blicke; ich hatte ihren Liebling beleidigt.
     
    Und dieser Liebling war niemand anderes als ihr Untermieter Anacrites. Er sah aalglatt aus, war aber ein durch und durch mieses Schwein. Er arbeitete für den Kaiser, war dessen Oberspion. Außerdem war er bleich, schweigsam und nur noch ein Schatten seiner selbst nach einer schweren Kopfverletzung, die ihn leider nicht ins Jenseits befördert hatte. Meine Mutter hatte ihm das Leben gerettet. Deshalb fühlte sie sich jetzt bemüßigt, ihn wie eine Art Halbgott zu behandeln, der es wert gewesen war, gerettet zu werden. Er ließ das alles wohlgefällig über sich ergehen. Ich biss die Zähne zusammen.
     
    »Du könntest Anacrites ruhig etwas freundlicher begrüßen, Marcus.« Ihn begrüßen? Er war nicht mein Freund. Er hatte mich vor einiger Zeit umbringen lassen wollen, aber das war natürlich nicht der Grund, warum ich ihn verabscheute. Innerhalb meines Freundeskreises gab es einfach keinen Platz für einen verschlagenen, gefährlichen Drahtzieher mit der Moral eines räudigen Hundes.
     
    Ich nahm das brüllende Baby auf den Arm. Sofort hörte die Kleine auf zu schreien. Niemand war beeindruckt. Sie gurgelte auf eine Weise an meinem Ohr, die bedeutete, dass sie mir gleich auf die Tunika kotzen würde, wie ich aus Erfahrung wusste. Ich legte sie in die hübsche Wiege, die Petronius ihr gezimmert hatte, und hoffte, so tun zu können, als würde mich ihr Gespucke überraschen. Mama setzte gleich die Wiege in Bewegung, und die Krise schien vorüberzugehen.
     
    »Hallo, Falco!«
     
    »Anacrites! Sie sehen ja furchtbar aus«, sagte ich fröhlich. »Zurück aus der Unterwelt, weil Sie Charons Nachen eingesaut haben?« Ich war entschlossen, ihm sofort einen Dämpfer zu verpassen, bevor er sich an mich ranmachen konnte. »Wie steht’s um die Spionage? Die Spatzen auf dem
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