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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen
Autoren: Lindsey Davis
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stieß einen leisen Pfiff aus. »Wo wohnst du denn jetzt?« Nicht bei Milvia. Milvia war mit Florius verheiratet. Florius war ein solches Weichei, dass selbst seine Frau keine Lust haben würde, ihn zum Hahnrei zu machen, aber er hielt an Milvia fest, weil ihre Mitgift – zusammengetragen aus den Gewinnen des organisierten Verbrechens – gewaltig war.
     
    »Ich schlafe im Wachlokal.«
     
    »Bin ich denn schon so betrunken? Ich dachte, das ganze Gespräch hätte damit angefangen, dass du vom Dienst suspendiert bist?«
     
    »Das«, gab Petro zu, »macht die Sache reichlich kompliziert, wenn ich mich für ein paar Stunden aufs Ohr hauen will.«
     
    »Martinus hätte seine wahre Freude gehabt.« Martinus war Petros Stellvertreter gewesen. Einer, der sich eng an die Vorschriften hielt – vor allem, wenn sich damit jemand anderem eins auswischen ließ. »Er ist zur Sechsten befördert worden, oder?«
     
    Petro grinste schwach. »Das hab ich selbst eingefädelt.«
     
    »Die arme Sechste! Und wer leitet jetzt die Vierte? Fusculus?«
     
    »Fusculus ist ein Schatz.«
     
    »Er übersieht es, wenn du dich in einer Ecke zusammenrollst?«
     
    »Nein. Er befiehlt mir zu verschwinden. Fusculus denkt, seitdem er Martinus’ Posten übernommen hat, müsse er sich genau wie der aufführen.«
     
    »Jupiter! Also bist du auf der Suche nach einem Schlafplatz?«
     
    »Ich wollte mich bei deiner Mutter einquartieren.« Petronius und Mama waren stets gut miteinander ausgekommen. Sie steckten gern die Köpfe zusammen und zogen über mich her.
     
    »Mama würde dich bestimmt aufnehmen.«
     
    »Ich kann sie nicht darum bitten. Sie hat immer noch Anacrites unter ihren Fittichen.«
     
    »Sprich mir bloß nicht von dem Armleuchter!« Der Untermieter meiner Mutter war mir ein Gräuel. »Meine alte Wohnung steht leer«, schlug ich vor.
     
    »Ich hatte gehofft, dass du das sagen würdest.«
     
    »Sie gehört dir. Vorausgesetzt«, fügte ich listig hinzu, »du verrätst mir, wie du es fertig gebracht hast, zusätzlich zu dem Streit mit deiner Frau auch noch von der Vierten suspendiert zu werden. Wann hat Rubella je einen Anlass gehabt, dir Untreue vorzuwerfen?« Rubella war der Tribun der Vierten Kohorte und Petros direkter Vorgesetzter. Rubella konnte einem zwar schwer auf den Geist gehen, war aber ansonsten gerecht.
     
    »Silvia hatte nichts Besseres zu tun, als Rubella zu petzen, dass ich was mit der Verwandten eines Gangsters laufen habe.«
     
    Tja, daran war er selbst schuld, aber es war schon hart. Petronius Longus hätte sich keine andere Geliebte zulegen können, die ihn gründlicher kompromittieren würde. Sobald Rubella von der Affäre erfuhr, blieb ihm nichts anderes übrig, als Petro vom Dienst zu suspendieren. Petro hatte Glück, wenn er überhaupt seine Stelle behielt. Das musste Arria Silvia gewusst haben. Sie musste sehr wütend gewesen sein, um ihren Lebensunterhalt aufs Spiel zu setzen. Es sah so aus, als würde mein alter Freund auch seine Frau verlieren.
     
     
    Wir waren zu deprimiert, um noch weiter zu trinken. In der Amphore war sowieso nur noch der Bodensatz übrig. Aber wir waren auch nicht bereit, in dieser trüben Stimmung nach Hause zurückzukehren. Der Arbeiter von der Wasserbehörde hatte uns nicht direkt gebeten, aus dem Weg zu gehen, also blieben wir, wo wir waren, und er musste sich an uns vorbeibeugen, um das Auslaufrohr in der Muschel mit einem unappetitlich aussehenden Schwamm an einem Stock zu reinigen. Als das nicht funktionierte, kramte er ein Drahtstück aus seinem Werkzeugbeutel. Er stocherte und kratzte. Der Brunnen gab ein unanständiges Geräusch von sich. Ein Dreckklumpen platschte heraus. Langsam begann Wasser zu tröpfeln und floss nach weiterem Stochern allmählich stärker.
     
    Petronius und ich richteten uns widerstrebend auf. Der Wasserdruck in Rom ist gering, aber irgendwann würde sich das Becken füllen und dann überfließen, um die Nachbarschaft nicht nur mit dem häuslichen Wasserbedarf zu versorgen, sondern auch in einem endlosen Rinnsal durch den Rinnstein zu laufen und den Straßendreck wegzuschwemmen. Die Schneidergasse hatte das bitter nötig, aber trotz unserer Trunkenheit wollten wir nur ungern in diesem nassen Matsch sitzen.
     
    Petronius spendete dem Arbeiter sarkastischen Applaus. »Das war alles?«
     
    »Hat sich verstopft, während er abgestellt war, Legat.«
     
    »Warum war er abgestellt?«
     
    »Kam nichts mehr durch das Leitungsrohr. War am Zufluss im
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