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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen
Autoren: Lindsey Davis
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regelmäßig miteinander. Wir hatten sogar gemeinsame Ferien überlebt, obwohl das hart an der Grenze gewesen war.
     
    »Wo ist Silvia?«, sinnierte Petro, als würde die Frage auch ihn interessieren.
     
    »Nun rück schon damit raus.«
     
    »Ach, es ist lächerlich.«
     
    »Du weißt nicht, wo sie ist?«
     
    »Zu Hause, nehme ich an.«
     
    »Sie will nichts mehr von uns wissen?«
     
    Das wäre zu schön, um wahr zu sein. Silvia hatte mich nie gemocht. Sie war stets der Meinung, ich hätte einen schlechten Einfluss auf Petronius. Was für ein Hohn. Er hatte es schon immer sehr gut allein geschafft, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Trotzdem waren wir irgendwie miteinander ausgekommen, obwohl Helena und ich Silvia nie allzu lange ertragen konnten.
     
    »Sie will nichts mehr von mir wissen«, erklärte er.
     
    Ein Arbeiter kam angeschlurft. Typisch. Er trug eine einarmige Tunika, die über seinen Gürtel hing, und hatte einen alten Eimer in der Hand. Offenbar wollte er den Brunnen säubern, was nach viel Arbeit aussah. Natürlich war er erst am Ende des Arbeitstags aufgetaucht. Er würde die Arbeit unvollendet lassen und nie wieder kommen.
     
    »Lucius, mein Junge«, sagte ich streng, da es so aussah, als müssten wir unser lauschiges Plätzchen bald verlassen, falls es dem Burschen gelingen sollte, den Brunnen wieder zum Laufen zu bringen, »ich kann mir diverse Gründe vorstellen – die meisten davon weiblicher Natur –, warum Silvia von dir die Nase voll hat. Wer ist es?«
     
    »Milvia.«
     
    Ich hatte das als Witz gemeint. Außerdem hatte ich gedacht, dass er das Techtelmechtel mit Balbina Milvia schon vor Monaten aufgegeben hätte. Wenn er seine Sinne beisammen gehabt hätte, dann hätte er gar nicht erst damit angefangen – aber wann hat das einen Mann schon jemals davon abgehalten, einem Mädchen hinterherzujagen?
     
    »Milvia ist Gift für dich, Petro.«
     
    »Das findet Silvia auch.«
     
    Balbina Milvia war etwa zwanzig Jahre alt. Sie war erstaunlich hübsch, frisch wie eine mit Tautropfen benetzte Rosenknospe, ein dunkles, süßes Püppchen, das Petro und ich im Rahmen unserer Arbeit kennen gelernt hatten. Sie war von einer Naivität, die allmählich nachließ, und mit einem Mann verheiratet, der sie vernachlässigte. Außerdem war sie die Tochter eines üblen Gangsters – eines Schwerverbrechers, den Petronius und ich überführt und schließlich aus dem Weg geräumt hatten. Ihr Ehemann Florius hatte halbherzige Pläne, in die schmutzigen Familiengeschäfte einzusteigen. Dabei wurde er von ihrer Mutter Flaccida unterstützt, einer hartherzigen, abgebrühten Schlampe, die es als Freizeitvergnügen ansah, den Tod von ihr unliebsamen Männern zu arrangieren. Früher oder später würde das auch auf ihren Schwiegersohn Florius zutreffen.
     
    Unter diesen Umständen konnte Milvia als jemand betrachtet werden, der Trost brauchte. Als Offizier der Vigiles ging Petronius ein Risiko ein, wenn er ihr diesen Trost spendete. Und als Ehemann von Arria Silvia, die verdammt viel Haare auf den Zähnen hatte, war er völlig verrückt, überhaupt an so etwas zu denken. Er hätte es dem zarten Pflänzchen Milvia überlassen sollen, allein mit ihrem Leben fertig zu werden.
     
    Bis heute hatte ich so getan, als wüsste ich nichts davon. Er hätte sowieso nicht auf mich gehört. Er hatte ja schon nicht auf mich gehört, als wir noch bei der Armee waren und er Augen auf die üppigen keltischen Schönheiten warf, die kraftstrotzende, rothaarige britische Väter hatten, und er hatte nie auf mich gehört, seit wir nach Rom zurückgekehrt waren.
     
    »Bist du in Milvia verliebt?«
     
    Er schien erstaunt über die Frage zu sein. Ich wusste, dass ich mich mit meiner Vermutung, er würde die Sache mit Milvia nicht ernst nehmen, auf sicherem Territorium befand. Ernst nahm Petronius Longus seine Ehe mit einer Frau, die ihm eine ansehnliche Mitgift eingebracht hatte (welche er zurückzahlen müsste, falls sie sich von ihm scheiden ließ), und seine Vaterrolle gegenüber Petronilla, Silvana und Tadia, die ihn anbeteten und die er abgöttisch liebte. Das wussten wir alle, aber es würde nicht leicht sein, Silvia davon zu überzeugen, sollte sie von der süßen kleinen Milvia gehört haben. Und Silvia hatte schon immer gut für sich selbst eintreten können.
     
    »Also, wie sieht’s aus?«
     
    »Silvia hat mich rausgeschmissen.«
     
    »Das ist doch nichts Neues.«
     
    »Das war vor gut zwei Monaten.«
     
    Ich
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