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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen
Autoren: Lindsey Davis
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Schatten, waren uns aber der wabernden Augusthitze nur allzu bewusst. Selbst hier klebten uns die Tuniken am Rücken.
     
    »Ich hab übrigens deinen Brief doch noch bekommen.« Petronius näherte sich schwierigen Themen gerne auf verschlungenen, malerischen Pfaden.
     
    »Welchen Brief?«
     
    »In dem du mir schreibst, dass du Vater geworden bist.«
     
    »Was?«
     
    »War drei Monate unterwegs – nicht schlecht.«
     
    Als Helena und ich vor kurzem mit dem Baby aus Tarraconensis zurückgesegelt waren, hatte die Reise nur acht Tage auf See und zwei weitere über Land von Ostia gedauert. »Das ist doch nicht möglich.«
     
    »Du hast ihn an mich im Wachlokal adressiert«, beschwerte sich Petronius. »Die Schreiber haben ihn eine Woche lang untereinander rumgereicht, und als sie beschlossen, ihn mir auszuhändigen, war ich natürlich nicht da.« Er trug mächtig dick auf – ein deutliches Zeichen für seine Anspannung.
     
    »Ich dachte, es wäre sicherer, den Brief an die Vigiles zu schicken. Woher hätte ich wissen sollen, dass man dich vom Dienst suspendiert hat?«, erwiderte ich. Aber er war nicht in der Stimmung für logische Argumente.
     
    Niemand war auf der Straße. Den größten Teil des Nachmittags hatten wir uns hier völlig allein herumgedrückt. Ich hoffte, dass meine Schwestern und ihre Kinder, die Helena und ich zum Mittagessen eingeladen hatten, um ihnen allen gemeinsam unsere neugeborene Tochter vorzuführen, inzwischen gegangen waren. Als Petro und ich uns rausgeschlichen hatten, war davon noch nichts zu merken gewesen. Helena hatte bereits müde ausgesehen. Ich hätte bleiben sollen.
     
    Ihre eigene Familie hatte den Takt besessen, nicht zu erscheinen, hatte uns aber für einen anderen Tag in dieser Woche zum Abendessen eingeladen. Einer ihrer Brüder – der, mit dem ich einigermaßen auskam – hatte die Nachricht gebracht, mit der ihre edlen Eltern höflich unser Angebot ablehnten, einen kalten Imbiss mit meinen vielzähligen Verwandten in unserer winzigen, erst halbwegs möblierten Wohnung zu teilen. Einige von der Bande hatten bereits versucht den illustren Camilli gefälschte Kunstwerke zu verkaufen, die diese sich weder leisten konnten noch haben wollten. Der größte Teil meiner Familie war widerwärtig, und allen mangelte es an Taktgefühl. Man hätte lange suchen müssen, um eine größere Horde lautmäuliger, rechthaberischer, zänkischer Idioten zu finden. Da alle meine Schwestern unter ihrem Stand geheiratet hatten, blieb mir keine Chance, Helenas gesellschaftlich höher stehende Familie zu beeindrucken. Außerdem wollten die Camilli gar nicht beeindruckt werden.
     
    »Du hättest eher schreiben können«, sagte Petronius verdrießlich.
     
    »Keine Zeit. Als ich den Brief schrieb, war ich gerade wie ein Verrückter hunderte von Meilen durch Spanien galoppiert, nur um bei meiner Ankunft zu erfahren, dass Helena große Schwierigkeiten mit der Geburt hatte. Ich dachte, ich würde sie verlieren und das Baby auch. Die Hebamme war irgendwo auf halbem Weg nach Gallien, Helena war völlig erschöpft, und die Mädchen, die mit ihr gereist waren, hatten total die Nerven verloren. Ich hab das Kind selbst auf die Welt geholt – und es wird lange dauern, bis ich darüber hinweg bin!«
     
    Petronius erschauderte. Obwohl auch er ein hingebungsvoller Vater dreier Töchter, war er von Natur aus konservativ und empfindsam. Bei der Geburt ihrer Töchter hatte Arria Silvia ihn weggeschickt, bis das Geschrei vorbei war. Das war seine Vorstellung von Familienleben. Von ihm würde ich keine Anerkennung für meine Heldentat bekommen.
     
    »Und ihr habt sie Julia Junilla genannt. Nach beiden Großmüttern? Falco, du hast es wirklich raus, dir kostenlose Kindermädchen zu sichern.«
     
    »Julia Junilla Laeitana «, verbesserte ich.
     
    »Du hast deine Tochter nach einem Wein benannt?« Nun schlich sich doch ein bisschen Bewunderung in seine Stimme.
     
    »Das ist der Bezirk, in dem sie geboren wurde«, erklärte ich stolz.
     
    »Du bist doch ein ganz durchtriebenes Bürschchen.« Jetzt war er neidisch. Wir wussten beide, dass Arria Silvia ihm das nie hätte durchgehen lassen.
     
    »Und wo ist Silvia?«, forderte ich ihn heraus.
     
    Petronius atmete langsam und flach und blickte zum Himmel hinauf. Während er nach den Schwalben Ausschau hielt, fragte ich mich, was eigentlich los war. Die Abwesenheit seiner Frau und seiner Kinder von unserem Fest war bestürzend. Unsere Familien speisten
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