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Drachenzauber

Drachenzauber

Titel: Drachenzauber
Autoren: authors_sort
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können wir das verdammte Ding wegziehen«, murmelte Beckram. Ich hatte mich nicht getäuscht, er hatte wirklich ein sehr schlechtes Gewissen.
    »Stift?«, fragte ich. Ich trat zurück, um mir das Tor noch einmal besser anzusehen, und achtete sorgfältig darauf, dabei kaum einen Blick auf das einzige und schwere Scharnier zu werfen.
    »Den Bolzen, der das Scharnier zusammen hält«, seufzte Erdrick.
    »Ah.« Ich starrte das Scharnier lange genug an, bis Erdrick schließlich sein Messer zog und den dicken alten Bolzen herausarbeitete. Dabei ruinierte er seine Klinge.
    Nachdem der Stift weg war, ließ sich das Eisengit-ter leicht aus dem Gelenk befreien, und ich hob es von der Öffnung weg.
    »Verdammt«, murmelte Beckram leise, als ich es nahe der Öffnung wieder absetzte.
    Das Gitter war tatsächlich schwer. Wenn ich nicht darauf aus gewesen wäre, meine Vettern zu beeindrucken, hätte ich um Hilfe gebeten. Aber so würde sich Beckram vielleicht an meine Kraft erinnern, wenn er das nächste Mal daran dachte, den Racker zu erschrecken.
    So nahe am Fluss war der Tunnel pilzförmig, mit einem Weg auf beiden Seiten eines tiefen, schmalen Grabens, in dem das Abwasser träge lief. Die Wege waren allerdings für Zwerge gedacht, nicht für jemanden, der die meisten Männer überragte. Seufzend ließ sich mich auf alle viere nieder und begann, durch den übel riechenden Schlamm zu kriechen.
    »Racker!«, rief ich, aber alle Geräusche wurden von dem moosartigen Bewuchs gedämpft, der die Wände überzog.
    Der Gang bog sich, und hinter der Biegung verschwand der letzte Rest Tageslicht. Vor mir leuchteten auf beiden Seiten der Wand Zwergensteine auf, als ich näher kam, und entsandten ihr hellblaues Licht in den Gang. Die meisten Burgen hatten keine Abflusssysteme mehr, nicht einmal der neue Palast des Hochkönigs in Estian. Steinarbeiten in diesem Maßstab waren die Domäne der Zwerge gewesen, und die Zwerge waren verschwunden und hatten ihre Geheimnisse mitgenommen.
    Der Gang verengte sich zu einer großen Röhre, und ich wusste, dass die Außenmauern der Burg sich nun über und direkt vor mir befanden. Nicht, dass ich das Abflusssystem zuvor schon erforscht hätte, aber es gab Kopien der alten Pläne in der Bibliothek, in einer Ecke vergraben, wo niemand sie beachtete. Wie auch immer, der Tunnel verengte sich um zwei Drittel, sodass ein eindringendes Heer ihn nicht benutzen konnte, um die Mauern zu untergraben. Nicht einmal ein Kind hätte in dieser Enge einen Pickel oder eine Schaufel schwingen können.
    Schweiß trat mir auf die Stirn von der Anstrengung, Ciarra weiterhin mithilfe meiner Magie zu folgen. Ich gebrauchte Magie nur selten, denn es erinnerte mich immer daran, wie es gewesen war, als ich noch mehr hatte tun können; aber um Ciarras willen, die allein und inzwischen wahrscheinlich verängstigt war, war ich froh über das wenige, das mir noch geblieben war.
    Ich kroch in den schmaleren Abschnitt und versuchte, dabei nicht daran zu denken, was sich in der Brühe befand, in die ich gerade meine Hand gesetzt hatte. An Angenehmerem war zu vermelden, dass meine Nase begonnen hatte, sich zu verteidigen, denn der Gestank kam mir nun weniger überwältigend vor.
    Auch in dem engeren Gang gab es Zwergensteine.
    Sie leuchteten nicht hell genug, dass ich sehen konnte, wodurch ich da kroch, aber das war vielleicht auch besser so. Ciarra entfernte sich jetzt weiter von mir; sie war erheblich kleiner als ich und würde von der Enge des Ganges nicht so behindert werden.
    Als Ältester hatte ich immer auf meinen Bruder und meine Schwester aufgepasst. Tosten hatte Hurog vor zwei Jahren verlassen und war in Sicherheit.
    Aber da Ciarra sowohl abenteuerlustig als auch stumm war, hatte ich viel zu tun gehabt, um für ihre Sicherheit zu sorgen. Eigentlich hätte sie heute Mutter helfen sollen. Aber ich kannte Mutter, und ich kannte auch meine Schwester. Da mein Onkel und meine Vettern zu Besuch waren, hätte ich lieber zu Hause bleiben sollen, aber die Berge hatten mich gerufen.
    Wir würden nun auf jeden Fall zu spät zum Abendessen kommen, es sei denn, Vaters Jagdgesellschaft brauchte länger als sonst. Aber wenn wir beide etwas falsch machten, konzentrierte sich Vater für gewöhnlich auf mich und nicht auf meine Schwester.
    Der Gang wurde noch enger und verzweigte sich dann, was mich die drei Fingerbreit Wachstum dieses Sommers bedauern ließ, als ich mich in die sauberere und engere Abzweigung zwängte. Ich konnte die
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