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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege
Autoren: Anne McCaffrey
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aufsteigenden Feuchtigkeit und dem Rauch der Campfeuer. Nachdem er wieder zu Atem gekommen war, begab er sich auf die Suche nach Natalon. Er steuerte auf die größte Gruppe von Leuten zu, die er entdeckte, in der Annahme, dort könnte sich der Leiter des Camps aufhalten. Er hatte Recht.
    Natalon war ein groß gewachsener, stattlicher Mann.
    Zenors Vater, Talmaric, hatte ihn einmal einen »jungen Schnösel« genannt, aber nur mit verhaltener Stimme.
    Zenor, der dies hörte, hatte versucht, sich Natalon als jung vorzustellen, doch vergeblich. Obwohl Talmaric fünf Planetenumdrehungen älter war als Natalon, kam der Leiter des Camps Zenor, der erst zehn Lenze zählte, uralt vor.
    Zenor überlegte, ob er Natalon rufen sollte, doch er wusste nicht recht, wie er ihn anzusprechen hatte. Noch herrschte eine beträchtliche Unklarheit über dessen Titel. Wenn das Camp sich bewährte und den Status einer regulären Zeche erhielt, wäre er »Lord Natalon«; doch bis jetzt war in dieser Hinsicht noch nichts geschehen, und infolgedessen hatte er noch keinen Anspruch auf einen Titel. Also entschloss sich Zenor, sich durch die Menschentraube zu schlängeln und einfach nach Natalons Arm zu greifen.
    Steiger Natalon war alles andere als erfreut, als jemand mitten in einer Diskussion an seinem Rockärmel zerrte. Er senkte den Blick und schaute in das ver-schwitzte Gesicht von Talmarics Sohn, dessen Name ihm auf Anhieb nicht einfiel. Noch vor sechs Monaten wäre ihm dies nicht passiert, aber da hatte das Camp nur aus ihm und ein paar weiteren Kumpeln bestanden, die nach neuen Kohleflözen suchten. Nachdem sie fündig geworden waren, folgten ihnen arbeitswillige Männer mit ihren Familien, und es entstand eine kleine Siedlung. Doch genau darauf hatte Natalon ja gehofft -
    eine Niederlassung zu gründen und die Kohleabbau—
    stätte zu einer ordentlich eingetragenen Zeche erklären zu lassen.
    Abermals zupfte Talmarics Sohn an seinem Ärmel.
    »Was gibt's?«, erkundigte sich Natalon.
    »Die Handelskarawane trifft bald ein, Sir«, erwiderte Zenor und hoffte, er habe die korrekte Anrede gewählt.
    »Wie bald, Junge? Weißt du nicht, wie man richtig
    Meldung erstattet?«, ließ sich eine quengelnde Stimme vernehmen. Zenor drehte sich um und erkannte Tarik, Natalons Onkel. Mit Tariks Sohn, Cristov, war Zenor einige Male aneinander geraten, und von der letzten Rauferei hatte er immer noch blaue Flecken.
    Man munkelte, Tarik sei wütend, weil der Bergwerksmeister der Burg Crom nicht ihn damit beauftragt hatte, nach neuen Flözen zu suchen. Und ein paar Buben aus dem Camp flüsterten sich hinter vorgehaltener Hand zu, Tarik unternähme alles in seiner Macht Stehende, um nachzuweisen, dass Natalon als Leiter des Camps ungeeignet sei, und dass dieser Posten von Rechts wegen ihm, Tarik, gebührte. Die letzte Prügelei zwischen Zenor und Cristov hatte damit begonnen, dass Zenor eine ungebührliche Bemerkung über dessen Vater von sich gab.
    »Wie lange dauert es wohl noch, bis die Karawane
    hier eintrifft, Zenor?«, wandte irgendjemand in wesentlich freundlicherem Ton ein. Es war Danil, Kindans Vater und der Partner des einzigen noch lebenden Wachwhers des Camps.
    »Ich entdeckte sie, als sie den Taleingang erreichte«, antwortete Zenor. »In ungefähr vier, höchstens sechs Stunden müssten die Wagen hier sein.«
    »Es ginge schneller, wenn die Straße gepflastert
    wäre«, murrte Tarik und bedachte Natalon mit einem vorwurfsvollen Blick.
    »Wir müssen unsere Arbeitskraft klug einsetzen,
    Onkel«, gab Natalon diplomatisch zurück. »Ich hielt es für wichtiger, Bäume zu fällen, um die Stämme zum Abstützen der Stollen zu verwenden.«
    »Noch mehr Grubenunfälle können wir uns nicht
    leisten«, pflichtete Danil ihm bei.
    »Und unseren letzten Wachwher dürfen wir auch
    nicht verlieren«, ergänzte Natalon. Zenor verbiss sich ein Grinsen, als er sah, wie Kindans Vater resolut nickte.
    »Wachwhere sind doch zu nichts nütze«, knurrte
    Tarik. »Früher sind wir auch ohne sie ausgekommen.
    Zwei sind mittlerweile fort, und bis jetzt hat uns der Verlust nicht geschadet.«
    »Wenn ich mich nicht irre, hat der Wachwher Wensk
    dein Leben gerettet, Tarik«, warf Danil mit einem bitteren Unterton ein. »Und das, obwohl du seine Warnung ignoriert hast. Ich für mein Teil glaube, dass dein schändliches Benehmen Wenser bewogen hat, seinen Wachwher zu nehmen und uns zu verlassen.«
    Tarik schnaubte verächtlich durch die Nase. »Wenn
    wir den Stollen mit
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