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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege
Autoren: Anne McCaffrey
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Orten zu sehen, wo andere hilflos sind.
    Diese Gabe hat sich heute bewährt. Nuella, ihre Freunde und der Wachwher Kisk haben uns aus dem verschütteten Stollen gerettet.«
    »Du lebst!« Jenella pflügte sich durch die Menschentraube, das Baby Larissa im Arm haltend. Mit der anderen Hand griff sie nach Natalon. »Du lebst!« Sie blickte in die Runde. »Wem soll ich für deine Rettung danken ...?«
    Kindan schob Nuella nach vorn. Mit Tränen in den
    Augen schaute Jenella auf ihre Tochter.
    Nuella reckte energisch das Kinn vor. »Du darfst dich bei mir bedanken, Mutter.«
    Jenella drückte Kindan das Baby in den Arm, zog
    Nuella an ihre Brust und fing hemmungslos an zu
    schluchzen. Als sie sich wieder gefasst hatte, hob sie den Kopf und sah die umstehenden Menschen trotzig an. »Das ist meine Tochter Nuella. Mein ganzer Stolz.«
    »Aber sie hat die Rettungsaktion nicht allein durchgeführt«, warf Zenor ein. Einen Moment lang fragte sich Kindan, ob dieser Einwand klug war. Zenor wollte doch wohl nicht Nuellas Ruhm schmälern und vielleicht verhindern, dass sie im Camp akzeptiert wurde. »Ihr Wachwher hat ihr geholfen.«
    Zenor grinste Kindan an und wisperte ihm ins Ohr:
    »Du hast es gewusst, nicht wahr?«
    »Offen gestanden hatte ich gehofft, ich würde mich nicht irren«, zischelte Kindan genauso leise zurück.
    Zenor drückte freundschaftlich Kindans Schulter, als Anerkennung und Dank für das Opfer, das er brachte.
    »Nuellas Wachwher?«, wiederholte Natalon
    verständnislos und schaute auf das Tier, das sich
    zutraulich an Nuella schmiegte und Kindan ignorierte.
    »Mein Wachwher?«, staunte Nuella und wandte sich an Kindan.
    Der nickte fest entschlossen. »Frag ihn ganz einfach nach seinem Namen«, schlug er vor.
    Nuella schaute verwirrt drein, und Kindan fuhr fort:
    »Mach es so, wie wenn ihr euch mittels Bildern ver-ständigt. Aber dieses Mal achtest du darauf, ob du ein Wort herausfiltern kannst.«
    Ein abwesender Ausdruck trat auf Nuellas Züge, und plötzlich strahlte sie über das ganze Gesicht. »Der Wachwher heißt Nuelsk! Gerade hat er es mir gesagt!«
    Sie vollführte einen Luftsprung und rannte zu Kindan.
    »Er heißt Nuelsk! Ach, Kindan!«, jubelte sie, »du hast mir deinen Wachwher geschenkt!«
    Kindan drückte Nuella an seine Brust, dann ließ er sie wieder los. Er lächelte glücklich. »Ich glaube, dieser Wher hat von Anfang an zu dir gehört, Nuella. Ich habe dir geholfen, ihn aufzuziehen, und nicht umgekehrt. Du warst schon immer seine menschliche Partnerin.«
    Zenor kam zu ihnen und griff nach Nuellas Hand.
    Kindan schmunzelte, als er sah, wie Nuella Zenors
    Händedruck erwiderte und dann ihren Arm um seine
    Taille schlang.
    »Wenn du ihn jetzt küsst, weiß das ganze Camp Bescheid«, flüsterte Kindan Nuella ins Ohr.
    »Das ist gut so«, raunte sie. Sie nahm Zenors Gesicht in beide Hände und drückte ihm einen herzhaften Kuss auf die Lippen. Die Umstehenden lachten laut auf, als sie Zenors Überraschung bemerkten.
    »Gib gut auf ihn Acht«, ermahnte Kindan das Mädchen, als Zenor sich schließlich aus der Umarmung löste, während sein Gesicht vor Freude und Verlegenheit rot anlief.
    »Selbstverständlich«, erwiderte Nuella. »Ich kümmere mich doch schon seit langem um ihn.« Dann runzelte sie die Stirn. »Aber was wird jetzt aus dir, Kindan?«
    Aus der Menge löste sich ein Mann und trat vor. »Ich hätte da eine Idee.« Es war Meister Zist. »Der Meisterharfner von Pern schickte mir diese Nachricht. Es handelt sich um ein offizielles Schreiben.« Er drückte Kindan ein Pergament in die Hand. Kindan entrollte es und wäre um ein Haar umgekippt, als er den Text las.
    »Ich bin jetzt ein Harfner?«, staunte er mit weit aufgerissenen Augen.
    »Nun ja, diese Urkunde besagt, dass du ein Harfner auf Probe bist«, entgegnete Meister Zist lächelnd. »Vermutlich wird man dich in der Harfnerhalle in endlose Gespräche verwickeln und alles wissen wollen, was du über Wachwhere gelernt hat.« Er beugte sich vor und murmelte so leise, dass nur Kindan ihn verstand. »Du wirst ein großartiger Harfner sein, mein Junge, ich vertraue auf dich.«
    »Nun, Kindan«, erkundigte sich Natalon interessiert.
    »Was wirst du tun?«
    »Ich denke, ich werde singen«, gab der jüngste Harfner von Pern zurück.
     
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