Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege
Autoren: Anne McCaffrey , Todd McCaffrey
Vom Netzwerk:
solide gebaut, dass es einem Fädenfall hätte standhalten können. Doch bis zum Dritten Vorbeizug des Roten Sterns mussten noch sechzehn Planetenumläufe vergehen, und die Kumpel waren froh, bis dahin in ihren behaglichen Privat-quartieren weilen zu können, die bequem nahe an der neuen Zeche lagen.
    An der Straße, die vom Platz zum Hügel führte, standen auf halber Strecke ein einzelnes Haus und ein gro-
    ßer Schuppen. In dem Haus wohnte Kindan, und der Schuppen beherbergte Dask, den einzigen noch ver-bliebenen Wachwher des Camps. Dask war mit Kindans Vater, Danil, verbunden.
    Von der Wachstation auf der Bergkuppe nicht zu sehen, hinter einer Wegbiegung, erhob sich ein weitaus stattlicheres und massiveres Gebäude, eine Art Festung aus Stein, die Natalon, dem Obersteiger* des Camps gehörte. Nördlich davon, getrennt durch einen von einer Mauer umfriedeten Kräutergarten, lag eine kleinere, aber beinahe ebenso stabil gebaute Unterkunft, in der der Harfner des Camps lebte.
    Gleich hinter der Behausung des Harfners, von der

    * Ein Steiger ist eine Aufsichtsperson im Bergbau, abgeleitet »vom steten Steigen und Einfahren in die Grube«, wie es im vorindustriellen Zeitalter üblich war. - Anm. d. Übers.

    vom Aussichtspunkt aus gerade noch eine Wand zu sehen war, machte der Bergrücken - ein Ausläufer des mächtigen Gebirges im Westen - einen jähen Knick. Die sich davor erstreckende Ebene wurde von einem zwei Kilometer weiter liegenden Gebirgssporn begrenzt und bildete ein breites, flaches Tal. Einhundert Meter westlich des Aussichtspostens befand sich der Eingang zur Zeche.
    Die Jungen kannten sich bestens in dem Tal aus, obwohl sich das Landschaftsbild ständig änderte; selbst Kindan war ortskundig, dabei weilte er erst seit sechs Monaten im Camp. Die herrliche Aussicht von der Bergkuppe hatte heute für sie keinen Reiz. Nicht einmal die Hochzeitsvorbereitungen interessierten sie. Die beiden Knaben hatten nur Augen für die
    Handelskarawane, die sich am Seeufer entlang schlängelte.
    »Wo ist Terregar?«, fragte Zenor. »Kannst du ihn sehen?«
    Kindan blinzelte und beschattete die Augen mit der Hand, doch die Geste diente lediglich der Effekt-hascherei. Die Entfernung war viel zu groß, als dass er eine bestimmte Person hätte erkennen können.
    »Noch nicht«, entgegnete er gereizt. »Aber irgendwo da drunten muss er ja sein.«
    Zenor lachte. »Das kann man nur hoffen. Falls nicht, bringt deine Schwester ihn um.«
    Kindan funkelte ihn wütend an. »Solltest du nicht zu Natalon laufen und ihm Bescheid sagen?«
    »Ich?«, wehrte Zenor ab. »Ich stehe Wache, ich bin kein Kurier.«
    »Splitter und Scherben!«, stöhnte Kindan. »Ich bin ganz außer Puste.« Mit gedämpfter Stimme fügte er hinzu: »Außerdem weißt du, wie Natalon auf diese Nachricht reagieren wird.«

    Zenor riss die Augen auf. »Und ob ich das weiß! Er hat sich so sehr gewünscht, dass deine Schwester bei uns im Camp bleibt. Darüber ist hier jeder informiert.«
    »Genau«, pflichtete Kindan ihm bei. »Stell dir vor, wie wütend er sein wird, wenn ich ihm die Botschaft überbringe.«
    »Ach, komm schon, Kindan«, wiegelte Zenor ab. »Es gibt auch eine gute Nachricht - eine ganze Handelskarawane ist zu uns unterwegs. Das wiegt die Hiobsbotschaft, dass es eine Hochzeit gibt, wieder auf.«
    »Eine Hochzeit, die Natalon ausrichten muss«, hielt Kindan ihm entgegen. Er seufzte. »Na ja, wenn du darauf bestehst, spiele ich den Kurier.« Er legte eine thea-tralische Pause ein und fasste seinen kleineren Freund lauernd ins Auge. »Sis* hat gesagt, dass ich heute Abend Dask baden soll.«
    Zenor kniff leicht die Augen zusammen und dachte kurz nach. »Willst du damit sagen, dass ich dir helfen darf, den Wachwher zu baden, wenn ich den Kurierdienst übernehme?«
    Kindan grinste. »Richtig geraten!«
    »Tatsächlich?«, vergewisserte sich Zenor hoffnungsvoll. »Und dein Dad hätte auch nichts dagegen?«
    Kindan schüttelte den Kopf. »Er darf es nur nicht herausfinden.«
    Die Vorstellung, nicht nur etwas Besonderes, sondern gleichzeitig etwas Unerlaubtes zu tun, brachte Zenors Augen zum Strahlen. »Abgemacht. Ich lauf runter.«
    »Toll«
    »Einen Wachwher zu baden ist natürlich nicht dasselbe, wie einen Drachen einzuölen«, fuhr Zenor fort.
    Jedes Kind auf Pern hegte insgeheim den Wunsch,

    * Sis ist die Abkürzung von Sister (englisch Schwester). - Anm. d.
    Übers.

    einen Drachen für sich zu gewinnen und mit einem dieser gigantischen, feuerspeienden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher