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Drachenmagier

Titel: Drachenmagier
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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wieder in Schlaf gesunken und niemals mehr aufgetaucht.
    Unglücklicherweise
wurde er immer munterer, je mehr er sich bemühte
weiterzuschlafen. Helles Licht
drang durch seine geschlossenen Lider. Schmerzende Stellen an seinem
Körper
verrieten ihm, daß er schon einige Zeit auf der harten,
glatten Fläche lag, die
er unter sich spürte. Er fror, und er hatte Hunger und Durst.
    Ohne
Umschau zu halten, konnte er nicht wissen, wohin es ihn
verschlagen hatte. Das
Todestor führte zu jedem der vier von den Sartan
während der Teilung
erschaffenen Reiche. Es gewährte außerdem Zugang zum
Nexus, dem wunderschönen
Land der Dämmerung, in dem die
›rehabilitierten‹ Patryn nach ihrer
Entlassung
aus dem Labyrinth eine Heimat finden sollten. Vielleicht befand er sich
dort.
Vielleicht wieder auf Arianus. Vielleicht war alles nur ein
Traum gewesen.
Wenn er die Augen aufmachte, lag er vielleicht auf dem Deck der Himmelsstürmer, und über ihm stand schnüffelnd der Hund.
    Alfred kniff so fest die Augen zu, daß seine
Gesichtsmuskeln
weh taten. Doch entweder Neugier oder der stechende Schmerz, der durch
seine Lendenwirbel
schoß, bewegen ihn zur Aufgabe. Stöhnend
öffnete er die Augen, setzte sich auf
und musterte ängstlich seine Umgebung.
    Vor Erleichterung
wären ihm fast die Tränen gekommen.
    Er befand sich in
einem großen Raum, erfüllt von einem
zauberhaften, weichen weißen Licht, das
den marmornen Wänden entströmte. Auch der Boden war
aus Marmor, eingelegt mit
Runen – Runen, die er kannte und erkannte. Die Decke
wölbte sich hoch über
ihm, eine Kuppel, getragen von schlanken Säulen.
Eingelassen in die Wände des
Raums waren Reihe um Reihe von Kammern hinter Scheiben aus Kristall,
Kammern
als Ruhestätten für Menschen in Stasis; Kammern, die
durch tragische Umstände
zu Särgen geworden waren.
    Alfred wußte, wo er
sich befand – im Mausoleum von Arianus. Zu Hause. Sein
Entschluß stand
augenblicklich fest, er würde nie wieder fortgehen. Er
würde für immer in
dieser unterirdischen Welt bleiben. Hier war er sicher. Keiner
wußte von diesem
Ort, außer einer Nichtigen, einer Zwergin namens
Jarre, und auch sie würde den
Weg nicht wiederfinden. Niemand konnte ihn finden,
dafür sorgten starke
Schutzzauber. Mochte auf Arianus der Krieg zwischen Elfen, Zwergen und
Menschen
toben; mochte Iridal die Welten nach ihrem vertauschten Sohn
durchforschen;
mochten Armeen von Wiedergängern über die
ausgeglühten Ebenen Abarrachs
schreiten – er wandte allem den Rücken,
außer den vertrauten, geliebten,
stummen Toten, die von nun an seine einzigen Gefährten sein
sollten. Was kann
ich schließlich tun? Ein einzelner Mann? fragte er sich
niedergeschlagen.
    Nichts.
    Kann man von mir
erwarten, daß ich etwas tue?
    Nein.
    Und wer könnte es von
mir erwarten?
    Niemand.
    Alfred wiederholte es:
»Niemand.« Er erinnerte sich an Abarrach, an das
wundervolle, bestürzende
Gefühl, als ihm plötzlich offenbar wurde,
daß im Universum eine höhere Macht
des Guten existierte, daß er nicht allein war, wie er all die
Jahre geglaubt
hatte.
    Aber das Wissen, die
Gewißheit, war geschwunden, gestorben mit Jonathan, dem
jungen Herzog, dem hoffnungsvollen
Idealisten, der von den Wiedergängern und Lazaren Abarrachs
getötet und zu
einem der ihren gemacht worden war.
    »Ich muß es mir
eingebildet haben«, sagte Alfred traurig. »Oder
vielleicht hat Haplo recht
gehabt. Vielleicht war ich der Urheber der Vision im
Sanktuarium, ohne es zu
wissen. Ähnlich wie bei meinen
Ohnmachtsanfällen oder vorher, als ich die
Beschwörung sprach, die den Wiedergänger seines
magischen Lebens beraubte. Und
wenn das stimmt, dann stimmte auch das, was Haplo sagte. Ich habe den
armen Jungen
in den Tod geführt. Getäuscht von falschen Visionen,
falschen Versprechen,
opferte er sein Leben für nichts und wieder
nichts.«
    Alfred barg den Kopf
in den zitternden Händen, die schmächtigen Schultern
sanken hinab. »Wohin ich
gehe, folgt mir das Unheil auf dem Fuße. Und deshalb
gehe ich nirgendwo mehr
hin. Ich bleibe hier. Sicher, geschützt, umgeben von denen,
die ich einst
liebte.«
    Er konnte jedoch nicht
bis zum Ende seiner Tage auf dem harten, kalten Boden sitzen bleiben.
Es gab
andere Räume und Zimmer; die Sartan hatten hier unten
gewohnt. Stöhnend
bemühte er sich aufzustehen. Seine Füße und
Beine schienen damit nicht
einverstanden zu sein und
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