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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition)
Autoren: Michael Reaves
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gefüllt mit Kräutern und Flüssigkeiten. Auf einer riesigen Werkbank lag alles nur mögliche Werkzeug. Andere Gegenstände, von Gartengeräten bis zu einem Sternhöhenmesser, standen in Ecken oder hingen von den Balken herunter. Schriftrollen und Experimente, an denen Amsel gerade arbeitete, waren über den ganzen Raum verteilt – Amsel war kein sehr ordentlicher Hauseigentümer. Er steckte jetzt die Schoten für eine spätere Untersuchung in eine seiner Taschen und befasste sich dann mit der Überprüfung brodelnder Destillierkolben und dem Auswiegen verschiedener Stoffe.
    Gewöhnlich war er damit zufrieden, den größten Teil des Tages derart zu verbringen, aber heute stellte er fest, dass sein Interesse an der Laboratoriumsarbeit allmählich nachließ. Er fühlte eine innere Unruhe; sein Haus, in dem er sich sonst so sicher und geborgen fühlte, schien ihn einzuengen. Er blickte aus dem Fenster auf die oberen Zweige, die leise im Wind schwankten, und kam schnell zu einem Entschluss. Heute war ein Tag für draußen. Er würde sich einer Spielerei hingeben und es Arbeit nennen – er würde seine neueste Erfindung, seine Segelschwinge, hinauf zum Hochspitzpass tragen und den Tag damit verbringen, die Geheimnisse des Fluges zu erforschen.
    Nachdem er diesen Entschluss gefasst hatte, ging Amsel nach draußen und zu dem gewaltigen Stamm des Baumes, wo eine Reihe von Stufen hinauf in die belaubten Höhen führte. Er kletterte schnell bis zu einem großen, breiten Ast, der durch das Laubwerk hindurch in den klaren Himmel ragte.
    Dies war der Ort, wo Amsel seine raumgreifenderen Erfindungen unterbrachte. Der Ast reichte bis über die flache Hochebene der Mesa, so dass er aus dem Baum auf das Gras dort oben treten konnte, um mit Hilfe seines Fernrohrs die Krater des Mondes zu zählen oder mit seinem Tretrad über die flachen kahlen Felsen der Mesa zu fahren. Amsel betrachtete diese und andere seiner Erfindungen voller Stolz und kniff dann verdutzt die Augen zusammen. Etwas fehlte. Er machte eine sorgfältige Bestandsaufnahme und stellte schließlich fest, dass seine Segelschwinge nirgends zu sehen war. Er warf einen Blick in sein Notizbuch, um sich zu vergewissern, dass er sie nicht woanders abgestellt und dann vergessen hatte. Es gab keinen Hinweis auf einen anderen Standort, Amsel zog die buschigen Augenbrauen hoch.
    »Mir scheint, ich bin bestohlen worden«, sagte er.
     
    »Wo ist mein Sohn?«
    Die Stimme weckte Agron und Pennel, die vor dem erloschenen Feuer dösten. Einen Augenblick lang waren beide ganz benommen und wussten nicht, wo sie sich befanden. Auch das Zuschlagen der Schlafzimmertür half ihnen nicht, wieder zu sich zu kommen. Bevor sie sich erheben konnten, war Jondalrun zu dem schmalen Bett hinübergegangen, wo er jetzt stand und auf Johans Leiche hinunterblickte.
    Dann drehte er sich um, schnell trotz seines massigen Körperbaus, und starrte seine Mitstreiter im Ältestenrat an, die jetzt am Kamin standen. »Was ist geschehen?«, fragte er, fast knurrend. »Ich wollte mit euch sprechen … euch berichten.«
    »Du bist zusammengebrochen, Jondalrun«, sagte Agron voller Mitgefühl. »Kein Grund, sich zu schämen.«
    Jondalrun sah sich um, als suche er etwas, woran er seine Wut auslassen konnte. Pennel fragte: »Warum sagst du es uns nicht jetzt …«
    »Bei den vier Jahreszeiten, das werde ich!«, donnerte Jondalrun. »Ich werde es der ganzen Stadt sagen … dem ganzen Land! Die Simbalesen haben meinen Sohn getötet!«
    »Was?«, fragten Pennel und Agron einstimmig.
    Jondalrun berichtete mit einer solchen Leidenschaft, dass sie ihn hin und wieder davon abhalten mussten, die Einrichtung zu zertrümmern. Der hinterhältige Zauberer Amsel, den er schon seit Langem im Verdacht habe, mit den Sim verbündet zu sein, habe seinen Sohn Johan mit Zaubermacht dazu verführt zu fliegen – und dies im vollen Bewusstsein, dass Johan leichte Beute sein werde für ein Windschiff der Sim. Ob sie die Absicht gehabt hätten, seinen Sohn gefangen zu nehmen oder zu töten, wisse Jondalrun nicht, aber die Verschwörung habe zu Johans Tod geführt. »Es ist eine kriegerische Handlung!« Jondalrun, dessen Gesicht ziegelrot war, schlug mit der Faust auf den Tisch. »Die Simbalesen spielen mit uns«, brüllte er, »und ich sage euch, wir müssen ihnen zeigen, dass sie nicht unsere Kinder ermorden können! Wir müssen sie angreifen!«
    Die Eindringlichkeit seiner Worte schockierte Pennel und Agron – sie hatten gewusst, dass
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